Irma hat die Nachbarschaft verwüstet und Nachbars Katzen verstört, Lothar ist schuld, wenn man sich wieder tagelang nicht vor die Tür traut. Wer kommt eigentlich auf die Idee, Stürme zu taufen?

Der erste Namensgeber war der australische Meteorologe Clement Wragge am Ende des 19. Jahrhunderts. Was ganz harmlos mit Frauennamen begann, wurde bitterer Ernst: Die neue Regierung lud den Zorn des Meteorologen auf sich, als sie keinen staatlichen Wetterdienst mit ihm als Direktor bewilligte. Von da an wüteten unbeliebte Politiker als wüste Metaphern durchs Land. Leider half das Wragge nicht weiter: seine Wetterstation wurde bald geschlossen, die Benennung von Stürmen wurde von seinen Kollegen nicht übernommen.

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In Amerika liess sich der Schriftsteller George Steward 40 Jahre später von Wragge inspirieren: Der Protagonist seiner Novelle «Storm», ein junger Meteorologe aus San Francisco, benannte Pazifikstürme nach Exfreundinnen. Die Schlimmste von ihnen war Maria – sie machte sich im Land so schnell einen Namen, dass der Idee bald verschiedene Wetterdienste folgten. Da dies für Verwirrung sorgte, entstand 1953 eine einheitliche, alphabetische Benennung durch den amerikanischen Wetterdienst. Auf dem Atlantik und Pazifik trieben fortan wilde Frauen ihr Unwesen.

Ist das nicht frauenfeindlich?

Ende der 70er Jahre setzte sich die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in Genf gegen eine Diskriminierung der Frauen ein. Sie veranlasste, zwischen männlichen und weiblichen Namen zu wechseln. Das betraf auch den deutschsprachigen Raum, wo Tiefdruckgebiete zuvor Frauennamen trugen, Hochdruckgebiete hingegen Männernamen.

Mittlerweile hat sich die Praxis fast überall durchgesetzt. Einfache Namen prägen sich schnell ein und machen es einfacher, Stürme voneinander zu unterscheiden. Im deutschsprachigen Raum vergibt das Meteorologische Institut der Freien Universität Berlin Namen an Hoch- und Tiefdruckgebiete. In geraden Jahren tragen Tiefdruckgebiete weibliche und Hochdruckgebiete männliche Namen, in ungeraden Jahren ist es umgekehrt. Die Namen beginnen beim ersten Buchstaben des Alphabets und durchlaufen es, bis nach Z wieder der Buchstabe A folgt.

In Skandinavien vergeben Norwegen, Schweden und Dänemark je eigene, landestypische Namen. Im Grossbritannien werden Stürme von der Presse benannt, üblicherweise nach dem Tag ihres Erscheinens. In Asien läufts dann nochmal anders: Stürme können wie Gegenstände oder Blumen heissen. Oder sie werden einfach durchgezählt, wie in Japan.

Verschiedene Namen sorgen für Verwirrung

Stürme entstehen meist regional, können sich aber über die Landesgrenzen hinweg ausbreiten. Dann tragen sie schnell verschiedene Namen, wie ein 2013 entstandener Orkan, der im deutschsprachigen Raum Christian hiess, in den englischen Medien «St Jude’s Day Storm» und in Schweden Simone.

Bei Hurrikans ist die Namensgebung einheitlicher, da nur das National Hurricane Center in Miami zuständig ist. Dieses ist gut vorbereitet: Sechs Namenslisten liegen für die Hurrikansaison auf dem Nordatlantik bereit, sechs weitere für den Nordostpazifik. Für ein Jahr reicht eine Liste aus. Danach werden besonders schlimme Stürme ausgemustert (z.B. Katrina im Jahr 2005), die übrigen Namen werden sechs Jahre später wieder verwendet. 2018 werden auf dem Atlantik als Erstes Alberto, Beryl, Chris und Debby erwartet, auf dem Pazifik sind es Aletta, Bud, Carlotta und Daniel.

Wer kommt denn bitteschön auf «Burglind»?

Seit dem Jahr 2002 werden im deutschen Raum fast alle Namen von «Wetterpaten» bestimmt. Diese zahlen für die Benennung eines Tiefdruckgebiets (circa 100 pro Jahr)  umgerechnet 277 Franken, für ein Hochdruckgebiet (circa 50 pro Jahr) 416 Franken. Das Geld kommt der studentischen Klima- und Wetterbeobachtung an der FU Berlin zugute. So ist auch Burglind entstanden: Burglind Gorn, eine Berlinerin mittleren Alters, schenkte sich das Sturmtief selbst.

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Jasmine Helbling, Redaktorin
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