Im Sommer 2017 fährt eine Frau bei einer Karosseriewerkstatt vor, um das Auto zur Reparatur dazulassen. Sie brauche einen Ersatzwagen, sonst könne sie ihre Kunden nicht besuchen. Für Inhaber Luca Mauro* kein Problem. Er stellt ihr einen Ersatzwagen zur Verfügung. Fast ein Jahr später steht das Leben des Zürcher Oberländer Garagisten kopf.

Das Auto der Kundin steht noch in der Werkstatt, als wenige Tage später die Polizei anruft. Die Frau habe gegen die Verkehrsvorschriften verstossen, Mauro müsse den Ersatzwagen abholen. Dann stellt sich heraus, dass die Frau seit einem Jahr keinen Führerschein mehr hat. Sie hatte ihn wegen eines Klinikaufenthalts freiwillig abgegeben, belegen die Polizeiakten.

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Ein kostspieliger Irrglaube

Ende November 2017 erhält Mauro plötzlich Post von der Staatsanwaltschaft. Er wird für das «pflichtwidrige Überlassen eines Motorfahrzeugs an einen Führer ohne erforderlichen Ausweis» schuldig gesprochen. Er kassiert neben einer bedingten Geldstrafe von 800 und einer Busse von 150 Franken auch einen Eintrag im Strafregister. Hinzu kommen Verfahrenskosten von 800 Franken. «Der Beschuldigte verliess sich auf den Irrglauben, dass wer mit einem Auto auf den Platz fährt, auch einen Führerausweis besitzen würde», heisst es im Strafbefehl.

Luca Mauro nimmt sich einen Anwalt und erhebt Einsprache. Das kostet ihn bis jetzt 2500 Franken.

Darum ist die Chance auf einen Freispruch gering

Beobachter-Expertin Rosmarie Naef sieht geringe Chancen für einen Freispruch. Das Gesetz ist klar: Wer jemandem ein Auto überlässt, muss sich vergewissern, dass dieser den erforderlichen Ausweis hat. Sonst macht man sich nach Art. 95 Strassenverkehrsgesetz strafbar. Der Garagist hätte sich also das «Billett» zeigen lassen müssen.

Luca Mauro versteht das alles nicht: «Sie kam mit dem Auto, also ging ich davon aus, dass sie einen Ausweis hatte.» Zudem fahre die Kundin noch immer Auto, sagt er weiter. Sie sei ein paar Tage nach dem Polizeivorfall in der Werkstatt aufgetaucht und habe mit dem reparierten Auto wegfahren wollen. «Ein Riesentheater! Wir mussten die Polizei rufen.»

* Name geändert

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Raphael Brunner, Redaktor
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