Diskriminierte Ärztin wartet weiter auf Lohn
Natalie Urwyler, Gewinnerin des Prix Courage 2018, ist die erste Frau in der Schweiz, die gestützt auf das Gleichstellungsgesetz eine Wiederanstellung erwirken konnte. Auf den ihr zustehenden Lohn wartet sie jedoch bis heute.
Veröffentlicht am 20. Februar 2019 - 16:35 Uhr,
aktualisiert am 20. Februar 2019 - 11:08 Uhr
Im November 2018 empfing die Ärztin Natalie Urwyler den Prix Courage des Beobachters – für ihren jahrelangen Kampf gegen die Diskriminierung von Ärztinnen. Im Juli 2018 hatte das Berner Obergericht Urwylers Kündigung durch das Inselspital Bern für ungültig erklärt. Gemäss Urteil musste das Spital sie wieder anstellen und wurde verpflichtet, die ausstehenden Löhne über vier Jahre zu zahlen.
Die 45-jährige Ärztin ist die erste Frau in der Schweiz, die gestützt auf das Gleichstellungsgesetz eine Wiederanstellung erwirken konnte. Allerdings: Bis heute hat Natalie Urwyler keinen Rappen gesehen. Wieder angestellt wurde sie zwar, aber auch umgehend freigestellt .
«Frau Urwyler bleibt von der Erbringung der Arbeitsleistung freigestellt, war doch das Vertrauensverhältnis am Arbeitsplatz […] nachhaltig gestört», heisst es bei der Insel-Gruppe AG. Die Störung dauere unverändert an. «Die Frau Urwyler zustehenden Lohnansprüche wurden abgerechnet und ausbezahlt.» Allerdings hat das Spital das Geld auf ein Sperrkonto eingezahlt.
Urwylers Anwalt fürchtet, dass in einem weiteren Prozess um die Freigabe gestritten werden muss. Für Urwyler ist unverständlich, dass sie vier Jahre vor Gericht kämpfen musste, recht bekam, aber bisher weder auf ihrem Gebiet arbeiten kann noch finanziell etwas davon hat.
Vom Preisgeld des Prix Courage, 15'000 Franken, hat sie ihrer fünfjährigen Tochter ein Pult gekauft, damit sie «einen Ort zum Lernen hat». Den grossen Rest will sie für Frauenförderungsprojekte einsetzen: «Das ist nötiger denn je.»