Gwaltbereiti Alti i de Migros,
gwaltbereiti Alti im Coop.
Überall hets gwaltbereiti Alti, im Park, am Bahnhof und im Zoo. [...]
Da isch de Fortschritt vo de Medizin. 100i und älter werde isch normal,
aber mir getraued üs nüme voruse, wil si sind längschtens i de Überzahl. [...]
Si sind Gift fürs Stadtmarketing, und für üsri Junge sinds e Gfohr. I will gar nöd wüsse, wie die mol druf sind, so i sechzg oder sibezg Johr. [...]
Der St. Galler Musiker und Kabarettist Manuel Stahlberger gräbt gern in menschlichen Untiefen. Und verpackt seine Beobachtungen in provokative Texte. Zum Beispiel in seinem Lied «Gwaltbereiti Alti». Eine Groteske voller Vorurteile.
Jeder zweite Erwachsene ist voreingenommen gegenüber betagten Menschen, zeigt eine Befragung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Das Generationen-Barometer 2021 zeichnet nach, wo in der Schweiz die Bruchlinie ist: Die Hälfte der über 65-Jährigen hat sich wegen ihres Alters schon benachteiligt gefühlt. Eine Studie der Hochschule Luzern besagt, dass hierzulande jedes Jahr bis zu 500'000 ältere Menschen Opfer von Gewalt werden.
Unsere Gesellschaft hat ein Problem mit den Pensionierten. Sie gelten als Bremser beim Klimaschutz. Als ressourcenschwach, hilfsbedürftig, schwierig. Sie gelten als teuer. Die Pandemie hat dieses Bild noch akzentuiert. «Und vo Tag zu Tag werdeds meh», giftelt Sänger Stahlberger. Heute kommen drei über 65-Jährige auf zehn Personen im berufstätigen Alter. In 30 Jahren werden es schon fünf Alte sein. Die Lebenserwartung steigt, immer weniger Kinder werden geboren. Und gerade sind die ersten Babyboomer in Pension gegangen. Sie werden unsere Gesellschaft noch lange prägen.