Orientierung für Nachhaltigkeit
Im globalisierten Markt für Heimwerkerprodukte wird es immer schwieriger, die Ware nach ökologischen und sozialen Kriterien zu prüfen. Eine Reihe von Labels schaffen Abhilfe und dienen dem engagierten Heimwerker als Leitschnur.
Veröffentlicht am 10. September 2009 - 09:45 Uhr
Sperrholzplatten aus Deutschland, Zement aus der Schweiz, Schraubenzieher aus China, Styroporplatten aus der EU, Steine für Terrassenböden aus Vietnam – ein Rundgang durch hiesige Bau- und Heimwerkermärkte gleicht einer Reise um die Welt. Zwar wirkt sich die Globalisierung des Heimwerkermarkts positiv aufs Portemonnaie aus: Noch nie waren Werkzeuge, Maschinen und Baumaterial so preiswert wie heute. Doch Hobbyhandwerker, die bei der Wahl der Werkzeuge und Materialien auf Nachhaltigkeit setzen, verlieren im wachsenden Angebot rasch den Überblick. Umso mehr, als es im Heimwerkerbereich nur wenige taugliche Ökolabels gibt, wie eine WWF-Studie aus dem Jahr 2007 zeigt.
Umweltbewussten Heimwerkern bieten Migros, Coop, Obi und Jumbo mit gelabelten Produkten gute Entscheidungshilfen. Weit verbreitet ist das Label des Forest Stewardship Council (FSC) für Holzprodukte. Der FSC ist eine internationale gemeinnützige Organisation, die das erste System zur Zertifizierung nachhaltiger Forstwirtschaft schuf, betreibt und weiterentwickelt.
Coop führt in seinen Bau- und Hobbymärkten zudem viele Produkte mit dem eigenen Oecoplan-Label. Bei Jumbo ist ein breites Sortiment an Farben zu finden, die das deutsche Umweltsignet Blauer Engel tragen. Selten vertreten ist in Heimwerkermärkten dagegen das speziell für Baustoffe geschaffene Label Natureplus. Die damit ausgezeichneten Produkte werden in erster Linie über spezialisierte Fachhändler vertrieben.
Ökologische und soziale Kriterien spielen zunehmend auch im Do-it-yourself-Bereich eine wichtige Rolle. Immer mehr Heimwerker stellen sich beim Einkauf ernsthafte Fragen: Woher kommt ein Produkt? Stammt dieser Balken aus nachhaltigem Holzanbau? Wie viel Energie aus Herstellung, Lagerung, Transport und Verkauf steckt in der Ware? Verursachte die Herstellung Umweltschäden? Lässt sich das Produkt umweltverträglich rezyklieren? War Kinderarbeit bei der Produktion im Spiel? Wie halten es die Produzenten mit dem Gesundheitsschutz ihrer Angestellten? Und selbstverständlich fragt man sich immer auch, ob die angebotenen Materialien vielleicht gesundheitsschädigende Stoffe enthalten.
Alle diese Kriterien unter einen Hut zu bekommen ist nicht einfach. «Labels mit klaren Vergabekriterien sind deshalb die beste Orientierungshilfe», sagt Valentine Vogel von der Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz (Pusch), die eine Datenbank mit über 120 Labels führt (www.labelinfo.ch). Schwierig wird es für umweltbewusste Käufer, wenn Labels fehlen. In diesem Fall behilft man sich am besten mit einer einfachen Faustregel: Je weniger weit ein Produkt transportiert wurde und je naturbelassener es ist, desto besser sieht in der Regel auch seine Nachhaltigkeitsbilanz aus. Einen guten Service bieten auch Fachhändler für ökologische Baustoffe. Dort erhält man in der Regel auch eine umfassende Beratung.
Dennoch: Das Risiko, in eine Falle zu tappen, bleibt auch dann gross, wenn man im Baumarkt sorgfältig auf die Herkunft achtet: Der Hammer «made in France» beispielsweise hat unter Umständen einen Holzstiel aus China, ohne dass dies deklariert wird. Denn Holz ist eines jener Materialien, deren Herkunft ohne spezielles Label selbst für Fachleute nur schwer zu erkennen ist.
Auch auf den ersten Blick harmlose Baumaterialien können einigen Zündstoff in sich haben. Natursteinplatten für den Garten etwa stammen oft aus Asien. Die dortigen Arbeitsbedingungen sind in vielen Fällen prekär, nicht selten arbeiten Kinder in den Steinbrüchen. Das deutsche Label Xertifix schafft hier Klarheit: Es zeichnet Steine aus, die ohne Kinderarbeit und zu fairen Löhnen hergestellt wurden.
Xertifix-zertifizierte Steine sind derzeit allerdings nur aus Indien erhältlich und werden nur von ausgewählten Fachhändlern verkauft. Wie für alle Werkstoffe gilt deshalb auch bei Steinen: Wer kein Risiko eingehen will, kauft am besten Produkte aus der Schweiz oder aus dem benachbarten Ausland. Sicher ist sicher.
FSC internat. Label für nachhaltig bewirtschaftete Wälder | Natureplus internat. Label für umwelt-gerechte, gesundheits-verträgliche, funktionelle Bau- und Wohn- produkte | Coop Oecoplan Label von Coop für ökologisch optimierte Non-Food-Produkte und Dienst- leistungen | Energie- etikette europ. Label zur Deklaration des Energie- verbrauchs | Der Blaue Engel staatliches deutsches Umwelt-zeichen | Xertifix deutsches Label für Natur- steine aus Indien, die ohne Kinder- arbeit hergestellt werden |
Ökologie, regionale Ökonomie, Soziales | Ökologie, Gesundheit, Qualität | Ökologie, regionale Ökonomie, Soziales, Gesundheit | Ökologie | Ökologie, Gesundheit, Qualität | Soziales |
Holz, Holzwerk-stoffe | Baustoffe, Isolations-materialien, Farben, Lacke, Holz, Holzwerk-stoffe, Holzschutz-mittel, Boden-beläge | Farben, Lacke, Holzschutz-mittel, Holz, Holzwerk-stoffe, Haushalts-geräte | Beleuchtung, Haushalts- geräte | Baustoffe, Farben, Lacke, Holz, Holzwerk- stoffe | Natur- und Grabsteine aus Indien |
langfristige Bewirt-schaftungs-ziele, nachhaltige Waldbewirt-schaftung, Erhaltung von Ressourcen und Biodiversität, Erhaltung oder Vermehrung von Wäldern mit hohem Schutzwert | Anteil nach- wachsender und/oder mineralischer Rohstoffe mindestens 85%, geringer Energie-verbrauch bei Herstellung, Verbot umwelt- und gesundheits-belastender Stoffe und Voll- deklaration aller Einsatzstoffe | energie- und material-sparende Produktion, nachhaltig produzierte Rohstoffe, keine umwelt-gefährden- den Substanzen, Orientierung an Labels wie FSC, Natureplus | Energie-verbrauch, je nach Gerät Reinigungs-wirkung, Wasser-verbrauch, Füllmenge, Trocken-verfahren | Produkte, die im Vergleich zu Produkten derselben Kategorie die Umwelt weniger belasten, Prüfung von Herstellung, Gebrauch und Entsorgung | keine Kinder-arbeit, gesetzliche Mindest-löhne, Akzeptanz von unange-kündigten Kontrollen |
Baumärkte, Baufach-handel, Holzhandel | Baufach- handel | Coop Bau + Hobby | Detailhandel, Baumärkte, Elektrofach-geschäfte | Baumärkte, Farbenfach-geschäfte | ausge-wählte Lizenz-nehmer und Händler für Natur-steine |
Forest Stewardship Council (FSC) | Intern. Verein für zukunfts-fähiges Bauen und Wohnen | Coop | Staat | deutsches Umwelt-bundesamt | Verein Xertifix |
fsc-schweiz.ch | natureplus.ch | coop.ch | energie etikette.ch | blauer-engel.de | xertifix.de |
Quellen: www.labelinfo.ch, WWF
- Die WWF-Studie «Rating der Baumärkte in der Schweiz» ist zu finden unter www.wwf.ch/...).
- Labelinfo.ch: ausführliche Informationen zu allen im Schweizer Markt vertretenen Labels für Baumaterialien und weitere Produkte
- Bosco Büeler: «Ökologisch bauen und wohnen. Natürlich leben und geniessen»; Eco-Ratgeber mit Branchenverzeichnis 2008/2009. Ratgeber für Baubiologie/Bauökologie. GIBB-Verlag, 2008, 224 Seiten, 19 Franken