Heizen mit «Schweizer Öl»
Holzpellets sind eine gute Alternative zu Heizöl. Aber auch bei diesem Brennstoff steigen die Preise - nicht zuletzt, weil zu viele Kunden zu spät bestellen.
Veröffentlicht am 20. Oktober 2006 - 09:28 Uhr
Auf den ersten Blick ähneln sie Hundebiskuits. Doch die bis zu fünf Zentimeter langen hellbraunen Stäbchen sind Holzabfallprodukte aus Sägemehl und Spänen und nicht für den Verzehr gedacht. Dafür brennen sie effizient und sind zunehmend gefragt. Rund 70'000 Tonnen Pellets dürften die Schweizer in der kommenden Heizperiode verfeuern.
Dass die Pellets so boomen, ist den hohen Ölpreisen zu verdanken: Zwei Kilo Holzpellets haben denselben Energiegehalt wie ein Liter Erdöl, kosten aber rund einen Drittel weniger. Allerdings sind die Anschaffungskosten für eine Pelletsheizung in einem Einfamilienhaus mit zirka 28'000 Franken fast doppelt so hoch wie die für eine Ölheizung. Wie schaut die Gesamtrechnung aus? Von höheren Investitionskosten liessen sich beispielsweise die Verantwortlichen der Carrosserie Hess AG im solothurnischen Bellach nicht abschrecken. Dort steht seit Ende 2005 die grösste Pelletsheizung der Schweiz. Sie liefert so viel Wärme, wie für 50 Einfamilienhäuser gebraucht würde. Die Anlage ersetzt 100'000 Liter Heizöl durch 200 Tonnen Pellets und spart so jährlich 265 Tonnen klimaschädigendes CO2 ein.
Das kommt nicht nur der Umwelt zugute, sondern dient auch dem Image der Firma, wie Geschäftsführer Alex Näf bestätigt. Ausserdem profitiert die Firma durch das Umsatteln auch wirtschaftlich. Die Hess AG hat die neue Anlage nicht selber angeschafft, sondern einen langfristigen Contracting-Vertrag mit einem Energielieferanten abgeschlossen. Dieser stellt die Heizung und kümmert sich um den gesamten Unterhalt. Obwohl die Karosseriefirma für das Brennmaterial mittlerweile rund elf Prozent mehr bezahlt als noch Ende 2005, spart sie gegenüber den Zeiten, als sie mit Öl arbeitete, noch immer. Bleibe der Heizölpreis hoch, so Näf, würden sich die durch die Umstellung bedingten Mehrkosten innert zehn Jahren amortisieren.
In warmen Monaten vorsorgen
Die Kalkulation hat allerdings eine grosse Unbekannte: Die Entwicklung des Pelletspreises ist ebenso unvorhersehbar wie die des Ölpreises. Ende September bezahlte man für Pellets ab Tankwagen zwischen 250 und gut 300 Franken pro Tonne, im Gebinde (Big Bag) zwischen 330 und 400 Franken. Das sind durchschnittlich 20 Prozent mehr als noch im Sommer. Und die Preise werden weiter steigen, heisst es auf Anfrage beim Landverband, der Vereinigung der Landi-Läden.
Schuld daran sind nicht nur die Verkäufer, die ihren Profit maximieren wollen, sondern auch die saisonal schwankende Nachfrage der Kunden. Zwar wird übers Jahr gerechnet genug Holz zu Pellets weiterverarbeitet: 180'000 Tonnen Sägemehl und Hobelspäne fallen an. Das reicht für noch mal so viele Pelletsheizungen, wie derzeit betrieben werden.
Probleme gibt es trotzdem bei Angebot und Nachfrage: Pellets werden vor allem im Spätherbst und Winter bestellt. In den kälteren Monaten wird in den Wäldern aber weniger Holz versägt. Ausserdem sind bei den Lieferanten die Lagerkapazitäten beschränkt. Besser wäre also, die Hausbesitzer bestellten bereits in den warmen Monaten für den Winter vor. Dann sind auch die Preise tiefer. Und es könnten Lieferengpässe vermieden werden, wie sie im letzten langen Winter vorkamen.
«Es würde uns nicht wundern, käme es in diesem Winter zu noch grösseren Lieferschwierigkeiten als im letzten», sagt Andreas Keel von Holzenergie Schweiz.
Weitere Infos
- Mehr Informationen zum Heizen mit Pellets und zu Lieferanten von Öfen und Pellets erhalten Sie bei Holzenergie Schweiz, Neugasse 6, 8005 Zürich, Telefon 044 250 88 11 oder unter www.holzenergie.ch
- Infos zu Fördermassnahmen finden Sie unter www.energie-schweiz.ch
- Holzöfen und Heizsysteme im Vergleich: www.topten.ch