Der Baum der Erkenntnis, die verbotene Frucht, Eva und die Schlange, der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies – Giovanni Broggini kennt die Symbolik des Apfels nur zu genau. Der Molekularbiologe der ETH Zürich bittet deshalb, möglichst nüchtern über seine Forschung zu schreiben. «Wir versuchen mit modernen Methoden, eine neue Apfelsorte zu züchten, die vorteilhafte Eigenschaften hat. Das ist es, was wir hier machen.»

Der 45-Jährige zeigt auf eine Palette mit zwei Dutzend Plastikbechern. Darin keimen Sprösslinge, aus denen einmal Gala-Äpfel heranwachsen sollen, rot, süss und saftig. Die Pflänzchen sind genetisch verändert, ihnen fehlt ein Gen. Es ist vermutlich das Einfallstor für die Pflanzenkrankheit Feuerbrand. Wenn es fehlt, ist der Apfel wohl weniger verwundbar. Doch funktioniert das tatsächlich? Und schmeckt er dann immer noch wie ein Gala? «Wir werden es erfahren, wenn die Zweige Früchte tragen», sagt Broggini. 

Was er und sein Team gemacht haben, nennt sich Genom-Editierung. Weniger nüchterne Naturen als Broggini versprechen sich davon eine Revolution der Pflanzenzucht. Das wichtigste Werkzeug dabei ist die Genschere Crispr/Cas. Früher wurden Gene ungezielt in die Zelle geschossen. Die Genschere wirkt an einem bestimmten Ort im Genom. Mit ihr kann man Gene einfügen, entfernen, ein- oder abschalten. 

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Die Hoffnungen in die neue Technik sind gross – erst recht, weil die Landwirtschaft vor enormen Herausforderungen steht, weltweit. Der Krieg in der Kornkammer Ukraine ist nur ein Beispiel dafür, wie schnell eine Hungersnot drohen kann. Immer mehr Menschen brauchen Essen, doch jeder neue Acker nimmt der Natur noch mehr Raum. Der Klimawandel mit Hitzeperioden und Extremniederschlägen setzt den Pflanzen zu. Und es wird immer deutlicher, wie stark Pestizide die Umwelt belasten.