Säure oder Zucker statt Salz?
Wenn Strassen wegen Glatteis gesalzen werden, leiden Flora und Fauna am Strassenrand. Doch es gibt Alternativen zum flächendeckenden Salzeinsatz.
Veröffentlicht am 29. Oktober 2012 - 17:42 Uhr
Die Stadtgärtner blicken sorgenvoll dem Winter entgegen. Wird er so lang und kalt wie vor zwei Jahren, werden die Strassendienste wieder Tausende von Tonnen Auftausalz streuen. Darunter leidet die Vegetation. «Salz ist ein Pflanzengift», sagt Hans-Jürg Bosshard, der bei Grün Stadt Zürich für die Bäume verantwortlich ist. Salzwasser schädigt die Wurzeln und die Mikrobenflora im Boden und erhöht den Stress für die Pflanzen. Es ist mitverantwortlich, dass viele Stadtbäume bereits im Spätsommer ihre Blätter abwerfen.
Deshalb seien Alternativen zum Salz dringend nötig, sagen die Gärtner. Doch die Suche erweist sich als schwierig. Chemische Ersatzstoffe für Auftausalz befinden sich erst in der Testphase. So haben die Winterdienste in Basel letztes Jahr in einem Pilotversuch einen Stoff auf der Basis von Ameisensäure eingesetzt. Das Mittel wirke gut, sei für den grossflächigen Einsatz in der Stadt aber noch nicht zugelassen, sagen die Verantwortlichen.
Das Bundesamt für Strassen testet ein Recyclingprodukt aus der Zuckerrohrverarbeitung auf seine Eignung für die Enteisung von Autobahnen. Dieser Zucker wird dem Salz aber nur beigemischt, um bei tiefen Temperaturen die Wirkung zu verbessern. Ersetzen kann er das Salz nicht.
Angesichts fehlender Alternativen raten die Stadtgärtner, nur dort zu salzen, wo es für die Verkehrssicherheit zwingend ist. Das liegt nicht unbedingt im Interesse der Schweizer Rheinsalinen. In Erwartung eines schneereichen Winters haben sie ihre Lagerkapazität in Rheinfelden im vergangenen Frühling um 100'000 auf 180'000 Tonnen ausgebaut.