Liebe Leserinnen und Leser

Falls Sie dieses Jahr die Saphirhochzeit feiern, darf man Sie beglückwünschen: Sie steuern auf sicheres Gewässer zu, was den Fortbestand Ihrer Ehe anbelangt. Denn wenn es in der Schweiz zu einer Scheidung kommt – in zwei von fünf Fällen –, geschieht das im Schnitt nach einer Ehedauer von 15,7 Jahren. Saphir liegt gleich dahinter (16. Hochzeitstag), und ab da sind die Aussichten realistisch, auch Opal (21.) oder Jade (26.) zu erreichen. Womöglich gar Zinn (33.) und Blei (43.) mit Fernziel Quecksilber (63.).

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Welche Mineralien und Metalle auch immer: Am Anfang Ihrer Zweisamkeit standen bestimmt ganz viele romantische Gefühle. Und vermutlich wenig Kalkulation und Rechtskunde.

Die Geschichte der Woche

Dabei wäre genau das nützlich, wenn zwei daran denken, sich das Jawort zu geben. Denn es wird immer unübersichtlicher mit der Institution Ehe. Politik und Gerichte schrauben fleissig am Modell herum, das in vielen Aspekten aus der Zeit gefallen ist. Ihre ursprüngliche Funktion als Garant der wirtschaftlichen Absicherung hat die Ehe jedenfalls längst verloren. 

Wozu denn noch heiraten? Lohnt sich die Ehe? Für wen und in welcher familiären Konstellation? Meine Kollegin Nicole Krättli ist diesen Fragen nachgegangen – und kommt zu einer leicht fatalistischen Gesamteinschätzung: «Zusammengefasst: Es ist kompliziert. Und höchst individuell.» Was ihr sonst noch aufgefallen ist: 
 
«Verblüffend finde ich, wie viele Menschen sich all die juristischen Fragen, die mit einer Eheschliessung einhergehen, offenbar nicht stellen (wollen). Unromantisch sei das. Es gehe doch nicht nur ums Geld. Nein, tut es nicht. Aber eben auch. Ums Geld und die gegenseitige Absicherung. In guten wie in schlechten Zeiten.»

Ausserdem

Von wegen Sommerloch. Auch diese Woche gabs genug Nachrichten, die Sie wissen sollten, wenn Ihnen Recht und Gerechtigkeit am Herzen liegen. Hier sind Sie. «Richtig wichtig»: Betagte, Strom und IT-Panne. Jetzt den Nachrichtenüberblick lesen.

Ein 75-Jähriger wird nach einem schweren Skiunfall direkt vom Spital in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. Gegen seinen Willen – und ohne genaue Abklärung. Hier ist seine Geschichte. Zwangseinweisung in Psychiatrie –
«Ich bin zutiefst empört».
Jetzt lesen (mit Abo).

Und unser Tool «Hesch gwüsst?» erleichtert Ihnen das Leben. Diesmal: Was gilt, wenn die Bestellung aus dem Onlineshop nie zu Hause ankommt? Hesch gwüsst? Päckli geklaut – das kann man jetzt tun. Jetzt lesen.

Aus der Redaktion

Diese Woche erzählt Ihnen unser Reporter Lukas Lippert eine ziemlich unglaubliche Geschichte. Es geht darin um einen geplanten Putsch in Deutschland, einen Vater, dem fürchterliche Gewalt angedichtet wird – und einen Schweizer Journalisten, der plötzlich Teil der Geschichte wird, über die er eigentlich berichten soll. Wir haben lange diskutiert und überlegt, ob wir diesen Journalisten beim Namen nennen wollen – oder ihm, wie wir das beim Beobachter in bestimmten Fällen machen, einen erfundenen Namen geben. Lippert:

«Diese Entscheidung fiel uns nicht leicht. Es gab durchaus Argumente, die für eine Namensnennung gesprochen hätten. Am Ende haben wir uns gemeinsam mit dem Rechtsdienst dennoch für eine Anonymisierung entschieden, da der ehemalige Reporter derzeit nicht als Journalist arbeitet. Bis vor wenigen Monaten schrieb er für den ‹Nebelspalter›.»

Noch einmal zur Frage der Ehe

Gerade als ich mit dem Schreiben dieses Newsletters beginnen wollte, ist eine Mail unserer HR-Abteilung eingetroffen. Aus einem Grund, den ich ehrlich gesagt nicht ganz verstanden habe, brauchen sie Auskünfte über meinen Zivilstand. Muss wichtig sein: «Ohne diese Angaben können wir die Daten nicht übermitteln.»

Da will ich nicht im Weg stehen: «Zivilstand?» Weiss ich doch: verheiratet. «Zivilstand seit?» Woher soll ich das wissen? Ach ja, steht auf der Innenseite des Eherings. Bloss: Ich kriege das Ding nicht runter, so sehr ich auch daran rupfe und drehe. Habe im Lauf der Jahre am Ringfinger offenbar an Muskeln zugelegt. Also muss ich am Abend meine Frau fragen, die weiss solche Sachen. Für etwas sichert man sich ja ab. 

Nachtrag: Die Abklärung hat ergeben, dass wir im Mai – unbemerkt – unsere Zinnhochzeit begangen haben. Falls Sie nun der Gwunder sticht, wie lange wir verheiratet sind, müssen Sie nochmals zum Anfang dieses Texts.  

So viel für den Moment. Mehr von uns gibt es nächste Woche, wenn Sie mögen.