Antrieb der Zukunft?
Mais im Tank statt auf dem Teller: Viele Energieträger, aus denen sich ein Benzinersatz herstellen lässt, bieten keine echte Alternative. Ihre Umweltbilanz ist oft miserabel – oder es kommt zu Versorgungsproblemen.
aktualisiert am 31. Mai 2012 - 17:23 Uhr
Seit es Motorfahrzeuge gibt, wird mit unterschiedlichsten Treibstoffen experimentiert. Echte Alternativen zu Benzin und Diesel gibt es aber bis heute nicht: Rund 95 Prozent aller Treibstoffe basieren noch immer auf Erdöl. Doch nun gewinnen solche aus erneuerbaren Rohstoffen langsam an Terrain.
Der Ölkonzern BP sagt voraus, dass sich der Anteil der Bio- oder Agrotreibstoffe aus Pflanzenmaterial bis 2030 verdreifachen wird; derzeit macht er rund drei Prozent aus. Solche Treibstoffe, etwa Bioethanol, -diesel oder -methan, können aus Zuckerrohr, Mais, Raps oder Palmöl hergestellt werden – wobei allerdings die Umweltbilanz je nach Ausgangsstoff nicht immer besser ist als diejenige von Benzin. Vorreiter ist Brasilien, wo heute jedes zweite Auto mit Ethanol aus Zuckerrohr fährt. Auch die EU fördert diese Art Treibstoff und hat sich zum Ziel gesetzt, in den kommenden Jahren mindestens zehn Prozent des Benzins und Diesels durch Biosprit zu ersetzen.
Ein riesiges Problem ist allerdings der grosse Flächenbedarf zur Herstellung solcher Treibstoffe (siehe Grafik). So sind beispielsweise für eine einzige Tankfüllung Bioethanol 240 Kilogramm Getreide notwendig – was etwa dem Bedarf eines Erwachsenen für ein ganzes Jahr entspricht. In den USA landen schon heute rund 40 Prozent der Maisernte in den Autotanks. Damit konkurrieren die Agrotreibstoffe in zunehmendem Masse mit der Lebensmittelproduktion.
Diverse Firmen entwickeln deshalb kommerzielle Verfahren zur Herstellung von Biotreibstoffen der zweiten Generation, die aus Stroh, Pflanzenabfällen und Holzresten stammen. Diese Stoffe enthalten jedoch die Bestandteile Zellulose und Lignin, deren chemische Struktur nur in aufwendigen Verfahren aufgebrochen werden kann. Vor allem in Deutschland ist die Entwicklung weit fortgeschritten: Die Firma Choren Industries im sächsischen Freiberg nimmt derzeit die weltweit erste kommerzielle Produktionsanlage für solche Kraftstoffe in Betrieb.
Bloss rund 9000 erdgasbetriebene Autos kurven derzeit durch die Schweiz. Auch global spielt Erdgas als Treibstoff nur eine Nischenrolle und kann – als fossile, endliche Energiequelle – langfristig keine Lösung sein. Eine Alternative dazu ist Biogas aus vergärten Abfällen, das eine ausgezeichnete Ökobilanz aufweist. Neu ist die Technik nicht: Bereits 1949 wurde erstmals ein Auto mit Biogas angetrieben.
Experten wie Bernhard Piller von der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES) sagen den Elektroautos eine grosse Zukunft voraus. Der Erdölkonzern Shell rechnet damit, dass im Jahr 2050 rund 40 Prozent aller Autos elektrifiziert sein werden. Fragwürdig an diesem Trend ist, dass Strom nicht zwingend eine gute Ökobilanz hat. Denn Strom wird wieder häufiger in Kohle- oder Gaskraftwerken produziert. Lino Guzzella, ETH-Professor für Thermotronik, sagt es so: «Ein Elektroauto mit Kohlestrom anzutreiben ist ein schlechter Witz. Pro Kilometer stossen Sie dann mehr CO2 aus als mit einem guten, kleinen Dieselmotörchen.»