Einfach helfen, wo Not herrscht
Manchmal kann auch wenig Geld viel bewirken. Die Mitarbeitenden der Stiftung SOS Beobachter erzählen, was das im Einzelfall bedeutet.
Veröffentlicht am 7. Juli 2022 - 18:10 Uhr
Ein Floristikkurs für eine sozial isolierte Frau und ein Skilager für einen jugendlichen Geflüchteten ohne Familie: Mitarbeiter der Stiftung SOS Beobachter erinnern sich an Fälle, die ihnen geblieben sind.
«Gesuche ablehnen fällt uns allen nicht leicht. Aber auch das gehört zu unserem Beruf. Bei Urs Schneider* (Name geändert), 50, war es die richtige Entscheidung.
Weil er seine Rechnungen nicht mehr beglich, kam Urs Schneider auf die schwarze Liste der Krankenkasse , und sie zahlte seine Psychotherapie nicht mehr. Er wandte sich an uns und fragte, ob wir seine Schulden übernehmen können.
Bei seiner unübersichtlichen Situation hätte die Unterstützung nicht langfristig geholfen. Darum musste ich sein Gesuch ablehnen, verwies ihn aber an eine anerkannte Schuldenberatungsstelle und sagte ihm, er könne sich wieder melden, falls sich seine Situation geklärt habe und wir ihm mit einer Spende nachhaltig helfen können.
Oft melden sich die Hilfesuchenden dann nicht mehr. Urs Schneider aber rief tatsächlich an und sagte, er habe einen Termin bei der Schuldenberatung vereinbart. Später bestätigte mir die Beratungsstelle, dass Urs Schneider seine laufenden Rechnungen wieder selber zahlen könne. So konnte ich sein Gesuch für die unbezahlten Rechnungen schliesslich doch noch gutheissen.»
Beat Handschin, Geschäftsführer
«Skifahren ist für Malik Basari*, 13, das Grösste auf der Welt. Seit er am ‹Schneetag› seiner Schule das erste Mal auf Skiern stand, redet er von fast nichts anderem. Er hörte dann von einem Skilager und wollte unbedingt hin. Aber die nötigen 360 Franken hatte er nicht. Für einen Teenager, der als Asylsuchender allein in die Schweiz gekommen ist und hier weder Familie noch Verwandte hat, war das zu viel.
Ein Zentrum zur Unterstützung von Kindern und Familien reichte daher ein Gesuch bei SOS Beobachter ein. Wir teilten uns schliesslich die Kosten mit dem Sozialdienst, damit Malik Basari fünf Tage lang eine sorglose Zeit voller Sport und Spass erleben darf.
Für mich war es ein schönes Beispiel, wie wir jemandem mit wenig Geld sehr viel geben können.»
Rebecca Lüthi, Praktikantin
«Unser Credo lautet: Wir zahlen da, wo sonst niemand zahlt. Bei Elena Varga*, 53, war genau das der Fall. Sie ist schwer psychisch krank und nicht mehr arbeitsfähig. Also muss sie ihren Lebensunterhalt mit einer knappen Rente bestreiten. Sie ist sozial isoliert, das macht ihr sehr zu schaffen. Darum wollte sie gern einen Floristikkurs besuchen.
Ihre Therapeutin bestätigte uns, dass der Kurs Elena Varga nicht überfordern würde. Darauf habe ich ihr Gesuch gutgeheissen. Kurz danach rief sie mich an. Sie hat sich sehr gefreut und meinte, diese Spende gebe ihr wieder Mut, sie werde sich sofort für den Kurs anmelden.
Zu hören, wie viel ihr das bedeutet und wie motiviert sie war, hat mich sehr berührt.»
Brigitte Marchesi Uhl, Fallbearbeiterin
«Wir erfahren oft von tragischen Schicksalen, wo es nur sehr wenig braucht, dass jemand komplett aus der Bahn geworfen wird.
Das war bei der Familie Hofmann* so. Die beiden Kinder haben eine Autismus-Spektrum-Störung und verbringen drei bis vier Tage pro Woche in einem speziellen Wohn- und Schulheim.
Als Sabine Hofmann* ihre Söhne einen Monat lang nicht selber fahren konnte, gab es niemanden mehr, der sie hätte ins Heim bringen können. Sie musste ein Taxi organisieren, das insgesamt 280 Franken kostete.
Das Verrückte war, dass ihr Gesuch bei einer anderen Organisation abgelehnt wurde, weil der Betrag 20 Franken zu tief war.
Und genau das finde ich persönlich das Schöne bei SOS Beobachter: Solange der Stiftungszweck erfüllt ist, können wir sehr unbürokratisch helfen, wo akute Not besteht.»
Sebastian Gerber, Fallbearbeitern
Die Stiftung SOS Beobachter unterstützt in der Schweiz wohnhafte Familien und Einzelpersonen in Notsituationen – schnell und unbürokratisch.
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