Milch mit saurem Abgang
Die grösste Molkereifirma Liechtensteins, die Milchhof AG, leitete in Schaan Säure ins Abwasser. Leitungen leckten, die Säure gelangte ins Grundwasser. Die Behörden hatten nicht hingesehen.
Veröffentlicht am 15. November 2019 - 15:43 Uhr
Mit «fürstlich gut» wirbt die Milchhof AG in Schaan FL für ihre Produkte. Das Erbprinzenpaar rühmt in einem Video die Qualität des Käses. So gar nicht zu diesem Bild passt, was im Mai geschah und bisher unter dem Deckel gehalten wurde: Aus einer defekten Kanalisationsleitung drang säurehaltiges Abwasser in die Erde und ins Grundwasser. Messungen des Amtes für Umwelt zeigen, dass der pH-Grenzwert überschritten wurde.
Wie stark und wie häufig, will das Amt jedoch nicht sagen, da es sich um ein laufendes Verfahren handle. Man könne aber versichern, dass die Trinkwasserversorgung nicht betroffen war.
Für das Amt und für die Milchhof AG ist der Störfall vom Mai kein Ruhmesblatt. 2014 bis 2016 errichtete der Milchhof ein neues Gebäude, und Land und Gemeinde winkten die Bewilligung zur Ableitung von Abwässern aus der Produktion durch. Mit der Auflage, den pH-Wert einzuhalten. Doch genau hingesehen hat man offensichtlich nicht.
Sonst hätte man gemerkt, dass beim Milchhof – er gehört den rund 40 Liechtensteiner Milchbauern – eine Neutralisierungsanlage und ein Pufferbecken für die verwendeten Reinigungsmittel fehlten. Viele Tausend Liter belasteter Abwässer wurden so jahrelang ungefiltert abgeleitet. Der aggressive Mix aus Natronlauge und Salpetersäure hat Betonringe der Kanalisation zerfressen und führte zu Lecks.
Warum dieser fahrlässige Umgang mit Abwasser im Milchhof? Norbert Pustlauk, seit Sommer Geschäftsführer, beschönigt nicht: «Die Verantwortung liegt sicher bei der Milchhof AG und den involvierten Projektpartnern.» Ursprünglich sei eine Neutralisierung vorgesehen gewesen, sie sei aber nicht realisiert worden. Wohl aus Kostengründen, argwöhnen ehemalige Milchhof-Mitarbeiter. Norbert Pustlauk sagt dazu nichts, da es sich um ein laufendes Verfahren handle.
Anfang September hat der Milchhof nun eine Neutralisierungsanlage in Betrieb genommen. Auch die Abwasserleitung ist repariert, ein hydrologischer Bericht bestätigt, dass «keine relevanten Schadstoffspuren aus dem Abwasser mehr nachweisbar sind».
Die ätzende Fracht aus dem Milchhof könnte auch der Grund für Probleme in der Abwasserreinigungsanlage in Bendern FL sein. Dort wurden im Zulauf häufig pH-Werte ausserhalb der Bandbreite gemessen. Deshalb wurde der Zulauf mehrmals automatisch ins Havariebecken geleitet. Das Amt für Umwelt hat jetzt zwei mobile Sonden angeschafft, um die Verursacher zu ermitteln.
Ob die Abwassersünden Folgen haben, ist nicht bekannt. Geschäftsführer Pustlauk sagt: «Bis dato sind uns keine rechtlichen Konsequenzen bekannt, und aktuell besteht auch keine Forderung auf Schadenersatz .»
1 Kommentar
Was da schweizweit, seit vielen Jahren schon, an verschiedensten chemisch-pharmazeutischen und andern Giften, ERDE - WASSER und damit TIER und MENSCH zugemutet wird, ist absolut verantwortungslos bis kriminell!
Niemand der - sehr gut entlöhnten- Zuständigen (ArbeitnehmerInnen des Volkes): Bundesrat, Parlament, Regierungsräte, BAG, BLV, BAFU, BLW, Gesundheits-DirektorenInnen, Schweizer Bauernverbände, etc..., kümmert sich aktiv darum, obwohl allen längst und hinlänglich bekannt!?? Wo sind sie denn, die selbsternannten "Volks-VertreterInnen"? Tja, der lukrative "Lobbyismus, die Vetternwirtschaft", "boomt" in der Schweizer Politik, vor allem bei den mächtigen Parteien..., weshalb diese (SVP, CVP, FDP, SP) auch gegen "Spendengelder-Transparenz und ein Verbot von lukrativen VR-Mandaten sind! "VOLKS-Wohl-Politik"?? Drum prüfe, wer wen ins Parlament wählt.