Fort mit Schaden
Tausende Hapimag-Teilhaber möchten ihre Ferienaktien loswerden. Doch keiner will sie - oder wenn, dann nur zu einem Spottpreis.
Veröffentlicht am 26. September 2006 - 12:44 Uhr
Ascona, Sylt, Marbella oder Paris: Die Liste der verlockenden Reiseziele ist lang. 53 Resorts und Ferienanlagen lassen sich bei Hapimag in Baar ZG buchen. Allerdings nicht wie in einem klassischen Reisebüro. Man muss Teilhaber werden und erwirbt sich mit dem Kauf einer oder mehrerer Aktien das unbefristete Recht, die Ferienanlagen zu nutzen. Anders als bei Time-Sharing-Anbietern muss man sich bei Hapimag nicht für eine Ferienanlage entscheiden, sondern kann jedes Mal neu wählen, wohin man möchte.
Diese Flexibilität war für die Übersetzerin Ada Faerber ein Argument: 1994 kaufte sie für je 7765 Franken zwei Aktien der Hapimag. Tatsächlich genutzt hat sie das Angebot nur zweimal: auf Mallorca und in Antibes. «Die dritten geplanten Ferien, in Chamonix, hat Hapimag im letzten Moment storniert», erinnert sie sich.
Doch nicht deswegen will sich die 87-Jährige von ihren Hapimag-Aktien trennen, sondern weil sie wegen ihres Gesundheitszustands nicht mehr reisen kann. Sie bräuchte das Geld zudem dringend für medizinische Therapien und Medikamente. «Als ich die Aktien kaufte, wurde mir versprochen, dass ich sie nach vier Jahren an Hapimag zurückverkaufen könne», so Ada Faerber. Man sagte ihr aber nur die halbe Wahrheit. Vier Jahre nach dem Kauf kann man sich zwar für den Rückkauf anmelden - bis dieser tatsächlich stattfindet, dauert es aber Jahrzehnte.
Sofortverkauf mit massivem Verlust
Seit 1999 ist die Zahl der Rückkaufanträge förmlich explodiert. Mehr als jede zehnte der in Umlauf befindlichen Aktien, exakt 28'146 Stück, wollen die Besitzer loswerden. Tatsächlich zurückgekauft hat Hapimag 2005 aber gerade mal 235 Stück, zum heutigen Ausgabepreis von 9282 Franken minus eines Abschreibers von 20 Prozent. Der Grund: Hapimag hat in den allgemeinen Geschäftsbedingungen festgelegt, dass auf zehn neu verkaufte Aktien nur eine alte zurückgenommen wird. Und weil in den letzten Jahren die Neuverkäufe eher harzig verliefen, wird die Rückkaufliste länger und länger.
Die Konzernleitung sei «allen Aktionären gegenüber gleichermassen verpflichtet, insbesondere der grossen Mehrheit, die bei Hapimag bleiben will», entgegnet Konzernchef Kurt Scholl. Was er damit sagen will: Würden mehr Aktien zurückgekauft, müssten Resorts verkauft werden, um das Geld dafür aufzutreiben - doch das würden die verbleibenden Aktionäre kaum goutieren.
Im Wissen, dass dieser Zustand «unbefriedigend» sei, biete Hapimag im kommenden Jahr ein Rückkaufprogramm an, das einen «klaren Rückkaufwert und Zeithorizont» nennen werde. Gute Nachrichten also? Nicht wirklich, denn Scholl schränkt ein, dass sich der Rückkaufpreis «an der Eigenkapitalsubstanz» der Aktie orientieren werde. Und diese liegt bei rund 3900 Franken. Mit einem solch massiven Verlust gegenüber dem seinerzeit bezahlten Ankaufpreis kann man Hapimag-Aktien allerdings schon jetzt verkaufen:
- Entweder auf inoffiziellen Wegen wie Internetversteigerungen (auch wenn Ebay und Ricardo dies formell untersagen) oder über private Makler. Auf einschlägigen Homepages liegen allerdings die derzeit billigsten Angebote bei weniger als 3000 Franken pro Aktie.
- Oder über das offizielle «Vermittlungsprogramm». Man verkauft seine Aktie an Hapimag für einen Betrag zwischen 3000 und 4000 Franken. Hapimag gibt diese deutlich teurer an Neukunden weiter, falls diese gleichzeitig eine Aktie zum vollen Preis erwerben. Immerhin 1791 Aktien haben letztes Jahr auf diesem Weg den Besitzer gewechselt.
Hapimag wieder auf Erfolgskurs
Der damit verbundene enorme Abschreiber stösst Ada Faerber und den anderen unzufriedenen Aktionären jedoch sauer auf - umso mehr, als Hapimag im letzten Jahr (nach einer Durststrecke) wieder Gewinn erwirtschaftete und sich laut Geschäftsbericht «in einer ausgezeichneten und sehr gesunden finanziellen Verfassung» befindet.