Auf der Jagd nach Kunden setzen Internetanbieter vor allem auf eins: schnell, schneller, am schnellsten. «Wir bieten einen Speed von 500 Megabit pro Sekunde», wirbt die UPC. Die Swisscom preist ihren Kunden sogar ein Tempo von bis zu 1 Gigabit pro Sekunde auf der Datenautobahn an.

Dabei genügt für viele alltägliche Anwendungen schon ein Zehntel der teuersten Geschwindigkeit (siehe «Was braucht wie viel Tempo?»). «Es ist tatsächlich fraglich, ob Privathaushalte wirklich eine Datenrate von mehr als 100 Megabit pro Sekunde haben müssen», sagt Peter Heinzmann, Internettechnologe an der Hochschule für Technik Rapperswil.

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Zum Surfen genüge etwa eine Verbindungsgeschwindigkeit von 20 Megabit pro Sekunde. Man nehme fast keinen Unterschied wahr, wenn man diese auf 100, 500 oder gar 1000 Megabit erhöhe. Und selbst wenn vier Personen gleichzeitig vier verschiedene TV-Programme in Ultra-HD schauen, genügen rein rechnerisch 100 Megabit.

Kommt hinzu, dass die teuer eingekaufte Highspeed-Datenrate in vielen Heimnetzwerken gar nicht ausgeschöpft werden kann. «Die Provider können die Übertragungsgeschwindigkeit nur bis zum Modem in der Wohnung beeinflussen», so Heinzmann. Danach verlangsamen Limitierungen auf den Endgeräten (etwa beim WLAN), falsche Einstellungen oder alte Hardware die Geschwindigkeit.

Tipps und Tricks fürs Turbonetz

Wer das Gefühl hat, er surfe auf der Kriechspur, sollte zunächst prüfen, was der Internetanbieter ins Haus liefert. Dazu schliesst man den Computer über das Kabel ans Modem an. Dann führt man mit einem Speedtest-Programm eine Messung durch – am besten über 24 Stunden. Dabei sollten mindestens 80 Prozent der versprochenen Datenrate erreicht werden. Geeignete Testprogramme findet man etwa unter www.speedtest.cnlab.ch oder www.speedtest.net.

Wenn beim Speedtest mindestens 80 Prozent der versprochenen Datenrate erreicht wurden, sollte man die Geräte überprüfen, die man normalerweise über Kabel oder WLAN nutzt. Wenn nun dieser Test deutlich niedrigere Datenraten zeigt, kann dies an den folgenden Faktoren liegen:

 

  • WLAN: Richtig schnell ist nur der neuste Standard für drahtlose Netzwerke (Vermerk «IEEE 802.11n» oder «IEEE 802.11ac»). Zudem sollten die Einstellungen des WLAN-Routers optimal sein; entsprechende Infos findet man in der Bedienungsanleitung.
  • Modem/Router: Entscheidend sind das Modem beziehungsweise der Router des Providers und der Switch (zum Anschluss von mehreren Geräten). Teils benötigen diese Geräte ein Update, oder sie müssen bereits nach zwei, drei Jahren ausgetauscht werden. Manchmal wirkt schon ein regelmässiger Reset Wunder, also das Ausschalten und Neustarten.
  • Verbindungen: Achten Sie auf neue Netzwerkkarten und neue Kabel. Die neusten decken 1 Gigabit pro Sekunde ab. Wenn Sie weniger Tempo benötigen, genügt auch der ältere Standard mit 100 Megabit (ersichtlich unter «Netzwerkverbindung» oder «Netzwerkadapter»). Grundsätzlich gilt: Je mehr Geräte und Verteilpunkte man einsetzt, umso langsamer wird das Netz.
  • Alte Hardware: Das Heimnetz wird langsam, wenn der Router als Verteilzentrale mit veralteten WLAN-Geräten oder über Powerline (Netz über Stromkabel) kommunizieren muss. Prüfen Sie, ob noch alte Handys oder Laptops drahtlos verbunden sind. LAN-Verbindungen über Kabel sind generell schneller und sicherer, und sie richten ihr Tempo auch nicht auf veraltete Hardware aus.
  • Computer/Betriebssystem: Leistungsschwache Rechner werden oft schon durch interne Aktivitäten halb lahmgelegt (Antivirensoftware, Download von Updates, Datenübertragung im Hintergrund und Ähnliches).
  • Webbrowser: Ein Update oder die Neuinstallation des Browsers kann helfen, damit das System wieder richtig flott arbeitet. Mitunter bringt auch ein Wechsel des Browsers Verbesserungen.
     

Wer alles richtig konfiguriert hat, aber trotz Tempoabo nur mit halber Kraft im Netz unterwegs ist, sollte den Internetprovider kontaktieren.

Was braucht wie viel Tempo?

Für den Alltag genügt meist ein Bruchteil der Highspeed-Übertragungsraten.

Musik-Streaming und Telefonie

  • Musikübertragung: 0,192 Mbit/s
  • Telefonie (via Skype): 0,128 Mbit/s
  • Videotelefonie (Skype Audio und Video): 0,4 Mbit/s

TV-/Video-Streaming

  • Standardqualität (Standard Definition): 3 Mbit/s
  • Hohe Qualität (High Definition): 5 Mbit/s
  • Höchste Qualität (Ultra-HD): 25 Mbit/s

Online-Games

Hier ist eine kurze Reaktionszeit meist wichtiger als die Datenrate. Sie sollte unter 100 Millisekunden liegen. Provider wie UPC, Swisscom oder Sunrise bieten heute genug kurze Reaktionszeiten. Bei getrübtem Spielerlebnis sind meist andere Faktoren schuld – etwa die Reaktionszeit auf dem weiteren Weg im Netz oder die Entfernung zum Server des Anbieters.

Bytes, Bits – wie bitte?

Man unterscheidet zwischen Datenvolumen (Megabyte) und Datenraten zur Übermittlung (Megabit pro Sekunde). Die Umrechnung von Bytes in Bits erfolgt mit dem Faktor 8. Der Download eines kürzeren Youtube-Videos in guter Qualität – 20 bis 30 Megabyte – dauert bei einem Internetabo mit 500 Mbit/s ungefähr eine halbe Sekunde.

Autor: Jürg Zulliger
Illustration: Beobachter / Anne Seeger und Andrea Klaiber