Streit am Waldrand
Streng mit den anderen, aber grosszügig mit sich selbst: Der Bauvorstand von Lufingen hält wenig von Gleichbehandlung.
Veröffentlicht am 29. März 2005 - 09:37 Uhr
Peter Wüst aus Lufingen ZH hatte sein Gartenmäuerchen ohne behördlichen Segen errichtet. Das sei ungesetzlich, polterte der Lufinger Bauvorstand Urs Müller, das Mäuerchen sei zu hoch und stehe zudem zu nah an der Strasse. Es müsse weg oder versetzt werden.
«Jetzt hast du Krieg, dich mach ich fertig», bekam Wüst vom Bauvorstand zu hören, als er eine Erklärung verlangte. Erst der Statthalter des Bezirks Bülach brachte Bauvorstand Urs Müller dazu, sich für die Kriegserklärung und für sein «unanständiges Verhalten» zu entschuldigen. Die Gemeinde bezahlte schliesslich die geforderte Verschiebung des Mäuerchens.
Sonst kann der amtliche Bauaufseher auch mal fünf gerade sein lassen – jedenfalls in eigener Sache. Satt am Waldrand hat Unternehmer Müller Unterstände für Baumaterialien aufgestellt und Anbauten an eine bestehende Baracke gezimmert – vom gesetzlichen Waldabstand von 30 Metern kann keine Rede sein. Auch im Wald selbst moderte eine alte Baracke vor sich hin.
Die Baukommission von Lufingen klopfte schliesslich dem Bauvorstand auf die Finger: Bis Ende Januar hatte er den Wald zu räumen. Er hielt diese Frist ein, nachdem er zuvor gegenüber dem Beobachter noch von «Kleinigkeiten» gesprochen hatte. Bis Anfang April muss nun auch der Bauplatz geräumt sein.
Im Winter hatte Urs Müller noch grossspurig erklärt: «Einiges muss ich entfernen, aber das stammt meist von meinem Vorgänger. Das Ganze ist und bleibt ein Bauplatz.»