Glyphosat ist ein sogenanntes Total-Herbizid: Das Gift tötet alles ausser der resistenten Nutzpflanze. Es ist in der Schweiz das am häufigsten eingesetzte Herbizid und ist in Dutzenden von Produkten enthalten, so zum Beispiel in «Roundup». Nun wurde Glyphosat im Urin vieler Menschen gefunden: Gemäss einer Studie von Pro Natura und Friends of the Earth haben über vierzig Prozent der Europäerinnen und Europäer das Gift in ihrem Körper.

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Insgesamt wurden 182 Urinproben aus 18 europäischen Ländern untersucht. «In 80 Proben fand man signifikante Rückstände von Glyphosat», schreibt Pro Natura in einer Medienmitteilung. Das entspricht 44 Prozent der Proben. Von den 12 Schweizer Stichproben wiesen zwei Spuren des Totalherbizids auf. Es sei dies die erste europaweite Untersuchung dieses Wirkstoffs im menschlichen Organismus, so Pro Natura. Ausgeführt wurde die Untersuchung vom Medizinischen Labor Bremen (Deutschland).

Pro Natura stuft die Resultate als bedenklich ein. Man wisse fast nichts über die langfristigen Auswirkungen des Gifts. «Obwohl Glyphosat schon 1975 zugelassen wurde, gibt es nur wenige unabhängige Studien zu möglichen Schädigungen der menschlichen Gesundheit», schreibt die Umweltorganisation. Kontrollen in Lebensmitteln wie etwa Gemüse oder Obst fehlten gänzlich. Und: «Aktuellste Studien legen den Schluss nahe, dass eine permanente, niedrig dosierte Glyphosat-Aufnahme das Hormonsystem des Menschen negativ beeinflusst.»

Marcel Liner von Pro Natura fordert nun die Behörden auf, zu informieren, über welche Wege das Pestizid in unsere Körper gelangt und was die Folgen für den Organismus sind. Denn: «Allein in der Schweiz werden jährlich geschätzte 300 Tonnen des Pflanzengifts verkauft. Tendenz steigend.»

Für Michael Beer, Leiter Abteilung Lebensmittelsicherheit des Bundesamts für Gesundheit (BAG), geben die Untersuchungen allerdings keinen Anlass für eine Beunruhigung. «Internationale Gremien wie die WHO sind sich einig, dass bei vorschriftsgemässer Anwendung von Glyphosat nach heutigem Wissenstand ein vernachlässigbar geringes Gesundheitsrisiko besteht», sagt er. Pflanzenschutzmittel unterstünden einem langwierigen Zulassungsverfahren und gehörten zu den am besten geprüften Chemikalien überhaupt. Insbesondere Gyphosat sei fundiert untersucht worden: «Es wurden über fünfzig Tierversuche durchgeführt und beurteilt.»

Die Tatsache, dass der Stoff im Urin gefunden wurde, bestätige nur die Untersuchungen: «Von Tierversuchen ist bekannt, dass über 90 Prozent der eingenommenen Glyphosatmenge bereits nach einem Tag vom Körper ausgeschieden werden.» Der Stoff werde im Körper nicht angereichert. «Nach dem Essen von Gemüse, das Spuren von diesen Pestiziden enthält, werden diese nur kurz nach dem Verzehr auch im Urin nachweisbar.»

Für Pro Natura und Friends of the Earth reichen diese Antworten nicht. «Warum kommt ein Unkrautvernichtungsmittel in unseren Körper? Was passiert dort, wenn dies permanent geschieht? Was passiert bei schwangeren Frauen, und was bei meinen Kindern?», fragt Marcel Liner von Pro Natura. Mit diesen und weiteren Fragen werde man nun die Ämter konfrontieren.