Die Landschaft wird verschlimmbessert
Ein neuer Bundesbericht bestätigt die Kritik des Beobachters: Meliorationen in der Landwirtschaft schädigen die Biodiversität, weil das Gesetz zu lasch ist.
Veröffentlicht am 1. Juli 2022 - 07:12 Uhr
Mitte Mai berichtete der Beobachter, wie die von Bund und Kantonen mit viel Geld subventionierten Gesamtmeliorationen in der Landwirtschaft die Biodiversität zerstören . Das müsste nicht sein. Längst besagt ein Gesetz, dass jede dieser Bodenveränderungen zur Vereinfachung der Bewirtschaftung die natürliche Vielfalt nicht nur schützen, sondern sogar fördern muss. Es ist jedoch so vage formuliert, dass es leicht zu umgehen ist.
Ein soeben publizierter Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) stützt die vom Beobachter formulierte Kritik. Die Behörde hat unter anderem untersucht, ob das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) sicherstellen kann, dass bei jeder Gesamtmelioration das betreffende Gebiet ökologisch aufgewertet wird – wie es das Gesetz vorschreibt. Kann es nicht, so das Fazit der Kontrolleure. Mal klappt es besser, mal weniger gut, oft gar nicht. Oder anders: Es gibt kein System. Das ist die Hauptkritik der Finanzkontrolle.
Ein Beispiel: Bevor irgendwo eine Gesamtmelioration startet, muss die Natur, die betroffen sein wird, erfasst werden. Und zwar möglichst vollständig. Nur wer den Vorher-Zustand kennt, kann beurteilen, ob im Nachher-Zustand die Biodiversität gefördert und somit das Gesetz vollzogen wurde. Laut den EFK-Kontrolleuren passiert das «in sehr unterschiedlicher Qualität». Sie fordern das BLW in ihrem Bericht auf, zeitnah «Mindestanforderungen für die Erfassung von Naturwerten» zu erarbeiten.
Genau zu wissen, welche und wie viel Natur durch die Melioration beschädigt wird, ist aber erst der Anfang. Die Schäden müssen auch wieder wettgemacht werden, mindestens, damit die Biodiversität am Ende mit einer positiven Bilanz dasteht.
Nur: Welche ökologischen Massnahmen eignen sich, um etwa den Verlust einer Bergheuwiese wettzumachen? Wie berechnet man das? Und ab wann kann man sagen: Jetzt ist gut? Dem BLW fehle «ein transparentes Bewertungssystem für ökologische Massnahmen», schreiben die Kontrolleure. Sie fordern, ein solches zeitnah einzuführen.
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2 Kommentare
"Teufels-Kreislauf und Zerstörung der eigenen "Lebensgrundlage" (Ökosystem-Vergiftung, Vermüllung,Zerstörung)durch die Menschen der Welt und auch der Schweiz selber verursacht!!
Jeder Mensch und Konsument ist mitverantwortlich für ein intaktes "Ökosystem" und damit für die Erhaltung der eigenen "Lebensgrundlage"!
Bei sich und dem eigenen Verhalten, Konsumverhalten beginnen!
Eltern = Vorbilder = Aufgabe = umsichtige, verantwortungsbewusste Erziehung der eigenen Kinder zu umsichtigen, verantwortungsbewusst handelnden Menschen!
Schweizer Regierung hat einen klaren Volks-Auftrag!
Ist es nicht verrückt, dass wir uns an Photos von unberührten Landschaften (wie das schöne in diesem Betrag veröffentlichte Bild) ergötzen müssen weil sie in der Schweiz so kostbar weil selten geworden sind ?!!! Und jetzt wollen gewisse Kreise auch noch die letzten unberührten Alpentäler für Kraftwerke verbauen ...