Montag, 24. Juli 2023, zweiter Stock des Justizpalastes in Guatemala-Stadt, drittes erstinstanzlichem Strafgericht. Hier sollte Richter Geisler Smaille Pérez Domínguez entscheiden, ob der Schweizer Ulrich Gurtner Kappeler, angeklagt der Geldwäsche von 115 Millionen Dollar, nach beinahe vier Monaten im Gefängnis aus der Untersuchungshaft entlassen wird.
Korridore und Treppen waren belegt von Anwälten und Gerichtsangestellten in dunklen Anzügen. Polizisten führten die Angeklagten in Handschellen zu deren Verhandlungen. Gurtner ist Direktor eines Genossenschaftsverbandes von 22’000 kleinen Kaffeebäuerinnen und -bauern. Nicht nur seine Bankkonten wurden gesperrt, sondern auch die der Genossenschafter, und damit erhielten die Mitglieder in den abgelegenen Hochebenen und fruchtbaren vulkanischen Tälern des Landes seit Monaten kein Geld mehr für ihren Kaffee, den sie über Nespresso und Starbucks in die ganze Welt verkaufen.