Swiss Global Card: «Schwerer Verdacht auf ein Schneeballsystem»
Als Kaufanreiz für die Swiss Global Card werden Gratisferien und etliche Vergünstigungen offeriert. Jetzt laufen Ermittlungen gegen die anbietende Firma.
Veröffentlicht am 3. September 2002 - 00:00 Uhr
Michael Gunzinger, 18, freute sich, als ihn auf der Hauptgasse in Thun eine junge Frau ansprach und ihm drei Tage Gratisferien in einem europäischen Hotel freier Wahl sowie etliche Vergünstigungen offerierte. Zu haben sei all dies mit der Swiss Global Card (SGC) für nur 39 Franken im Monat.
Der Lehrling unterschrieb sofort. Erst später bemerkte er, dass er sich damit mindestens für ein Jahr verpflichtet hat. Die Karte kostet so effektiv 468 Franken. Dafür gibts Rabatte beim Pneuhändler oder im Fitnesscenter. Wobei die Nachfrage in den entsprechenden Geschäften allerdings zeigt, dass diese die Preisabschläge oft auch ohne SGC-Karte offerieren.
Lukrativ wird das Ganze erst, wenn der Karteninhaber selbst auf Kundensuche geht: Für jeden neu angeworbenen Kunden gibts zehn Franken im Monat. Und an den vom Neukunden rekrutierten weiteren Kunden verdient man auch mit bis zur fünften Stufe. Die Verkäufer versprechen monatliche Einnahmen von mehreren tausend Franken. «Das riecht nach Schneeballsystem», sagt Gunzinger und versucht jetzt, aus dem Vertrag auszusteigen.
Hinter der SGC steckt die Firma HVV GmbH in St. Gallen. Gemäss Verkaufsleiter Claude Ruoss sind bereits 1300 Karten im Umlauf. Er baut das Angebot laufend aus und sagt: «Wir handeln legal.» Für Trudi Lörtscher vom Bundesamt für Justiz ist das nicht so klar: «Es besteht ein sehr schwerer Verdacht auf ein Schneeballsystem.» Jetzt ermittelt der Untersuchungsrichter in St. Gallen in Sachen Swiss Global Card und zeigt vielleicht bald die rote Karte.