Ein Backsteingebäude an der Theaterstrasse in Winterthur. Kein Hinweisschild – erst wer die Treppe in die erste Etage hochsteigt, findet an der Eingangstür das Firmenlogo: «Ekol Bildungszentrum». Es ist Mittwochnachmittag, in den Zimmern büffeln Schüler Mathematik und Deutsch, fast ausschliesslich Migrantenkinder.

«Unser Nachhilfeunterricht ist konfessionell strikt neutral. Religion spielt im Unterricht keine Rolle», sagt Schulleiter Abdullah Yildiz. Wirklich? Getragen wird das Institut vom muslimischen Kulturverein Prisma. Die Mitglieder wollen das in den Medien «verzerrte Bild des Islams» korrigieren.

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Türkische Muslime betreiben mindestens ein halbes Dutzend Privatschulen in der Deutschschweiz, wie Recherchen des Beobachters zeigen (siehe Grafik). Sie sind Teil eines informellen Netzwerks, das der Bewegung des umstrittenen türkischen Predigers Fethullah Gülen nahesteht.

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Der in den USA im Exil lebende Gülen fordert seine Anhänger auf, sich nicht über den Bau weiterer Moscheen, sondern über Bildungsinstitutionen in der Gesellschaft zu etablieren (siehe Artikel zum Thema: «Das Netz der Konservativen»). In den Schulen geht es um Unterricht in weltlichen Fächern, doch sollen die Schüler darüber hinaus zu einem Leben als konservative Muslime ermuntert werden. In Schweizer Gülen-Schulen werden neben Nachhilfestunden auch Freizeitaktivitäten angeboten.

Mit der Gründung einer Sekundarschule in Zürich ist die Gülen-nahe Sera-Stiftung vor zwei Monaten einen Schritt weiter gegangen. Hasan Taner Hatipoglu, der Präsident der Vereinigung Islamischer Organisationen in Zürich (VIOZ), hat das Konzept für die Schule ausgearbeitet, wie er dem Beobachter bestätigte. Die Schule wird fast ausschliesslich von Migrantenkindern besucht. Für Hatipoglu kein Problem; das erschwere die Integration nicht. Fethullah Gülen bezeichnet er als wichtigen Gelehrten, der viel Gutes leiste.

Was heisst «Dialog»?

Zitieren lässt sich der VIOZ-Präsident nicht. «Ich will erst den ganzen Artikel lesen», eine Forderung, der der Beobachter bei kontroversen Themen nicht nachgibt. Zudem wird der Fotograf von einem Vertreter der Schule rabiat vom Platz verwiesen, als er die neue Sekundarschule aufnehmen will.

Die Dialogbereitschaft der Gülen-Anhänger stösst bei kritischen Fragen schnell an Grenzen. Liegt dem ein unterschiedliches Verständnis von «Dialog» zugrunde? «Wenn die muslimischen Organisationen von interreligiösem Dialog sprechen, meinen sie damit die ‹Einladung an die Ungläubigen›, etwas über den Islam zu erfahren – nicht etwa ein Gespräch, eine Diskussion oder gar eine theologische Auseinandersetzung über Gemeinsamkeiten und Unterschiede verschiedener Religionen», schreibt die deutsche Soziologin Necla Kelek zum Dialogbegriff.

Zahlreiche Islamwissenschaftler, wie die deutsche Gülen-Expertin Claudia Dantschke oder der Berner Professor Reinhard Schulze, kritisieren die Intransparenz der Gülen-Bewegung. Von solchen Vorwürfen will VIOZ-Präsident Hatipoglu keine Kenntnis haben.

Imam-Studie weiter unter Verschluss

Wie der Beobachter in der letzten Ausgabe publik machte (siehe Artikel zum Thema «Gülen-Bewegung: Das Netz der Konservativen»), hält das VBS eine Studie zur politischen Haltung der Imame in der Schweiz unter Verschluss. Der Bericht gilt als «vertraulich». Diese Klassifizierung erhalten laut VBS «Informationen, deren Kenntnisnahme durch Unberechtigte den Landesinteressen Schaden zufügen könnten».

Parlamentarier von links bis rechts sind empört, dass die Studie den Wählern vorenthalten wird. «Vorhandene Informationen müssen zugänglich gemacht werden – alles andere widerspricht dem Öffentlichkeitsprinzip», sagt SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli. Er will in der Wintersession einen entsprechenden Vorstoss lancieren. So oder so: In Bezug auf die Abstimmung zur Minarett-Initiative käme die Publikation zu spät. (brs)