Die Trolli-Apfelringe sind in der Schweiz 71 Prozent teurer als in Deutschland. Klar, hohe Schweizer Preise sind häufig. Doch gleich 71 Prozent? Und das, obwohl die Trollis laut Eidgenössischer Zollverwaltung aus Deutschland zollfrei in die Schweiz importiert werden dürfen?

Der Preisvergleich von Mitte Dezember zeigt jedenfalls zwei Dinge: Erstens kosten die Apfelringe mit der Auslobung «Das Orginal» bei Migros und Coop seltsamerweise genau gleich viel: Fr. 1.15 pro 100 Gramm. Die deutschen Detailhändler Edeka, Aldi Nord, Rewe und Kaufland verlangen hingegen unterschiedliche Preise. 67 Rappen pro 100 Gramm sind es umgerechnet im Schnitt. Werden die Apfelringe zum Aktionspreis verkauft, sind es sogar nur 50 Rappen.

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Schweizer Generalimporteur hat Recht auf «Exklusivvertrieb»

Eine Ursache für die hohen Schweizer Preise könnte der Generalimporteur sein. Laut den Angaben auf der Trolli-Verpackung ist die Schweiz das einzige Land Westeuropas, in dem ein Generalimporteur die Exklusivrechte für den Vertrieb besitzt.

Das bedeutet: Werden Trollis in die Schweiz eingeführt, landen sie zuerst in einem kleinen Warenlager in Arlesheim BL. Das Lager «sei das wahre Süsswarenparadies», schreibt der Generalimporteur, die Firma R.C. Andreae AG. Sie bezeichnet sich als das «führende Unternehmen in der Schweiz im Exklusivvertrieb von Süsswaren». Die Firma listet sogar auf, wer alles bei ihr einkauft: «Nebst Grossverteilern bedienen wir den gesamten organisierten Detailhandel sowie 3000 weitere Kunden im Lebensmittelhandel inklusive Kiosken, Tankstellen und Gastro-Unternehmen.»

Verteuern diese Exklusivrechte des Generalimporteurs die Trolli-Produkte in der Schweiz? Das wollte der Beobachter vom Verwaltungsratspräsidenten Johann Valentin Andreae wissen. Doch er reagierte nicht auf mehrfache Anfragen. Die Herstellerfirma Trolli liess eine Medienanfrage ebenfalls unbeantwortet. 

Politischer Widerstand gegen Generalimporteure

Generalimporteure haben in der Schweiz einen schlechten Ruf. Gegen sie wurde sogar eine Initiative lanciert mit dem Titel Fair-Preis-Initiative. Das Parlament fand das Ansinnen so gut, dass es einen indirekten Gegenvorschlag beschlossen hat, der vom Preisüberwacher bejubelt wurde. Er schrieb in seiner «Blick»-Kolumne, dass Unternehmen vielfach «nicht günstig im Ausland beschaffen können». Stattdessen müssten die Produkte «bei einem Generalimporteur beschafft werden, und das oft zu salzigen Preisen». 

Wir fragten deshalb Migros und Coop: «Haben Sie versucht, das Produkt direkt in Deutschland bei der Trolli GmbH einzukaufen?» Coop antwortete: «Über unsere Beschaffungsquellen, Verhandlungen und Vertragsinhalte äussern wir uns grundsätzlich nicht öffentlich.» Die Migros schrieb: «Bitte haben Sie Verständnis, dass wir zur Preisgestaltung einzelner Produkte aus Konkurrenz- und Wettbewerbsgründen keine Details bekanntgeben.»

Migros und Coop betonen aber, dass sie neben dem Markenprodukt Trolli auch günstige Eigenmarken führen. Bei Migros sind es etwa M-Budget-Pfirsichringe, bei Coop der Prix-Garantie-Sour-Mix. Die Produkte kosten 50 und 79 Rappen pro 100 Gramm.

Doch darf ein Generalimporteur überhaupt Exklusivrechte geltend machen? «Viele Generalimporteure in der Schweiz haben ein exklusives Vertriebsrecht in der Schweiz», sagt Andrea Graber, Vizedirektorin der Wettbewerbskommission. «Deswegen leuchten bei uns noch keine roten Lampen auf.» Exklusive Vertriebsrechte für bestimmte Produkte seien wettbewerbsrechtlich unproblematisch. Aber nur solange Schweizer Detailhändler frei seien, die Süsswaren auch im Ausland zu beziehen.

Aldi Suisse umgeht Generalimporteur

So weit die Theorie. In der Praxis gibt es aber Probleme. Denn die Logistik eines Grossverteilers ist nicht ganz einfach: Wer in allen Läden konstant volle Regale haben will, findet in Deutschland kaum einen Händler, der das über Jahre garantieren kann und will. Deshalb eignen sich Parallelimporte aus Deutschland häufig nur als Drohgebärde gegenüber einem Hersteller, nicht als langfristige Beschaffungsstrategie.

Aldi macht es gleich ganz anders als Migros und Coop. Statt auf die teuren Trollis zu setzen, verkauft Aldi das Nachahmerprodukt «Sweetland Apple Rings» für nur 50 Rappen pro 100 Gramm. Der Clou: Diese werden von derselben Firmengruppe hergestellt wie die Original-Trollis.

Der Originalhersteller und sein Billig-Nachahmerprodukt

Um das zu verschleiern, wird auf die Verpackung aber ein anderer Name gedruckt. Statt Trolli GmbH steht dort Mederer GmbH. Doch beide Firmen haben ihren Sitz im selben Gebäude und werden von denselben drei Geschäftsführern geführt. Sie gehören zur Süsswaren-Firmengruppe der Brüder Gregory und Nicolas Mederer. Das zeigt ein Blick ins deutsche Handelsregister.

Allerdings hat die Firmengruppe Mederer beim billigen Aldi-Nachahmerprodukt die Rezeptur verändert. Die Aldi-Ringe haben nur 0,1 Prozent Apfelsaft drin statt 12 Prozent wie bei den Trollis. Und den Aldi-Ringen wurden keine sieben Vitamine zugefügt.

So oder so: Zu viel sollte man von beiden Produkten nicht essen. Das Original und die Aldi-Nachahmung bestehen jeweils zur Hälfte aus Zucker. Beide Produkte werden mit Zitronensäure (E330) sauer gemacht und mit Sorbit (E420) feucht gehalten. Das Konsumportal Codecheck bezeichnet die beiden Stoffe als «problematisch» und schreibt: «Verzehr einschränken».