Ein Meer aus Grautönen. Und mittendrin drei leuchtende Wesen, kaum mehr als helle Punkte. Drei Punkte, die sich langsam bewegen, kurz stehen bleiben – und dann im grauen Wald in der Distanz verschwinden. Die Nackenhaare stellen sich auf. Wurden wir gerade von Wölfen besucht?
Es ist drei Uhr nachts. Auf der Alpe Pontimia im Walliser Zwischbergental ist vor einer Viertelstunde der Vollmond hinter dem Pizzo del Büsin verschwunden. Noch immer erhellt sein Licht die schroffen Wände auf der gegenüberliegenden Talseite. Vierhundert Schwarznasenschafe schlafen um mich herum. Und ich bin hellwach.
Genauso wie Héloïse und Marie. Ihre Angst und Aufregung sind hörbar – in ihrer Stimme, in ihrem Atem. Was, wenn die drei Punkte nicht einfach an uns vorbeigezogen wären? Wenn sie keinen Bogen gemacht und sich nicht von unseren Rufen und dem taghellen Licht unserer Jagdlampe hätten beeindrucken lassen? Wenn es Wölfe waren – drei Wölfe auf der Jagd?