Kanadas gross angekündigte Robbenjagdsaison ist ziemlich erfolglos zu Ende gegangen. Die Quote wurde mit rund 273'000 Tieren von der Regierung in Ottawa festgesetzt, doch die Fischer in Neufundland und Labrador haben nur rund 70'000 Tiere getötet. Der Grund dafür liegt im Verfall der Preise für Robbenpelze sowie im EU-weiten Importverbot von Robbenprodukten, das im Oktober in Kraft treten wird. Einige der Fischer befürchten, dass die jahrhundertealte Tradition der Robbenjagd zu einem Ende kommen könnte.

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Vom Argument, dass Robben die Fischerei beeinträchtigen, hält Axel Hein, Meeresexperte beim WWF Österreich, nichts. «Das eigentliche Problem sind die viel zu hohen Fangquoten für Kabeljau. Das ist der Grund, warum die Fischbestände in den vergangenen Jahren dramatisch eingebrochen sind.» Robben habe es in der Region immer schon gegeben und diese waren nicht verantwortlich dafür, dass die Kabeljau-Bestände derart massiv zurückgegangen sind. Dieses Argument sei also nicht haltbar.

«Ethisch nicht vertretbar»

Die Robbenbestände sind in Kanada nicht gefährdet. «Allerdings ist die Art und Weise wie die kleinen Robben erschlagen werden und ihnen dann das Fell abgezogen wird, ethisch nicht vertretbar», so Hein. Zudem kritisieren die Umweltschützer, dass die Kadaver meist zurückgelassen werden. «Gegen eine Robbenjagd der Inuit gibt es keine Einwände, denn sie bildet eine Lebensgrundlage der Ureinwohner.» Die Jagd der Inuit sei keineswegs mit der kommerziellen Jagd vergleichbar. «Für Umweltschützer ist das vorzeitige Ende der Robbenjagd eine gute Nachricht», meint Meeresexperte.

Der Marktpreis eines Robbenfells liegt derzeit bei rund zwölf Dollar – vor wenigen Jahren lag er bei 100 Dollar. Allein der Preisverfall aufgrund der verringerten Nachfrage macht die Jagd auf Robben zu einem kaum mehr lukrativen Geschäft für die Fischer. Der schwache Rubel und das Wegbrechen der grossen kanadischen Märkte für Robbenprodukte haben die Preise für Felle nach unten purzeln lassen. Auch die Nachfrage aus China, einem anderen Grosskunden, hat nachgelassen. Der stärkste Druck auf die Produkte kommt allerdings ziemlich sicher aus Europa. Für die kanadischen Fischer, die seit Jahren mit immer geringeren Fischbeständen zu kämpfen haben, war die Robbenjagd ein willkommenes Zubrot. (pte/19.06.2009)