Man kennt es nur allzu gut: Stundenlanges Anstehen am Bügellift, das Outfit peinlichst aus der Mode, die Bretter technisch veraltet, die Zehen blau, das Budget überschritten – Skifahren ist nicht nur lustvoll. Wer Berge und Schnee nicht missen, Nerven und Portemonnaie aber schonen möchte, dem sei hier zu einer Alternative geraten: Schlitteln. In vielen Skigebieten werden Schlitten und Rodel für 10 bis 30 Franken vermietet, dazu kommt der Preis für die Bergbahn-Tageskarte. Im Rodel-Mekka Bergün GR beispielsweise kostet eine solche 32 Franken.

Kein Wunder also, erlebt das Volksschlitteln ein Revival. Längst nicht nur Kinder geniessen die Talfahrt auf zwei Kufen, auch immer mehr Erwachsene entdecken Schlitteln als Wintersport. In der Schweiz gibt es 150 offizielle Bahnen; die mit 15 Kilometern längste führt vom Faulhorn auf die Bussalp bei Grindelwald im Berner Oberland.

Oberstes Gebot für ausgedehnte wie auch für kürzere Fahrten ist eine gute Ausrüstung. Dazu gehören Wanderschuhe mit gutem Profil (für Profis Bremsschuhe oder entsprechende Aufsätze), wasserdichte Skihosen, Stulpen, Kappe oder Helm (besonders für Kinder und Sportrodler), gute Handschuhe und eine Skibrille.

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Bremsen will gelernt sein

Und wie stehts mit dem fahrbaren Untersatz? Das Schlittenangebot ist gross, und nicht jedes Modell eignet sich für jeden Anspruch. Kleinere Kinder etwa haben anfangs oft Mühe beim Steuern. «Sie sollten unbedingt zuerst das Bremsen lernen, am besten an einem flach auslaufenden Hang», sagt Monique Walter von der Schweizerischen Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU). Die Fachfrau rät zu Kunststoffbobs mit Bremskrallen aus Metall und mit einem Steuerrad: «Für Kinder sind diese einfacher zu lenken.»

Wenn es die ganze Familie auf die Schlittelbahn zieht, leisten die Klassiker unter den Holzschlitten wie der Davoser oder der Grindelwalder noch immer gute Dienste, zumal sie robust sind. Der Fachmann jedoch ortet Mängel: Liegt zu viel Neuschnee auf der Piste, wird aus der geplanten Abfahrt bald ein gemächlicher Spaziergang – und Papa darf ziehen. Ist die Bahn vereist, kommt der sperrige Davoser leicht von der Ideallinie ab.

Kufenkenner Hans-Peter Sahrhage vom Internet-Shop schlitten.ch empfiehlt deshalb das Umsteigen auf den Rodel. Die Vorteile: Die Kufen sind nicht durch einen Steg verbunden wie beim Schlitten; Rodel sind dadurch beweglicher und sicherer zu lenken. Sie werden mit gestreckten Beinen gefahren, gesteuert wird mit Druck und Gewichtsverlagerung. Vereiste Strecken sind für Rodler kein Problem, im Gegenteil: «Je härter die Fahrbahn, desto besser», weiss Sahrhage. Mit einem Rodel kann man aber auch noch fahren, wenn 20 Zentimeter Schnee auf der Bahn liegen. Rodel gibt es in verschiedenen Ausführungen (siehe Nebenartikel «Runter kommen sie immer: Die Familie der Schlitten»), und sie sind in der Regel schneller als Schlitten. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann Rodeln auch in Kursen lernen.

Bauchlage ist gefährlich

Für experimentierfreudige Schlittelfans sei noch der Carving-Bob erwähnt: Obwohl aus Kunststoff gefertigt, ist dieser Schlitten laut Sahrhage sehr robust. Gelenkt wird er wie ein Carving-Ski durch starke Gewichtsverlagerung. Doch ob Schlitten, Rodel oder Bob, punkto Sicherheit hat man bei der BfU eine einfache allgemeine Regel: «Niemals bäuchlings schlitteln, das Risiko für Kopfverletzungen ist vor allem bei Kindern enorm hoch», so Monique Walter.

Internet


Buchtipps

  • «Schlittelspass für Gross und Klein»; Coop-Presse, 2000, 96 Seiten, 10 Franken

  • Johann Mayr: «Rodeln in den bayerischen Alpen»; Bruckmann-Verlag, 2000, 144 Seiten, Fr. 17.40

  • «Schlitteln – mit Sicherheit mehr Spass» (PDF, 100 kb); kann auch als Gratisbroschüre bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) bestellt werden (Telefon 031 390 22 22)
Quelle: Walter Bieri