Obwohl Thomas Vögeli an den 1. Oktober 2004 keine Erinnerung mehr hat, feiert er den Tag als seinen zweiten Geburtstag. Damals stiess ein Fahrer im Sekundenschlaf auf der A53 zwischen Jona und Rapperswil frontal mit ihm zusammen. Vögeli, der korrekt unterwegs war, wurde in seinem Wagen eingeklemmt. Feuerwehrleute brauchten eine halbe Stunde, um ihn herauszuschneiden. Die Ärzte geben ihm nur wenig Überlebenschancen. «Fünf Stundenkilometer schneller unterwegs, und ich wäre tot», kommentiert er heute.

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Drei Wochen lang lag er im Koma. Seine linke Körperhälfte war erst gelähmt. Er musste wieder lernen, zu schlucken und zu sprechen. Vier Jahre nach dem Unfall spricht er nicht nur, er sprudelt: «Vor dieser Sache war mein Leben auf einem Höhepunkt. Ich fühlte mich wie auf einer Vergnügungsbahn, wenn es so schön kribbelt. Seit dem Unfall weiss ich, dass ich nie wieder mit dieser Bahn fahren werde.» Damals hatte er eben seine erste Stelle als Primarlehrer angetreten. Die Punkrock-Band, in der er spielte, hatte einen Auftritt in einem Zürcher Szenelokal in Aussicht. Er war frisch verliebt. Geblieben ist ihm nichts.

Als Vögeli nach der Rehabilitation wieder auf die Beine gekommen war, hatte die Hirnverletzung einzelne Charakterzüge verstärkt. «Ich war immer schon sehr direkt, doch jetzt fragte ich attraktive Frauen, kaum hatte ich sie kennengelernt, ob sie mit mir ins Bett wollten.» Was ihm noch mehr zu schaffen machte, war seine Unzuverlässigkeit, die sich nach dem Unfall ebenfalls verstärkt hatte. Seinen Beruf konnte er nicht mehr ausüben. Neuropsychologen erklärten ihm, auch seine Konzentrationsfähigkeit habe gelitten.

Den Unfallverursacher hat er danach mehrfach getroffen. Doch seine Gefühle bleiben gespalten. «Ich mag ihn. Er ist ein lieber und guter Mensch. Doch immer wieder kommen meine Aggressionen hoch: Weshalb ist dieser Depp nur am Steuer eingeschlafen?»