Auf gute Erde kommt es an
Bevor die ersten Pflanzen in den Garten kommen, sollte man sich dem Boden widmen. Was braucht es, damit die Erde im Sommer reiche Früchte trägt?
aktualisiert am 25. Juli 2018 - 14:22 Uhr
Wie sieht gute Erde aus?
Fruchtbare Erde ist locker-krümelig, hat einen hohen Humusanteil (dunkle Färbung) und riecht angenehm, so wie Walderde. Die feinkrümelige Struktur ist wichtig, damit Luft und Wasser gut zirkulieren, Pflanzenwurzeln Nahrung finden und sich verankern können.
Wie dick soll die Humusschicht sein?
Der sogenannte Oberboden ist rund 30 Zentimeter tief, das entspricht in etwa einem Spatenstich. Im Humus wurzeln die Pflanzen, darunter beginnt in der Regel der Unterboden, der mit Steinen durchsetzt ist. Mit ihm kommen Gärtner selten in Kontakt.
Was bedeutet es, wenn sich viele Käfer und Würmer in der Erde tummeln?
Ein stark belebter Boden ist guter Boden. Die Tierchen – Regenwürmer, Asseln, Tausendfüssler, Käfer – sorgen gemeinsam mit Millionen von anderen Bodenlebewesen wie Pilzen und Bakterien für fruchtbare Erde: Sie verarbeiten organisches und mineralisches Material zu wertvoller Pflanzennahrung.
Welche Funktion haben die Regenwürmer für den Garten?
Die wichtigsten unter den Bodenwühlern arbeiten sich durch die Erde und sorgen dafür, dass sie krümelig bleibt. Ihre weitverzweigten Gangsysteme belüften und entwässern den Boden. Regenwürmer – allein in der Schweiz gibt es ungefähr 40 Arten – nehmen neben organischen auch mineralische Substanzen auf. Ihre Ausscheidungen, die Wurmlosungen, versorgen die Pflanzen mit wertvollen Nährstoffen. Kurzum: Regenwürmer sind die besten Helfer im Garten.
Auf welchem Boden wachsen Pflanzen am besten?
Ideal ist ein mittelschwerer Boden, also ein Gemisch aus Sand, Schluff (Silt) und Ton. Leichte Böden mit hohem Sandanteil haben den Nachteil, dass sie rasch austrocknen und dass Nährstoffe leicht ausgewaschen werden. Böden mit einem hohen Tonanteil sind zwar gute Wasser- und Nährstoffspeicher, aber sie verdichten schnell. Der Boden wird schwer.
Warum ist schwerer Boden schlecht?
Pflanzenwurzeln können stark verdichtete Böden kaum durchdringen. Das Regenwasser staut sich, und empfindliche Gewächse gehen ein. Anzeichen für schweren Boden sind Pfützen, sumpfige Stellen und Pflanzen, die sichtbar schlecht gedeihen.
Welche Rolle spielt der pH-Wert des Bodens?
Manche Pflanzen brauchen saure Böden mit einem pH-Wert unter 7. Dazu gehören Azaleen, Rhododendren, Kamelien, Heidelbeeren und Nadelhölzer. Auch Kartoffeln und Beeren wachsen in leicht saurer Erde am besten. Andere Pflanzen, darunter die meisten Gemüsearten, schätzen etwas höhere, alkalische pH-Werte.
Wie misst man den pH-Wert?
Ob ein Boden sauer oder alkalisch ist, hängt vom Untergrundgestein ab. In der Schweiz sind die meisten Böden stark kalkhaltig und alkalisch (pH-Wert über 7). Ausnahmen sind das Gotthardmassiv und Teile des Tessins. Im Garten kann man den pH-Wert mittels pH-Meter oder Indikatorstäbchen messen (beides im Fachgeschäft erhältlich). Genauer lässt sich dieser Wert im Labor bestimmen (siehe «Analyse»).
Kann man den pH-Wert «einstellen»?
Möglich sind nur leichte Korrekturen. Saure Böden lassen sich durch Beigabe von Kalk verbessern. Der pH-Wert alkalischer Böden lässt sich mit sauer wirkendem Dünger oder durch konsequentes Giessen mit Regenwasser (pH-Wert 5,6) senken.
Wie oft soll man den Boden umgraben?
Gar nie. Die mechanische und vor allem maschinelle Bearbeitung zerstört die Bodenstruktur. Bis sich wieder ein Gleichgewicht aufgebaut hat, dauert es Wochen. Darum: Eine oberflächliche Lockerung mit Rechen, Kralle oder Hacke reicht. Am besten steckt man die Grabgabel in die Erde und bewegt sie hin und her. Auf diese Weise werden die Erdschichten nicht durcheinandergebracht.
Brauchen Gartenpflanzen Dünger?
Nicht unbedingt. Viel wichtiger ist die Aktivierung des Bodens. Kompost, Mist oder Mulch sind Nahrung für Bodenlebewesen, die diesen natürlichen Dünger zerlegen und ihn für Pflanzen verfügbar machen. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert organischer Dünger. Mineralischer Dünger hingegen wirkt direkt auf die Pflanzen. Bei einem Überangebot werden sie aber träge und bilden nur noch schwache Wurzeln aus. Verwendet man mineralischen Dünger, ist zudem die Gefahr grösser, dass Nährstoffe wie Nitrate und Phosphate ins Grundwasser gelangen.
Wie kommt man zu gutem Kompost?
Entscheidend ist, dass man richtig kompostiert. Speisereste und Katzenstreu gehören nicht auf den Kompost! Der Verrottungsprozess dauert vier bis zwölf Monate. Je häufiger man den Komposthaufen umschichtet, desto schneller verläuft der Abbau. Idealerweise greift man wöchentlich zur Schaufel. In Gärtnereien gibt es auch fertige Komposterde zu kaufen.
Weitere Informationen: www.kompost.ch und www.kompostberatung.ch
Welche Nährstoffe sollten im Boden vorhanden sein?
Die Hauptnährstoffe sind Stickstoff, Phosphor und Kalium. Stickstoff fördert das Wachstum von Trieben und Blättern. Phosphor wirkt blüten- und fruchtbildend. Kalium festigt das Pflanzengewebe und fördert das Ausbilden der Wurzeln.
Wie findet man heraus, ob der Boden genug Nährstoffe enthält?
Darüber geben Tests Auskunft. Es lohnt sich, in eine detaillierte Analyse zu investieren. Einfache Tests messen nur die wasserlöslichen Nährstoffe, deren Anteil stark vom Wetter abhängt. Nach einem Regenguss ist deren Konzentration gering, und die Düngeempfehlung fällt zu hoch aus. Umfangreichere Analysen messen auch die gebundenen Nährstoffe im Boden und damit die Reserven. Die darauf basierenden Empfehlungen sind genauer.
Worauf muss man beim Kauf von Gartenerde achten?
Gartenerde braucht es nur für Kübel- und Topfpflanzen. Gekaufte Erde sackweise in den Garten zu schütten bringt wenig. Dieses Geld kann man sich sparen. Wer nicht auf Gartenerde verzichten kann, sollte torffreie kaufen. Torf hat zwar gute Eigenschaften, weil er schön locker ist und Wasser, Luft und Nährstoffe speichert. Aus ökologischer Sicht ist Gartenerde mit Torf aber höchst problematisch. Denn Torf ist ein nicht erneuerbarer Rohstoff aus Moorgebieten, wo er die Lebensgrundlage für Pflanzen und Tiere bildet. Alternativprodukte wie Pflanzenerde mit Rindenhumus, Holzfasern, Chinaschilf oder Kokosfasern sind etwas teurer, aber schonender für die Umwelt.
Dem Garten auf den Grund gehen
Wann? Der beste Zeitpunkt für eine Analyse liegt vor der Pflanzzeit, wenn der Boden schon etwas aufgewärmt ist. Eine Analyse lohnt sich, wenn man unsicher ist, ob sich der Boden für einen Nutzgarten eignet, oder wenn man wissen möchte, ob der Garten zu viel oder zu wenig Dünger enthält.
Was? Eine Bodenanalyse liefert Angaben zum Humusgehalt, zur Bodenbeschaffenheit (Sand, Lehm, Ton), zum pH-Wert und zum Nährstoffgehalt (Stickstoff, Phosphor, Kalium; andere Nährstoffe in der Regel nur auf Wunsch). Falls man es möchte, erhält man eine auf die Nutzung abgestimmte Düngeempfehlung.
Wie? Man entnimmt an mehreren Stellen des betreffenden Gartenstücks Erdproben aus bis zu 25 Zentimetern Tiefe. Ein halbes bis ein Kilogramm der vermischten und von Steinen befreiten Proben kommt in einen Plastiksack, der mit einem Hinweis auf die Art der Nutzung (zum Beispiel Gemüsegarten oder Beerenrabatte) an ein Bodenlabor geschickt wird. Eine Standardanalyse kostet mindestens 80 Franken, eine Gesamtanalyse mindestens 200 Franken.