Und plötzlich hat man doch Druckerpatronen bestellt
Bestellungen erschleichen: Die Masche ist alt, die Firmen dahinter sind neu.
Veröffentlicht am 20. Juni 2019 - 19:40 Uhr
Der Trick ist offenbar immer noch gut für schnelles Geld: Im Beobachter-Beratungszentrum sind in den vergangenen Monaten immer wieder Anfragen in Sachen Druckerpatronen-Schwindler eingegangen.
Wie die Masche funktioniert, musste kürzlich Florian Frick erfahren. Der Zivildienstleistende arbeitet als Lehrerassistent an der Schule Dotzigen BE. Dort erhielt er kürzlich einen Anruf von der Firma TriMedia GmbH. Ein «Herr Bergmann» beschied ihm, man habe ein defektes Paket mit Druckerpatronen zurückerhalten, das an die Schule adressiert gewesen sei. Er schicke gleich ein Ersatzpaket los. Alles, was es noch brauche, sei eine Bestätigung durch Frick.
Florian Frick erinnerte sich, dass ein paar Tage zuvor im Lehrerzimmer tatsächlich von einer Tonerbestellung die Rede war. Als Bergmann darauf eine Mail schickte, antwortete Frick denn auch bloss noch mit «Ok». Was er erst im Nachhinein merkte: Viel weiter unten im Mail und erst durch längeres Scrollen sichtbar stand, dass er mit seiner Einwilligung eine Bestellung auslöste. Tatsächlich hatte zuvor niemand von der Schule Dotzigen bei der TriMedia GmbH Toner bestellt – der Anruf und die Mail waren eine Finte, um eine Bestellung zu erschleichen.
TriMedia-Geschäftsführerin Leonora Hoti weist die Vorwürfe zurück und betont, man sei «ein seriöses Unternehmen». Der Schule Dotzigen habe man zwar ein Angebot gemacht, diese habe aber abgelehnt. Die Schule habe von der TriMedia GmbH «keine Ware und keine Rechnung erhalten».
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) rät getäuschten Kundinnen und Kunden, den Firmen per Einschreiben mitzuteilen, dass man nichts bestellt habe und die Rechnung nicht bezahlen werde.
Ausserdem empfiehlt es sich, die Vorfälle dem Seco zu melden. Wenn sich die Beschwerden gegen eine bestimmte Firma häufen, kann das Staatssekretariat Bussen aussprechen – vermutlich mit ein Grund für die kurze Lebensdauer der Trickserfirmen. Sämtliche Firmen, über die der Beobachter in den vergangenen Jahren berichtete, sind mittlerweile in Liquidation.
Haben Sie Ware erhalten, die Sie gar nie bestellt haben? Im Merkblatt «Unbestellte Zusendung» lesen Beobachter-Mitglieder, wie man sich wehren kann, wenn deswegen plötzlich Mahnungen verschickt werden. Die gleichnamige Mustervorlage zeigt überdies, wie man den Anbieter höflich und bestimmt auf die unbestellte Zusendung aufmerksam macht.
3 Kommentare
Es bleibt nicht beim Toner, neuerdings versuchen sie uns mit derselben Masche einen überteuerten "Erste Hilfe Koffer" anzudrehen! Gross im Mail soll ich nur die "Lieferadresse bestätigen" und im kleingedruckten wird dann von einer Bestellung gesprochen.....
Die Firma Trimedia ist immer noch aktiv. Da ich aber meinen Toner-Haushalt selber im Griff habe, sagte ich der Dame mit osteuropäischem Akzent, ich glaube ihre Geschichte nicht. Ich wüsste nicht, wozu ich ihr meine Mailadresse mitteilen sollte. Die Dame hat sich dann relativ plötzlich verabschiedet (061 4851316). Anschliessend habe ich Trimedia gegoogelt und bin bei Ihnen gelandet.
Danke RCI für den Kommentar. Auch wir wurden als Firma eben von der Firma TriMedia kontaktiert und ein aufmerksamer Standortleiter ist zum Glück misstrauisch geworden und hat das finale OK verweigert. Auch bei uns wurde von einer defekten Rücksendung gesprochen. Die Firma versucht also mit gezielten Falschinformationen neue Kunden zu gewinnen. Wenn das mal nicht strafrechtlich relevant ist ... Eigenartig finde ich auch, dass an besagtem Standort eine Tonerbestellung hängig war. Woher kommen die an solche interne Informationen?