Rekordhoch: Soll ich jetzt Gold kaufen?
Mehr als 77’000 Franken für ein Kilo – der Goldpreis kennt aktuell nur eine Richtung: nach oben. Soll man jetzt kaufen? Und wenn ja: Wie geht das?
Veröffentlicht am 31. Oktober 2024 - 14:26 Uhr
Der Goldpreis hat einen neuen Höchststand erreicht. Warum?
Finanzanalysten nennen dafür eine Vielzahl von möglichen Gründen. Die wachsende Staatsverschuldung in den USA zählt dazu, die steigende Nachfrage nach Gold in China, aber auch die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Zinsen. Letzten Endes ist es eine Folge des Prinzips von Angebot und Nachfrage: Weil viele Leute viel Gold kaufen wollen, steigt der Preis.
Und warum wollen viele Leute Gold kaufen?
So ist es immer in unsicheren Zeiten, denn Gold gilt seit jeher als «sicherer Hafen». Angesichts der zahlreichen Krisenherde weltweit – etwa in der Ukraine und im Nahen Osten – glauben viele Menschen nicht mehr an steigende Börsenkurse, für die es ja eine boomende Wirtschaft als Basis braucht. Deshalb legen sie ihr Geld lieber in Gold statt in Aktien an.
Ist der Goldpreis schon zu hoch, um jetzt noch aufzuspringen?
Das kann niemand mit Bestimmtheit sagen. In der Vergangenheit stieg der Goldpreis langfristig betrachtet stetig an, es gab aber immer wieder auch heftige Kursausschläge nach unten. Doch daraus lässt sich nicht zwingend auf die Zukunft schliessen.
Aktuell liegt der Goldpreis bei fast 2800 Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm), das ist die gängigste Handelseinheit. Umgerechnet sind das ungefähr 2400 Franken, also pro Kilogramm mehr als 77’000 Franken. Im laufenden Jahr ist der Preis um mehr als 30 Prozent gestiegen. Analysten halten kurz- bis mittelfristig einen Preis von über 3000 Dollar pro Unze für realistisch, das wären nochmals 10 Prozent mehr als jetzt. Aber Goldkäufer sollten auch allfällige Währungsschwankungen zwischen dem Schweizer Franken und dem Dollar einkalkulieren, denn Gold wird überwiegend in Dollar gehandelt.
Gold wird niemals wertlos werden, bietet also einen Inflationsschutz, oder?
Das sind zwei unterschiedliche Dinge. Es gibt eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass immer irgendjemand Gold kaufen will, dass es also niemals wertlos sein wird. Insofern kann es für eine bessere Diversifikation («Nicht alle Eier in einen Korb legen!») sinnvoll sein, einen Teil seines Geldes in Gold anzulegen.
Mit Inflationsschutz hat das aber nichts zu tun. Gold vermehrt sich ja nicht, wirft also keinen Ertrag ab, anders als beispielsweise Aktien, Obligationen oder ein Sparkonto. Auf lange Sicht betrachtet, rentieren Investitionen in Aktien deutlich besser als solche in Edelmetalle.
Ich will trotzdem Gold – soll ich es als Barren kaufen?
Viele Anlegerinnen und Anleger, die auf Gold schwören, wollen es dinglich besitzen: in Form von Barren oder Münzen. Das kann man. Aber man muss sich bewusst sein, dass dies Kosten verursacht. Entweder man kauft einen sicheren Tresor, den man zu Hause einbauen lässt, mietet ein Bankschliessfach oder zahlt Depotgebühren, wenn man das Gold auswärts aufbewahren lässt.
Für physisches Gold gilt: Je schwerer der Barren, desto besser. Der Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufspreis ist nämlich umso grösser, je kleiner der Barren ist. Bei einem Kilobarren beträgt die Differenz etwa 1 Prozent, bei einem 100-Gramm-Barren liegt sie bei rund 1,5 Prozent, bei einer Unze bereits bei 4 Prozent.
Gibt es Alternativen?
Sicher, niemand zwingt Sie dazu, wertvolles Gold sicher aufzubewahren. Gemäss einer aktuellen Umfrage der Universität St. Gallen und des Edelmetallhändlers Philoro verstecken 15 Prozent der Schweizer Goldbesitzerinnen dieses in der eigenen Wohnung. 5 Prozent haben es sogar im Garten vergraben. Angesichts des sonst so ausgeprägten Sicherheitsbedürfnisses von Schweizerinnen und Schweizern ist das überraschend leichtsinnig.
Und was ist mit Goldmünzen?
Bei Goldmünzen ist erstens der Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufspreis noch höher als bei Barren. Und zweitens zahlt man eine Art Prägekostenaufschlag zusätzlich zum reinen Goldpreis. Darum sind Münzen als Investment eher weniger geeignet.
Bei in grossen Mengen gehandelten Goldmünzen (wie etwa dem südafrikanischen Krügerrand) fällt dies weniger ins Gewicht als bei Sammlermünzen wie zum Beispiel dem Schweizer Goldvreneli. Dessen Wert beinhaltet noch einen Liebhaberzuschlag. Ein Goldvreneli ist darum sicher ein schönes Geschenk, aber kein gutes Investment.
Mir ist der physische Besitz nicht so wichtig.
Dann sind an der Börse gehandelte Wertpapiere das Richtige für Sie. Die häufigste Form sind sogenannte ETC (Exchange Traded Commodities, der Fachbegriff für börsengehandelte Rohstoffe) oder auch ETF (Exchange Traded Funds), börsengehandelte Fonds, die genau dem Goldpreis folgen. Das ist preiswert, auch mit kleinem Einsatz möglich, einfach zu kaufen und zu verkaufen und lässt sich auch in ein bestehendes Wertschriftendepot einbauen. Achten Sie darauf, dass der ETC oder ETF «physisch hinterlegt» ist. Das heisst: Mit Ihrem Geld wird tatsächlich Gold gekauft, das irgendwo lagert.
Wie hoch sollte der Anteil von Gold an meinem Gesamtvermögen höchstens sein?
Laut der klassischen Vermögensberatung sollte Gold 5 bis höchstens 10 Prozent des Anlagevermögens ausmachen – aber das ist nur eine Faustregel. Am Ende entscheiden Sie selbst, welches Risiko Sie eingehen wollen und können. Auch wenn Gold als «sicherer Hafen» gilt, lässt sich nur mit steigendem Goldpreis eine Rendite erzielen. Darum ist auch Gold letztlich eine spekulative Geldanlage.
Ist es nicht gescheiter, auf Goldminen statt auf Gold zu setzen?
Einige echte und viele angebliche Fachleute empfehlen dies. Die Idee: Wenn der Goldpreis steigt, steigt auch der Gewinn der Firmen, die Goldminen betreiben. Also sollte man auf Aktien von Goldminen setzen oder auf entsprechende Fonds.
Im Grundsatz mag das stimmen, doch das Risiko ist viel höher als beim Gold, weil ein hoher Goldpreis nicht zwingend eine hohe Rendite einer Goldmine bedeutet. Eine Goldmine kann schlecht geführt sein, kann plötzlich weniger Gold schürfen als erhofft, muss vielleicht strengere behördliche Auflagen erfüllen.
Dazu kommen ethische Probleme: Der Goldabbau ist eine grosse Umweltsünde, und die Arbeitsbedingungen in Goldminen sind beinhart – wollen Sie daran Geld verdienen?
In meinem Briefkasten liegen immer wieder Flyer von Goldhändlern, die «Höchstpreise» und «sofortige Barzahlung» versprechen. Soll ich dort meinen Goldschmuck verkaufen?
Nur wenn Sie ihn wirklich loswerden wollen und wenn Sie sich im Klaren darüber sind, was Sie tun. Lassen Sie vorher den Schmuck von einer Fachperson wiegen und schätzen und sich eine Offerte geben. Nur wenn der Flyer-Goldhändler Ihnen dann ein besseres Angebot macht, sollten Sie darauf eingehen.
3 Kommentare
ist es nicht überhaupt "unethisch" gold zu kaufen/ zu besitzen, wenn: "Dazu kommen ethische Probleme: Der Goldabbau ist eine grosse Umweltsünde, und die Arbeitsbedingungen in Goldminen sind beinhart – wollen Sie daran Geld verdienen? "...!?!?
Der Goldabbau ist eine grosse Umweltsünde, und die Arbeitsbedingungen in Goldminen sind beinhart – wollen Sie daran Geld verdienen?
Was ist denn dann der ethische Unterschied, von einer Investition in eine Goldmine, oder in die Investition von schon geschürftem Gold?
Das geschürfte Gold hat ebenfalls Umwelschäden verursacht und wurde unter extrem harten (Sklavenartigen) Umständen geschürft.
Die Umweltschäden habe ich mit eigenen Augen gesehen und sie sind enorm. Die Arbeitsbedingungen kenne ich von Menschen welche in der Mine gearbeitet haben.
"Mit Inflationsschutz hat das aber nichts zu tun."
Sorry, was denn, wenn nicht das!?
" Auf lange Sicht betrachtet, rentieren Investitionen in Aktien deutlich besser als solche in Edelmetalle. "
Ja, Gold hat sich in den letzten 50 Jahren nur für 77-facht !! von 35 Dollar pro Unce auf aktuell gut 2700 Dollar.
Es stimmt die Weltwährung Dollar hat auch fast 80% gegen den Schweizer Franken verloren, diese Währungsverluste hat man auch bei den Aktien im Ausland.