Wahr oder gut erfunden?
Nicht alles, was man über Tiere zu wissen glaubt, trifft auch tatsächlich zu.
Veröffentlicht am 1. April 2010 - 11:56 Uhr
Falsch. Die Höcker haben zwar tatsächlich eine wichtige Funktion beim Überleben in der Wüste, sind aber trotzdem kein Wasserreservoir, sondern ein Fettspeicher. Während die Fettreserven anderer Tiere meist gleichmässig am ganzen Körper verteilt sind, wäre dies für Kamele ein Nachteil. Denn mit einer dicken Fettschicht würde ihnen in ihrem Lebensraum viel zu heiss.
Ein populärer Irrtum. «Zwar bevorzugen Mücken gewisse Individuen. Dies jedoch unabhängig von Geschlecht und Ernährung, sondern wahrscheinlich aufgrund von uns nicht bekannten immunologischen Signalen», sagt Professor Bruno Gottstein, der an der Universität Bern Parasitologie lehrt.
Stimmt nicht ganz. «Die Färbung kann zwar derjenigen der Umgebung entsprechen, dient aber in erster Linie der Kommunikation und signalisiert die Stimmung», sagt Robert Zingg, Kurator beim Zürcher Zoo. So lassen sich auch die zuweilen sehr grellen Farben der Reptilien erklären: Sie machen sowohl Freund wie Feind Eindruck.
Falsch. «Vögel verstossen ihre Jungen nicht, wenn sie nach Mensch riechen», sagt Ueli Resteiner vom Schweizer Vogelschutz. Entdecke man ein hiilfloses Küken am Boden, könne man es problemlos ins Nest zurücklegen oder auf einen Ast setzen. Anders ist dies bei Säugetieren, die oft eine auf Gerüchen basierende Mutter-Kind-Beziehung haben - wie etwa Rehe.
Klatsch. Das ist so wahr wie das Liebesaus von Angelina Jolie und Brad Pitt. Als grösstes Landlebewesen geniesst der Elefant Prominentenstatus und muss leider auch den damit verbundenen Nachteil erdulden – die üble Nachrede. Die Mäusephobie der Elefanten ist nur ein Mythos und knüpft wohl an die Legende von David und Goliath an. Ins Reich der Gerüchte gehört auch die Behauptung, die Dickhäuter würden 100 Jahre alt: Es sind nur 50 bis 60. Und es stimmt auch nicht, dass Elefanten sehr nachtragend sind. Sie haben bloss das grösste Gehirn unter allen Landtieren.
Stimmt nicht. «Der Stich einer Hornisse ist weniger schlimm als ein Bienenstich», weiss Marcus Schmidt vom Umwelt- und Gesundheitsschutz Zürich aus eigener Erfahrung: Der Berater für Schädlingsprävention wurde selber schon mehrmals von Hornissen gestochen, was jeweils bloss eine leichte Schwellung zur Folge hatte. Tödlich könne ein Stich höchstens für Allergiker sein, aber das komme auch bei Bienen und anderen Wespenarten vor, so Schmidt. Er vermutet, dass das schlechte Image der Hornisse mit ihrer Grösse und dem Verbreitungsgrad zusammenhängt: Sie ist die grösste einheimische Wespenart, kommt aber selten vor. Und wo eigene Erfahrungen fehlen, entstehen eben Gerüchte. Dabei sind Hornissen eigentlich eher Nützlinge als Schädlinge: Im Gegensatz zur Gemeinen Wespe stören sie nicht beim Picknick, sondern jagen Wespen und andere Insekten – pro Hornissenvolk bis zu einem halben Kilogramm täglich.
Unsinn. «Strausse vergeuden ihre Energie nicht gerne und ducken sich bei nahender Gefahr, wobei sie den ausgestreckten Hals flach auf die Erde drücken», erklärt Tanja Dietrich vom Zoo Basel. Aus der Distanz könne das dann schnell so wirken, also wäre da gar kein Kopf. Lässt sich der Angreifer nicht an der Nase herumführen, nimmt der Laufvogel Reissaus – und das mit einer Geschwindigkeit von bis zu 70 Stundenkilometern.
Fast richtig. Vergleicht man Menschen im Seniorenalter mit Hunden im gleichen Lebensabschnitt, dann stimmt das Verhältnis eins zu sieben tatsächlich. Denn 15-jährige Hunde sind richtig alt. Das ist aber auch alles. Hunde werden nämlich bereits Ende des ersten Lebensjahres geschlechtsreif, was bei siebenjährigen Kindern ja nicht der Fall ist. Deshalb halten sich wahre Hundekenner nicht stur an den Siebenjahreszyklus, sondern orientieren sich am Entwicklungsstand der Vierbeiner. Das führt zu einer unregelmässigen Zahlenreihe: Mit einem Jahr ist ein Hund vergleichbar mit einem 15-jährigen Teenager. Mit zwei Jahren hat er den Entwicklungsstand eines jungen Erwachsenen von 25 Jahren – und ist er erwachsen, kommen mit jedem Jahr fünf Menschenjahre dazu.
Ein Filmmärchen. Bis dato ist kein einziger Fall bekannt, in dem Menschen von Piranhas getötet wurden. Die vermeintlichen Killerfische haben Angst vor grossen Säugern. Kleinere Tiere werden in der Regel nur angegriffen, wenn sie bluten – und das ist gut so. Denn Piranhas haben im Amazonasbecken eine wichtige Funktion als Gesundheitspolizei. Die Schwarmfische fressen tote und kranke Tiere und verhindern so, dass sich Krankheiten ausbreiten. Für diese Aufgabe sind sie mit scharfen Zähnen ausgerüstet. Die Beisserchen sind durchaus furchteinflössend. Dazu kommt: Die Mär von der blutrünstigen Bestie wird immer wieder von starken Bildern genährt. Zum Beispiel durch die Szene im James-Bond-Thriller «Man lebt nur zweimal» (1967), in der Bösewicht Blofeld seine Widersacher bei lebendigem Leib ins Piranha-Becken wirft – worauf es im Wasser zu brodeln beginnt ...
Stimmt wahrscheinlich nicht. Lange glaubten Zoologen, dass Fische keine Schmerzen empfinden, da sich in ihrem Gehirn kein Schmerzzentrum befindet, das mit demjenigen der Menschen vergleichbar ist. Inzwischen gibt es zahlreiche Studien, die in eine andere Richtung weisen. So wurde etwa festgestellt, dass Fische auch keine Hirnregion fürs Lernen haben – und trotzdem lernfähig sind. Psychologen gehen zudem davon aus, dass Lernen immer mit subjektivem Empfinden verbunden ist. Auch wurde den Fischen in Versuchen Morphium verabreicht, worauf sie anders auf Elektroschocks reagierten als im Normalzustand.
Eine Hollywoodlegende. Die Nager aus der Familie der Wühlmäuse suchen jeweils gemeinsam nach neuen Futterplätzen. Bei diesen Massenmigrationen kann es schon mal Tote geben. Die Lemminge scheiden dabei aber keineswegs freiwillig aus dem Leben. Anders wird es im Disney-Film «Weisse Wildnis» (1958) dargestellt: Da stürzen sich die Lemminge scheinbar aus freien Stücken über die Klippen und ertrinken erbärmlich. Wie man erst viel später erfuhr, haben die Filmemacher nachgeholfen.
Völlig falsch. «Ein Marienkäfer hat zeitlebens immer gleich viele Punkte», sagt Silvia Dorn, Professorin für Insektenkunde an der ETH. Die Zahl der Punkte sei charakteristisch für eine bestimmte Art. So haben beispielsweise die Individuen des Siebenpunkt-Marienkäfers sieben Punkte. Ausserdem sind die Käfer weit davon entfernt, sieben Jahre alt zu werden – sie leben jeweils nur einige Wochen.