Endlich sorglos im Ausland mit dem Handy surfen und telefonieren können. Endlich nicht mehr über Zusatzkosten nachdenken müssen. Diese Freiheit preist UPC mit ihren neu lancierten «Mobile Europe»-Abos an. Erhältlich ab 35 Franken pro Monat, mit mindestens 1000 MB Datenvolumen im Ausland, unlimitierten Anrufen und unlimitiertem SMS-Versand.

Dass UPC bei den Auslandstarifen in die Offensive geht, erstaunt nicht. Diskussionen über die Roaming-Gebühren sind ein Dauerbrenner. Davon können die Experten im Beobachter-Beratungszentrum ein Lied singen: Wenn sich Abonnenten über merkwürdige Datenmengen wundern, die sie in den Ferien online abgerufen haben sollen – trotz ausgeschaltetem Roaming.

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Und auch bei der Ombudscom (Schlichtungsstelle Telekommunikation des Bundes) treffen laufend Meldungen über horrende Handyrechnungen nach Auslandaufenthalten ein. 175 Beschwerden verzeichnete die Schlichtungsstelle im Jahr 2016 wegen Roaming – mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Allerdings machten Roaming-Fälle nicht einmal 3 Prozent sämtlicher Meldungen aus.

Die EU schafft das Roaming ab

Den Zeitpunkt für die neuen Abos hat UPC nicht zufällig gewählt. Zehn Jahre wurde in Brüssel verhandelt, per 15. Juni 2017 hat die EU die Roaming-Gebühren nun definitiv abgeschafft. Das heisst: Wer in einem EU-Staat einen Handyvertrag abschliesst, muss bei einem Auslandsaufenthalt innerhalb der EU ab sofort nicht mehr mit zusätzlichen Kosten rechnen.

In der Schweiz profitiert man dagegen nicht von der neuen EU-Regelung. Weiterhin wird den hiesigen Telekomfirmen jeder Anruf, jede SMS und jedes Kilobyte im Ausland von den dortigen Anbietern verrechnet.

Viele Schweizer zahlen nicht zusätzlich

Für den Umgang mit Roaming haben sich in der Schweiz zwei Optionen bewährt:

  • Der Erwerb von zusätzlichen Datenpaketen zu einem pauschalen Aufpreis. (z.B. bei der Swisscom: 200 MB für rund 10 Franken)
  • Der Abschluss von Handy-Abos, die bereits ein gewisses Roaming-Guthaben beinhalten.

Zweitere erfreut sich besonderer Beliebtheit. Weil die Inklusivleistungen ausreichen, zahle die Mehrheit ihrer Privatkunden mit Abo heute nicht mehr zusätzlich für Roaming in Europa, heisst es bei der Swisscom. Lediglich 25 Prozent ihres Roaming-Datenvolumens verrechnete sie im ersten Quartal dieses Jahres noch ihren Kunden. Und bestätigt damit den Trend der letzten Jahre: Betrugen 2010 die Roamingumsätze der Schweizer Telekomanbieter 926 Millionen Franken, waren es 2015 noch 625 Millionen Franken. Ein Rückgang um knapp einen Drittel.

Braucht es diese neuen UPC-Abos also eigentlich gar nicht?

Telekommunikationsexperte Ralf Beyeler vom Vergleichsdienst Verivox widerspricht: «Ich finde das neue UPC-Angebot sehr spannend.» Denn sich vor den Ferien Gedanken über den Gebrauch des Handys im Ausland machen zu müssen statt einfach losreisen zu können, sei «eine Zumutung». Die bestehenden Abos, die ein Roaming-Guthaben beinhalten, kritisiert er: «Sie werden zu überhöhten Preisen verkauft.»

In Beyelers Analyse kommt das neue, einfach gestaltete UPC-Angebot deshalb gut weg. Neben dem günstigeren Preis gebe es weniger Einschränkungen als bei der Konkurrenz - keine Beschränkung auf eine bestimmte Anzahl Tage und nicht weniger Datenvolumen fürs Ausland als innerhalb der Schweiz. (siehe Abo-Vergleich am Ende des Artikels) 

Gleichzeitig erhöht UPC damit den Druck auf die anderen Anbieter. Davon könnten im Endeffekt alle Konsumenten profitieren.

In diesen europäischen Ländern ist das Daten-Roaming in den neuen UPC-Abos inbegriffen:

Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Grossbritannien, Irland, Island, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik, Ungarn, Zypern.

 

In diesen nicht:

u.a. Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Mazedonien, Montenegro, Serbien, Türkei

Für wen könnten sich die «Mobile Europe»-Abos lohnen?

Laut Ralf Beyeler überschätzen die meisten Kunden, wie wenig Daten sie überhaupt benötigen. Drei Viertel aller Nutzer in der Schweiz würde weniger als 1 GB Daten im Monat verwenden und «rennt trotzdem lieber den unlimitierten Flatrates nach», so der Experte. Für diese Anwender – oder insbesondere auch in Grenzregionen – könne sich eines der neuen UPC-Roaming-Abos durchaus lohnen. Diese seien zwar nicht die allergünstigsten, dafür könne man ohne Sorgen innerhalb der EU verreisen. Auf dem Markt gäbe es aber auch andere günstige Angebote – zum Beispiel von Wingo oder M-Budget Mobile. 

Oder man bleibt bei seinem bestehenden Abo und profitiert weiterhin vom Roaming-Guthaben. Oder kauft sich ein Datenpaket dazu. Hauptsache, nach dem nächsten Trip ins Ausland liegt nicht plötzlich eine unerwartet hohe Handyrechnung im Briefkasten.

Roaming: Welches ist im Normalfall das beste Vorgehen?
  • Überlegen Sie sich zuerst, wie Sie im Ausland kommunizieren möchten.
     
  • Verzichten Sie darauf, im Ausland über das Mobilfunknetz Videos, Radioprogramme oder Musik zu streamen.
     
  • Deaktivieren Sie auf Ihrem Smartphone die Synchronisierung mit der Cloud und Hintergrund-Updates über das ausländische Mobilfunknetz. 
     
  • Wenn Sie sich an diese Vorgaben halten und das Gerät durchaus intensiv brauchen, dürften Sie kaum mehr als 100 bis 200 MB Daten pro Woche verbrauchen. 
     
  • Experte Ralf Beyeler empfiehlt deshalb: «Zuerst einfach mal das einfachste Datenpaket kaufen. Anschliessend kann man jederzeit nachkaufen.»

 

Auf was sollten Grenzgänger achten, damit sie nicht in die Roamingfalle tappen?

Am besten das Smartphone auf manuelle Netzwahl einstellen. Auch wenn dies etwas mühsam ist, weil man dann im Ausland jeweils wieder das Netz ändern muss.

Gerade in Grenzregionen, wo das Netz ständig wechselt, sei das neue Angebot der UPC sehr spannend, sagt Beyeler. 

Denn dann man muss sich keine Gedanken mehr machen, ob man nun mit dem heimischen oder dem ausländischen Mobilfunknetz verbunden ist.

 

Lohnt sich der Kauf einer Prepaid-Karte im Ausland, um allfälligen Roamingkosten zu entgehen?

In Europa lohnt sich dieser Aufwand laut Beyeler nicht. Lokale Prepaid-Karten sind zwar günstiger, aber für ein Datenpaket mit 200 MB bezahlt man bei der Swisscom rund 10 Franken, 1 GB sind gar für unter 30 Franken zu haben.

Anders sieht es ausserhalb Europas aus. Beyeler: «In Thailand oder auf den Malediven empfehle ich, eine lokale SIM-Karte zu kaufen.»

Zudem bietet sich der Kauf eines mobilen WLAN-Hotspots an. Dieser – etwa so gross wie ein Smartphone – ist im Handel für unter 100 Franken erhältlich. Setzt man die lokale SIM-Karte im Hotspot ein, ist man nicht nur auf seinem Smartphone weiterhin unter der Schweizer Telefonnummer erreichbar, es lässt sich auch ganz einfach über den WLAN-Hotspot mit dem Internet verbinden. Und dies alles ohne einen einzigen Rappen Roaminggebühr.

Roaming-Abos im Vergleich

Der Vergleichsdienst Verivox hat die Preise und Leistungen der diversen Roaming-Abos in der Schweiz einander gegenübergestellt:

 

Abos mit Roaming
(Europa)
Roaming
Anrufe
Flatrate
Daten-
roaming
Kosten/Monat
(ohne Gerät)
UPC Europe 1000 Flat Ja 1 GB/Mt. CHF 35
UPC Europe 4000 Flat Ja 4 GB/Mt. CHF 45
Yallo Fat Nein 200 MB/Mt. CHF 58
Salt Plus Swiss Nein 200 MB/Mt. CHF 59
Swisscom inOne XS* Ja 1 GB/Jahr CHF 60
UPC Europe 10000 Flat Ja 10 GB/Mt. CHF 65
Swisscom inOne S* Ja 2 GB/Jahr CHF 70
Yallo Super Fat Ja 1 GB/Mt. CHF 88
Salt Plus Europe Ja 1 GB/Mt. CHF 89
Swisscom inOne M* Ja 3 GB/Jahr CHF 90
Sunrise Freedom Max Nein 200 MB/Mt. CHF 100
Swisscom inOne L Ja 12 GB/Jahr CHF 120
Sunrise Freedom
Super Max
Ja 2 GB/Mt. CHF 130
Swisscom inOne XL Ja 24 GB/Jahr CHF 180
* Roaming zwischen 30 bis 60 Tage im Jahr
Quelle: Verivox
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