Fieber messen auf dem Vulkan
Wie weiss man, wie es dem Klima geht? Und was hat das mit Hawaii zu tun? In unserer neuen Rubrik erklären wir es auf drei Arten: dem Kind, dem Teenie und allen, die es besonders genau wissen wollen.
Veröffentlicht am 15. Februar 2024 - 07:17 Uhr
So erklären wir es dem Kind
Wenn man krank ist, misst man mit einem Gerät das Fieber. Man kann auch messen, wie es dem Klima auf der Erde geht. Fieber misst man am besten im Po, im Mund oder im Ohr. Wie es dem Klima geht, kann man besonders gut bei einem Vulkan auf der Insel Hawaii messen.
Und so dem Teenie
Die wichtigste Zahl beim Klimawandel ist die Konzentration von Treibhausgasen wie CO2 in der Atmosphäre. Sprich: wie viel Dreck die Menschheit schon mit dem Verbrennen von Kohle, Öl und Gas in die Luft geblasen hat. Das ist ein Hinweis darauf, wie es um die Zukunft des Planeten steht. Alles Handeln für mehr Klimaschutz zielt darauf ab, die CO2-Konzentration zu senken oder mindestens zu stabilisieren.
Damit für die Klimamessungen die optimalen Bedingungen herrschen, hat der Chemiker Charles Keeling 1958 eine Messstation auf dem Vulkan Mauna Loa auf Hawaii gebaut. In 3400 Metern Höhe. Er wählte diesen Ort aus, weil er sehr abgelegen ist und kaum von Pflanzen und Menschen gestört wird. Die dort gesammelten Daten zeigen seither, wie stark die Menschen den Klimawandel beeinflussen.
Zur Rubrik «Klima? Klar!»
Darf es für die interessierte Leserschaft etwas mehr ins Detail gehen?
Die Klimabelastung wird in Kohlendioxidteilchen pro Million Luftteilchen gemessen, in «parts per million» (ppm). In vorindustrieller Zeit lag die Konzentration von CO2 und anderen schädlichen Gasen in der Atmosphäre bei rund 280 ppm. Der erste auf dem Mauna Loa gemessene Wert lag bei 313 ppm. Fachleute sind sich einig, dass ein sicherer Wert bei 350 ppm liegt – darüber wirds kritisch. Und die wichtigste Zahl ist 450 ppm: Um zu verhindern, dass sich die Erde im Vergleich zur vorindustriellen Zeit mehr als zwei Grad erwärmt, muss sich die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre bis Ende des Jahrhunderts auf diesem Wert stabilisieren.
Die Konzentration von Treibhausgasen wird heute auch an vielen anderen Orten auf der Welt gemessen. Aber nirgendwo sonst gibt es eine Messreihe, die zeitlich so weit zurückreicht. Sie wird deshalb als einer der wichtigsten Datensätze der Umweltforschung im 20. Jahrhundert bezeichnet. Und ist ein Beleg für die menschengemachte Klimaerwärmung. Die Messungen zeigen Erschreckendes: Momentan stehen wir bei über 420 ppm. Das heisst, dass die CO2-Konzentration heute bereits mehr als 50 Prozent höher ist als in vorindustrieller Zeit.
Haben Sie Fragen zur Klimakrise? CO2, Wärmepumpe, Rebound-Effekt: Die Klimakrise ist komplex. Kein Wunder, überfordert das Thema viele Leute. Wenn auch Sie Fragen haben, auf die Sie sich eine einfache Antwort in der Beobachter-Rubrik «Klima? Klar!» wünschen, dann schreiben Sie dem Beobachter eine E-Mail. Zu den besten Inputs werden wir ein «Klima? Klar!» publizieren.
4 Kommentare
Es ist meiner Meinung nach unumstritten, das die CO2-Werte (Kohlenstoffdioxid) in der Atmosphäre für den Klimawandel hauptverantwortlich sind. Seit der Industrialisierung, also seit ca. 150 bis 200 Jahren, basiert die Lebensweise der Menschheit auf der Verbrennung von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Gas und Öl. Man spricht in dem Zusammenhang auch vom "Anthropän", dem Zeitalter, in dem der Mensch grossen Einfluss auf die Umwelt nimmt. CO2 ist also ein entscheidender Faktor, wenn es um die Umwelt geht. Das kommt im obigen Artikel klar zum Ausdruck.
Was ich an diesem Artikel kritisieren möchte, ist die folgende Aussage: "Die wichtigste Zahl beim Klimawandel ist die Konzentration von Treibhausgasen wie CO2 in der Atmosphäre. Sprich: wie viel Dreck die Menschheit schon mit dem Verbrennen von Kohle, Öl und Gas in die Luft geblasen hat." Ja, bei der Verbrennung entsteht vieles, was man als "Dreck" bezeichnen könnte. Man spricht nicht zu Unrecht von "Umweltverschmutzung". Dennoch finde ich es irreführend und unsachlich, CO2 als "Dreck" zu bezeichnen. Kohlenstoffdioxid ist ein natürliches Produkt, das bei jeder Verbrennung entsteht, auch bei der menschlichen Atmung z.B.. Wenn ich atme, blase ich ständig CO2 aus. Wenn zwei Menschen sich küssen, atmen sie viel CO2 ein und aus. Spricht man im Zusammenhang mit diesem Akt der Lust und Zärtlichkeit von Dreck oder "schädlichen Gasen", wie CO2 im Artikel auch bezeichnet wird? Nein, zurecht nicht. CO2 ist für sich genommen ja auch nicht schädlich. Es ist kein giftes Abfallprodukt, wie in diesem Artikel suggeriert wird. Erst die hohe Konzentration in der Atmosphäre macht es schädlich. Das scheint vielen (besonders Jugendlichen) nicht klar zu sein.
Ich finde man sollte als Journalist/in, gerade weil dieses Fehlkonzept stark verbreitet ist, mehr Verantwortung übernehmen und sachlicher und präziser sein, wenn es um Aussagen zumm Klimawandel geht – vor allem, wenn man den Anspruch hat, Teenager aufzuklären. Denn Unsachlichkeit ist meiner Meinung nach eines der grössten Begleitprobleme einer jeden Krise. Der Mensch hat in Krisen die Tendenz, noch irrationaler zu werden, als er schon ist. Und wenn man im Zusammenhang mit CO2 emotional aufgeladene Worte wie "Dreck" oder "schädlich" verwendet, dann ist das unsachlich und irreführend. Es trägt einzig dazu bei, Fehlkonzepte zu verstärken, anstatt sie durch sachliche Information zu entkräften. Die Unsachlichkeit im Journalismus ist aber auch nur ein Symptom der gesteigerten Unsachlichkeit unserer Gesellschaft generell und mein Kommentar hier nur ein Tropfen auf einen überhitzten Stein. ,-)
Ganz tolle Rubrik und super Idee! Ich kenne eine Menge Leute, denen ich es mit der Kleinkinderversion erklären werde.
Angesichts der folgenden Gegenüberstellung, ist es da wirklich so eindeutig, wie der Beobachter meint, dass die «Klimakrise»* - die alarmistische Steigerung von «Klimawandel» - die grösste der gegenwärtigen Krisen ist, wie Daniel Faulhaber meint? Oder ist das nicht eher die Verabsolutierung und Pseudo-Verobjektivierung der eigenen Wahrnehmung, entstanden aus der wohlstandsbedingten Verengung der eigenen Froschperspektive?
(1) Stressfaktoren heute:
Fachleute führen unter anderem diese Faktoren an, welche die Psyche der Menschen in letzter Zeit aussergewöhnlich stark belasteten:
• Kriege in der Ukraine und in Gaza
• Corona-Pandemie
• Klimawandel, «Klimakrise»*
• Schulischer Druck
• Arbeitsbelastung / Druck am Arbeitsplatz
• Mobbing, Übergriffe
• Digitalisierung
(2) Psychische Belastungen in früheren Zeiten:
Ein nüchterner Blick zeigt, dass es früher wohl mehr und stärkere Faktoren gab, die die Psyche hätten belasten können. Einige Beispiele:
• Kriege (nicht nur in 1000 km Distanz, sondern in unmittelbarer Nähe)
• Mord und Totschlag
• Seuchen und Krankheiten
• Todesfälle in der Familie, etwa von Kindern
• Armut
• Hungersnöte
• Gewalt und Schläge in der Erziehung und an Schulen
• Körperliche Arbeit bis zum Umfallen
• Keine Hilfe bei Mobbing, sexueller Gewalt, etc.
Leider enthält dieser Beitrag Fehler. Das Ziel ist nicht die CO2 Konzentration zumindest zu stabilisieren, denn das erlaubt nicht die Erwärmung zu stoppen. Nur Netto Null bei den Emissionen erlaubt das. Netto Null heisst kein zusätzliches CO2 in die Luft blasen. Wenn wir und die Kühe CO2 ausatmen, dann nehmen die Pflanzen die gleiche Menge wieder aus der Luft auf. Dann kommen die CO2 Konzentration runter, aber die Erderwärmung bleibt stehen. Übrigens für Jahrhunderte kommt die Temperatur dann nicht mehr von selbst runter. Nur wenn man aktiv CO2 aus der Luft nimmt kann man die Temperatur (das "Fieber") ab Netto Null zu senken beginnen.