Augenärzte müssen Millionen zurückzahlen
Mehrere Augenärzte haben bereits über drei Millionen Franken an Krankenkassen zurückerstattet. Auslöser dafür war eine Beobachter-Recherche, die dubiose Abrechnungen aufgedeckt hatte.
Veröffentlicht am 4. Dezember 2020 - 11:47 Uhr
Vor zwei Jahren deckte der Beobachter zweifelhafte Abrechnungspraktiken und andere Missstände bei Augenärzten auf («Goldene Nase für Augenärzte» ).
Manche betrieben Briefkastenfirmen mit dem einzigen Zweck, den Krankenkassen höhere Einkaufspreise für Kunstlinsen und Verbrauchsmaterial vorzutäuschen.
Andere schwatzten ihren mehrheitlich betagten Patientinnen und Patienten mit grauem Star Linsen mit fragwürdigen Zusatzfunktionen auf, etwa UV-Filter und Filter für «verbessertes Nachtsehen». Den Aufpreis steckten sie in die eigene Tasche.
Mehrere Krankenversicherer überprüften nach dem Erscheinen des Berichts die Praktiken. «Wir konnten bisher zu Gunsten der Prämienzahlerinnen und Prämienzahler rund 2,6 Millionen Franken zurückfordern, die von den Augenärzten ungerechtfertigterweise in Rechnung gestellt worden waren», heisst es bei einer grossen Krankenkasse, die nicht genannt werden will.
Die Groupe Mutuel hat mehrere interne Verfahren gegen Ärzte eingeleitet. Diese seien langwierig, da sich die Beweisführung aufgrund der Briefkastenfirmen sehr schwierig gestalte, teilt eine Sprecherin mit. «Trotzdem haben wir bereits mehrere Hunderttausend Franken zurückerhalten», so die Sprecherin.
Bei der CSS standen nicht primär Rückforderungen im Fokus, sondern vertragliche Lösungen, die eine pauschale Abgeltung für die Linsen vorsehen. «Hier konnten wir Verbesserungen erzielen», sagt eine Sprecherin. Zudem habe man die interne Rechnungskontrolle verstärkt.
Die KPT schreibt, dass mehrere Krankenkassen wegen der fragwürdigen Abrechnungspraktiken beim Augenarztverband interveniert haben. Dieser sei in der Folge aktiv geworden und habe die Augenärzte auf das korrekte Vorgehen hingewiesen.
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4 Kommentare
Einfach peinlich, wenn überdurchschnittlich gut verdienende Augenärzte und -innen mit Beschiss an den Krankenkassen und deren Versicherten glauben den Hals noch voller kriegen zu müssen. Das bestätigt die Meinung über Tarmed als Selbstbedienungsladen. Zum Glück ist der Betrug aufgeflogen, auch dank Beobachter. Hoffentlich bleiben die Versicherer hart dran und zucken nicht nur mit den Schultern: Es ist ja nur das Geld der Versicherten, erhöhen wir einfach die Prämien !!
Guten Morgen
Ich mache ähnliche Erfahrungen bei einem Dermatologen, der gezeigte Hautflecken als nicht bösartig bezeichnet, sie dann weglasert. Dabei diskutieren er über den Preis, der nach Anzahl der Hautflecken abhängig ist, je mehr je billiger pro Fleck....
Anschliessend die Kosten sofort per Kreditkarte einfordert ohne eine Rechnung ausstellen zu wollen.
Im Preis der Behandlung ist auch die Beratung inbegriffen, die Kosten der Beratung will er aber auch ein zweites Mal der Krankenkasse verrechnen, mit der Begründung für mich würden ja keine weiteren Kosten entstehen......
Der ganze Vorgang habe ich der Krankenkasse bereits gemeldet und die Behandlung offen.
Nebst der Absicht Leistungen doppelt zu berechnen, gehe ich davon aus, dass durch die Einnahme mit Leistungen ohne Rechnung, wahrscheinlich auch steuerbare Leistungen nicht abgerechnet werden.
Jürg Weber, 8046 Zürich
Sehr seltsam, meine Linsen und Opperationsmedikamente wurden von der KK nicht bezahlt, weil sie nicht mehr im Katalog sind. Was zählt jetzt?
Das können Sie kontrollieren, indem Sie die Spezialitätenliste für die Medikamente konsultieren. Die dort erfassten Medikamente muss die KK vergüten. Dasselbe gilt für die Mittel- und Gegenständeliste (sog. MIGEL). Die "Gegenstände" dort muss die KK vergüten. Kontrollieren Sie noch wie es um Ihre Franchise stand. Vielleicht war da noch etwas offen ?