Entspannen über den Wolken
Die gesundheitlichen Probleme von Ulrich Böni kann die Stiftung SOS Beobachter nicht aus dem Weg schaffen – aber dafür sorgen, dass er für ein paar Stunden seine Schmerzen vergisst.
Veröffentlicht am 24. Juli 2017 - 11:22 Uhr
Ulrich Böni kommt in Pantoffeln ins Air Force Center Dübendorf, raucht aufgeregt eine Zigarette und blickt ehrfürchtig zu einem alten grauen Flugzeug – der altehrwürdigen «Tante Ju», wie die Junkers Ju-52 im Volksmund genannt wird. Gleich wird er mit ihr zum zweiten Mal im Leben abheben.
Vor einem Jahr kratzte seine betagte Mutter ihr letztes Geld zusammen, um ihm einen Rundflug mit seinem Lieblingsflugzeug zu ermöglichen. Sabine Walder, seine langjährige Beiständin, erinnert sich gut: «Er lebte von der Vorfreude und zehrte nachher das ganze Jahr von diesem Erlebnis.» Sie möchte ihm deshalb noch einmal einen Rundflug ermöglichen.
Ausflüge kann Ulrich Böni nur sehr selten und nur in Begleitung machen. Seit vielen Jahren lebt er im Zürcher Caritas-Hospiz in einem Dachzimmer. Soziale Kontakte hat er kaum, mit seinen Mitmenschen ist es nicht immer einfach. Wohler ist es ihm bei seinen DVDs und Videos, mit denen sein Zimmer bis unter die Decke vollgestopft ist. Seine grosse Leidenschaft gilt aber der Technik: Er weiss sehr viel über Eisenbahnen, Strassenbahnen und eben über die «Junkers Ju-52», mit der er gleich fliegen wird.
Ulrich Böni erholt sich von einer schweren Krebserkrankung. Ausserdem leidet er an Epilepsie und chronisch entzündeten Füssen. «Die einzigen Schuhe, die ich tragen kann, sind meine Pantoffeln. In allen anderen Schuhen schmerzen meine Füsse zu stark», erklärt er vor dem Rundflug. Heute soll aber für einmal nichts weh tun.
Kurz vor dem Start raucht Ulrich Böni nochmals eine Zigarette. Nach dem Flug möchte er sich noch das Fliegermuseum anschauen und sich im Shop ein Modell der «Tante Ju» als Erinnerung kaufen. «Von oben sah auch alles wie ein Modell aus: Die Autos, der Vierwaldstättersee, all die vielen Häuser – alles ganz klein». Der Flug sei so schön, dass er keine Sekunde an seine Zigaretten denken müsse.
Aufgegeben hat er das Rauchen nicht. Auch die Füsse werden wieder schmerzen. Doch weil er dank dem Flug wieder auftanken kann, kam die Stiftung SOS Beobachter für die Kosten auf.