Umsetzung wäre möglich
Die Bernischen Kraftwerke korrigieren ihr Ziel für Ökostrom um 40 Prozent nach unten. Die Opposition war ihnen zu gross. Walter Steinmann vom Bundesamt für Energie ist erstaunt.
Veröffentlicht am 18. Januar 2011 - 08:39 Uhr
Beobachter: Ist der Grossausbau der erneuerbaren Energien bereits gescheitert?
Walter Steinmann: Nein, überhaupt nicht. Seit Einführung der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) für erneuerbare Energien sind erst zwei Jahre vergangen. Da staune ich schon sehr, dass die BKW nun erklären, die Ziele liessen sich nicht erreichen, bloss weil sie auf etwas Widerstand gestossen sind. Immerhin haben wir bis 2030 noch 19 Jahre vor uns, in denen man Projekte realisieren kann.
Beobachter: Wie erklären Sie sich denn, dass die BKW jetzt schon aufgeben?
Steinmann: Anfänglich herrschte unter den Stromproduzenten Goldgräberstimmung. Plötzlich galt jeder Bergbach als möglicher Standort für ein Kleinwasserkraftwerk. Teilweise gab es Gesuche von drei Firmen für einen Standort, unabhängig davon, ob der Bach geeignet war oder nicht. In der Zwischenzeit sind die Firmen realistischer geworden.
Beobachter: Die BKW beschweren sich über den administrativen Aufwand für die Bewilligungen. Zu Recht?
Steinmann: Die grossen Stromproduzenten wussten, dass die Zusicherung von KEV-Geldern nicht bedeutet, dass man für ein Projekt auch eine Baubewilligung erhält. In diesen Verfahren müssen die Projekte den Kantonen und Gemeinden detailliert dargelegt werden. Da kann es halt auch Opposition geben. Man kann nun mal nicht einfach sagen, man wolle ein neues, «grünes» Kraftwerk bauen, und erhält dann automatisch eine Bewilligung.
Beobachter: Die BKW kritisieren auch den Widerstand von Umweltorganisationen und Bevölkerung gegen bestimmte Projekte.
Steinmann: Was immer wir in der kleinräumigen Schweiz planen: Es wird immer Diskussionen und Opposition geben. Insofern haben mich die Einsprachen gegen gewisse Projekte nicht überrascht. Aber auch Umweltorganisationen werden in den nächsten Jahren vor der Aufgabe stehen, Landschaftsschutz gegen erneuerbare Energien abzuwägen.
Beobachter: Lässt sich denn das ursprüngliche Ziel, bis 2030 insgesamt 5400 Gigawattstunden Strom aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, immer noch erreichen?
Steinmann: Davon bin ich absolut überzeugt. Schliesslich werden wir im Rahmen des Stromabkommens mit der EU nicht darum herumkommen, erneuerbare Energien weiter zu fördern, nicht nur beim Strom, sondern auch beim Heizen und in der Industrie. Dazu kann ich mir durchaus auch die Einführung von Ökostromquoten für Stromversorger und Grossverbraucher vorstellen.
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