Ölpest droht – doch die Schweiz geizt
Die Uno sammelt Geld, um eine gewaltige Ölkatastrophe vor der Küste des Jemen zu verhindern. Viel Hilfe ist von der Schweiz nicht zu erwarten.
Veröffentlicht am 11. Juli 2022 - 13:57 Uhr
Es ist eine Katastrophe mit Ansage: Vor der Küste des Jemen am Horn von Afrika droht der Öltanker FSO Safer auseinanderzubrechen. Das Schiff ist seit 2015 verlassen, hat aber immer noch 140'000 Tonnen Rohöl an Bord.
Nun warnt die Uno mit drastischen Worten vor einer Havarie: Der Tanker könne jederzeit auseinanderbrechen oder explodieren. Die Kosten, um die Küste zu säubern, würden rund 20 Milliarden Dollar betragen, schreibt die Weltorganisation. Im ohnehin von einem Bürgerkrieg gebeutelten Land würden Hunderttausende Arbeitsplätze in der Fischindustrie verloren gehen.
Mitte Mai hat deshalb die Uno zu einer Geberkonferenz eingeladen, um 80 Millionen Dollar für die Bergung des Rohöls aufzutreiben. Die Schweiz, die im Jemen humanitäre Projekte in den Bereichen Wasserversorgung, sanitäre Anlagen, Hygiene und Schutz der Zivilbevölkerung unterstützt, gab sich jedoch wenig grosszügig: Gerade mal 300'000 Dollar trägt die Eidgenossenschaft zur Rettungsaktion bei.
Den Entscheid dazu fällte die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) in Eigenregie. Ihr oberster Chef, Bundesrat Ignazio Cassis, rechtfertigte den geringen Betrag in der Fragestunde des Nationalrats mit dem Hinweis, auch die EU habe nur 3 Millionen Dollar gesprochen.
«Kontakt hergestellt»
Was Cassis nicht sagte: Einzelne EU-Länder waren wesentlich spendabler. So trägt etwa Deutschland 8,4 Millionen Dollar bei, die Niederlande 8 Millionen und Schweden 5 Millionen. Bislang sind erst 60 von 80 Millionen Dollar gesprochen.
Die Schweiz werde die Uno bei zusätzlichen Initiativen unterstützen, um die nötigen 80 Millionen aufzutreiben, versprach Cassis im Nationalrat weiter. Bei der Medienstelle des Aussendepartements heisst es dazu, man habe «Kontakt zwischen der Uno und relevanten privaten Firmen zwecks Fundraising hergestellt».
In der Not hat die Uno zu einem bislang einmaligen Mittel gegriffen und ein Crowdfunding gestartet, mit dem sie mindestens 5 Millionen Dollar zusammenzubekommen hofft. Man habe in den vergangenen Wochen auch einige Spenden aus der Schweiz erhalten und sei dafür sehr dankbar, sagt Uno-Sprecher Russell Geekie diplomatisch. Allzu gross kann jedoch der Beitrag der «relevanten privaten Firmen» aus der Schweiz nicht gewesen sein: Elf Tage nach dem Start waren erst 80'000 Dollar zugesagt.
3 Kommentare
In der Schweiz haben die grössten Erdölplattformen ihren Sitz. Die Schweiz könnte ihre wiederholt vorgebrachten "guten Dienste" doch auch hier einsetzen und eine Umsatzsteuer für Ölhandelsplattformen einführen, um solche und ähnliche Havarien zu finanzieren. Ich würde allzugerne wissen, wieviele Minipromille des Umsatzes bereits dafür genügen würden. Visionär? ja, doch irgendjemand muss ja anfangen - leider liegt das unserem Bundesrat nicht.
Wem gehört denn dieses Schiff und das darin geladene Oel ? 140000 Tonnen, das stellt doch einen gewissen Wert dar und eigentlich gilt in solchen Fällen das Verursacherprinzip. Sollte der Verursacher pleite sein, dann muss allerdings anderweitig gehandelt werden, sonst droht die Oelkatastrophe des Jahrzehnts. Es ist schon erstaunlich für was man Geld hat oder eben keines oder nur mit grösster Mühe auftreiben kann.
Bei allem Verständnis, es kann doch nicht sein, das die Allgemeinheit einspringen soll. Die 140'000 Tonnen gehören doch jemandem. Wenn dieser nicht willens/zahlungsfähig ist, kann aus dem Verkauf doch die Bergung bezahlt werden. Die Fracht hat einen hohen Wert bei den jetzigen Ölpreisen.