Das kann die Weihnachtsstimmung ordentlich verderben: Viele Lichterketten beinhalten alarmierend grosse Mengen an illegalen Schadstoffen. Im Auftrag der Organisation «Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland» (BUND) testete ein Labor stichprobenartig Lichterketten und -schläuche von namhaften Onlinehändlern.

Das Ergebnis: alle vier untersuchten Produkte überschritten die erlaubten Grenzwerte bei gesundheits- und umweltschädlichen Chemikalien. Getestet wurden sie auf Phthalate (DEHP und DBP) und Chlorparaffine, beides sind Weichmacher. Bei der LED-Lichterkette der Marke Hellum fand das Labor beispielsweise das 240-fache der erlaubten Menge. «Mit einem solch erschreckenden Ergebnis haben wir nicht gerechnet», schreibt die Umweltschutzorganisation in einer Medienmitteilung. Sie fordert die Hersteller auf, die Lichterketten umgehend vom Markt zu nehmen. 
 

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Conrad nimmt Lichterkette aus dem Sortiment

Auch in der Schweiz sind die entsprechenden Marken und Lichterketten über Onlineshops, bei Detailhändlern oder in Baumärkten erhältlich. Am weitesten verbreitet ist die Marke Konstsmide. Im Test kam sie zwar noch am besten weg, weist aber auch eine zu hohe Konzentration von Phthalaten auf. In der Schweiz gelten dieselben Grenzwerte wie in der EU.

Die Importeure sind dafür verantwortlich, dass die Vorschriften eingehalten werden. Auf die Ergebnisse der deutschen Testreihe hingewiesen, haben einige Detailhändler bereits reagiert: 

  • Der Elektronik-Versandhandel Conrad Electronic führte im Onlineshop die getesteten Lichterketten von Konstsmide und Hellum und hat sie aus dem Sortiment genommen. «Kunden, welche eine dieser Lichterketten gekauft haben, dürfen diese an uns zurückgeben. Entweder in den Filialen in Dietlikon und Emmenbrücke oder in unserer Zentrale in Wollerau», so die Firma. 
  • Interdiscount verkauft zwar nicht die getestete Lichterkette, aber andere Produkte der Marke Konstsmide. Nach der Anfrage des Beobachters nahm Interdiscount vorübergehend alle Konstsmide-Artikel aus dem Sortiment, bis die Situation mit dem Hersteller geklärt war. Danach gab das Unternehmen bekannt, dass es bei den anderen Produkten keine Grenzwertüberschreitungen gebe.
  • Coop führt keines der genannten Produkte, sagt die Mediensprecherin. Auf der Webseite sind auch keine der vier Marken aufzufinden. 
  • Migros teilt mit: «Die Migros führt keines der untersuchten und bemängelten Produkte im Sortiment». Der Detailhändler verkauft allerdings andere Lichterketten und Lampen der Marke Konstsmide, wie die Webseite zeigt
  • Auch Jumbo führt Lichterketten von Konstsmide, das getestete Produkt jedoch nicht. Trotzdem klärt die Firma die Situation generell ab. 
  • Bei Hornbach war die schadstoffbelastete Lichterkette von Konstsmide zwar früher erhältlich, heute aber nicht mehr. Entsprechend sieht das Unternehmen derzeit keinen Handlungsbedarf. 
  • Der Baumarkt und Onlinehändler OBI antwortete nicht auf die Anfrage des Beobachters. Im Onlineshop sind Lampen der Marke Globo im Angebot, aber keine Lichterketten. Von Konstsmide hingegen führt OBI eine Reihe verschiedener LED-Lichterketten, darunter auch solche mit 80 Dioden. Ob es sich dabei um die in Deutschland getestete handelt, lässt sich nicht eindeutig feststellen.


Die Umweltschutzorganisation BUND ist der Meinung, das Ergebnis des Tests weise auf ein grundsätzliches Problem hin: «Die Ergebnisse zeigen wieder einmal, dass viele Unternehmen ihre Lieferkette nicht im Griff haben», sagt die Schadstoff-Expertin des BUND. 

Ergebnis der Testreihe des BUND

Hellum Lichterkette

Schadstoff Grenzwert Schadstoffgehalt3
Phthalate (DEHP + DEBP) 0,10%1 24%
Kurzkettige Chlorparaffine 0,15%2 0,24%

 

Salcar Lichterschlauch

Schadstoff Grenzwert Schadstoffgehalt3
Phthalate (DEHP + DEBP) 0,10%1 11,2%
Kurzkettige Chlorparaffine 0,15%2 1,4%

 

Konstsmide Lichterkette

Schadstoff Grenzwert Schadstoffgehalt3
Phthalate (DEHP + DEBP) 0,10%1 0,16%
Kurzkettige Chlorparaffine 0,15%2 0,03%

 

Globo Lichterkette

Schadstoff Grenzwert Schadstoffgehalt3
Phthalate (DEHP + DEBP) 0,10%1 27%
Kurzkettige Chlorparaffine 0,15%2 2,2%

1 ROHS-Richtlinie | 2 POP-Verordnung | 3 In der Kabelummantelung

 

Quelle: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) | detaillierter Überblick der Testresultate (Artikelnummer, Händler etc.)

Gefahr für Umwelt und Gesundheit

Die nachgewiesenen Weichmacher gelten als bedenklich für Gesundheit und Umwelt. Phthalate können durch Ausdünsten oder Abrieb aus dem Weihnachtsschmuck entweichen und in die Umwelt gelangen. Sie sind – wie es das Bundesamt für Umwelt nennt – reproduktionstoxisch. Das heisst, dass sie den körpereigenen Hormonen ähneln und die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen sowie zu Entwicklungsstörungen bei Nachkommen führen können. Sie werden auch mit einer Reihe weiterer Krankheiten in Verbindung gebracht.

Chlorparaffine sind besonders für Wasserorganismen hochgiftig und äusserst langlebig. Sie stehen im Verdacht, beim Menschen für Schäden an verschiedenen Organen sowie Krebs verantwortlich zu sein.  

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Tina Berg, Redaktorin
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