Wenn der Zähler zu viel zählt
Moderne Stromzähler liefern teils völlig falsche Messwerte. Und das ausgerechnet bei Spar- und LED-Lampen.
aktualisiert am 6. Juni 2017 - 14:15 Uhr
Fünf von neun Stromzählern können Werte angeben, die massiv über dem eigentlichen Verbrauch liegen. Das zeigt eine Untersuchung der niederländischen Universität Twente und der Hogeschool van Amsterdam. In einem Fall lag der Messwert 582 Prozent über der effektiv verbrauchten Strommenge. Zwei Zähler zeigten 30 Prozent zu wenig Verbrauch an.
Besonders hoch waren die Abweichungen, wenn LED-Leuchten und Stromsparlampen mit einem Dimmer kombiniert wurden. Eine Konstellation, wie sie heute in fast jedem Haushalt vorkommt. Das Problem liegt offenbar im technischen Aufbau der Zähler, deren Sensoren mit gewissen Auswirkungen von energiesparenden Geräten nicht umgehen können. Bei modernen, energiesparenden Geräten wie LED-Lampen entstehen Oberwellen, die die Messung des Zählers beeinflussen.
Besonders absurd: Die getesteten Zähler erfüllen alle gesetzlichen Anforderungen und sind auch amtlich zertifiziert. Sie stammen von verschiedenen Herstellern und sind europaweit im Einsatz, auch in der Schweiz. Wie vielen Stromkonsumenten in der Schweiz womöglich zu viel oder zu wenig Verbrauch abgerechnet wird, ist nicht bekannt. Man könne dazu keine Angaben machen, erklärt sowohl die Vereinigung schweizerischer Elektrizitätsunternehmen, Electrosuisse, wie das Bundesamt für Energie. Nicht betroffen sind die älteren elektromechanischen Ferraris-Zähler, die bis heute in vielen Häusern im Einsatz sind.
Die falschen Messwerte entstünden ja nur bei Geräten mit geringem Stromverbrauch, so Radomir Novotny von Electrosuisse. «Obwohl der Fehler gross ist, sind die Auswirkungen auf die Stromrechnung oft gering.» Stromfresser wie Heizungen und Boiler würden kaum Oberwellen erzeugen und könnten damit auch mit der gesetzlich vorgeschriebenen Genauigkeit erfasst werden. «Aber geeichte Zähler sollten natürlich im gesamten Einsatzbereich genau sein.»
Der für die Untersuchung verantwortliche Professor Frank Leferink sagt, er habe seine Ergebnisse bereits vor zwei Jahren Herstellern und Behörden mitgeteilt, passiert sei aber nicht viel. «Sie waren überrascht und alles andere als glücklich darüber, dass wir unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse publik machten.» Bis heute würden Hersteller und Behörden das Thema am liebsten totschweigen. Man suche zwar intensiv nach Lösungen, «aber leider völlig unkoordiniert».
3 Kommentare
Sind Sie mutig, konsequent? Dann fordern Sie den Einbau eines bisherigen Stromzählers ein, ohne Ablesungsgebühren (Das würde auch die elektromagnetische Bestrahlung reduzieren, also Schutz-vor-Strahlung). Im 9 Parteien-Block habe ich als einziger Mieter den Einbau eines Smartmeters erfolgreich verweigert.
Der Einbau eines Smartmeters ist gesetzlich (noch) nicht zwingend. Jedoch erst dann, falls die SchweizerInnen das Stromgesetz, resp. den Mantelerlass annehmen würden.
Das Problem ist existent! IBK Kloten besteht aber darauf (Jahr 2018) das ihre Zähler richtig messen. Obwohl wir uns immer mehr einschränken (Boiler und GS nur in der Nacht nutzen und bei längerer Abwesenheit fast alles stromlos machen sowie auf LED umrüsteten sind die kWh-Werte mit jeder Rechnung höher. Unsere Digitalzähler sind von Landis+Gyr DFS - Typ ZMB 120. Leider kümmert sich niemand darum.
Danke für den HInweis. Ich habe denselben Zählertyp, und Jahr für Jahr steigen meine kWh, obschon wir alle Geräte konsequent ersetzten mit E-Label A+ und A++ und überall mit LED leuchten die Glühbirnen ersetzt haben. Zudem nimmt mit Auszug der Kinder der Stromverbrauch zu, während ich beim Wasserverbrauch die temporäre Abwesenheit jeden Familienmitglieds sofort erkennen kann.
Ich habe den begründeten Verdacht diese elektronischen Zähler messen die Oberwellen der elektronischen Verbraucher.
Verlangen Sie von Ihrem EVU dass sie Ihnen einen alten Ferraris zähler als Kontrollmessung einbauen.