3400 Franken für ein entstopftes WC
Der Hauswart empfahl einen Sanitär, der eine horrende Rechnung stellt. Bezahlen sollte die Mieterin. Doch sie wehrte sich erfolgreich. Die Schlichtungsbehörde gab ihr nun weitgehend Recht.
Veröffentlicht am 7. Januar 2021 - 16:39 Uhr,
aktualisiert am 16. März 2021 - 16:05 Uhr
Oft läuft die Geschichte so: WC verstopft, eine Überschwemmung droht. Der Mieter ruft den erstbesten Sanitär. Der kommt und repariert, stellt aber eine völlig überhöhte Rechnung – die der überrumpelte Mieter bezahlt.
Auch Elena Cirillo aus Adliswil ZH hatte einen Abzock-Handwerker im Haus und bezahlte die überrissene Rechnung. Allerdings wurde ihr dazu geraten. Das kam so: Als ihr WC an einem Novembersamstag verstopft war, rief Cirillo bei der Hausverwaltung an, einer Firma im Kanton Zürich, die im Namen der Liegenschaftsverwaltung den Hauswart macht.
Nur zwei Stunden Arbeit
Cirillo schilderte dem Hauswart ihr Problem. Per SMS erhielt sie die Koordinaten eines Sanitärbetriebs in Adliswil sowie den Internetlink https://sanitaer-24h.ch/sanitaer+Adliswil. «Telefonisch erklärte mir der Hauswart, ich solle die Rechnung bezahlen und dann an die Verwaltung weiterreichen.» Der erste Sanitär war nicht erreichbar, was sie dem Hauswart meldete. Per SMS schrieb er, dass er den zweiten Betrieb zwar nicht kenne, aber hoffe, man könne ihr dort helfen.
Unter der Handynummer auf der Website meldete sich eine Helvetia GmbH. Nach der Reparatur verlangte der Handwerker von Elena Cirillo Fr. 3434.34 für zwei Stunden Arbeit. «Mir schien das schon viel, aber mir fehlte schlicht der Vergleich.» Cirillo tat, wie der Hauswart sie angewiesen hatte – und bezahlte.
Anteil der Verwaltung
Die Immobilienverwaltung weigerte sich, ihr den vollen Betrag zurückzuerstatten. Man habe Cirillo Alternativen empfohlen, sagt eine Sprecherin. Doch Cirillo kann anhand der SMS beweisen, dass sie nur die zwei Adressen bekam.
Die Verwaltung erklärte sich schliesslich bereit, 1000 Franken zu übernehmen. «Wir erlauben uns aber den Hinweis, dass die Mieterin auch bei wenig Sachverstand hätte feststellen müssen, dass diese Kosten völlig überrissen sind und hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht.»
Elena Cirillo liess nicht locker und rief die Schlichtungsbehörde an. Sie verlangte, dass die Verwaltung auch den Restbetrag der Rechnung übernehmen müsse. Mit grossem Erfolg: Am 15. März schlossen die beiden Parteien einen Vergleich. Die Hausverwaltung wird weitere 2000 Franken überweisen.
Die Vermietenden sind verpflichtet, die Liegenschaft während der gesamten Mietdauer zu unterhalten. Aber längst nicht alles, was dem Mieter nicht gefällt, ist auch ein Mangel im Sinne des Mietrechts. Mitglieder des Beobachters erhalten weitere Infos, welche Rechte die Mieterschaft hat und wie man mithilfe eines Musterbriefs die Vermieterin auf Mängel aufmerksam macht.
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4 Kommentare
Wie kann es sein dass eine Immobilienverwaltung ihren Mieter, der jeden Monat pünktlich bezahlt, bei diesem Betrug einfach hängen lässt und nicht selbst gegen diesen "Handwerker" vorgeht?
Frau Cirillo ist schon sehr blauäugig ! Man braucht jetzt, kein Hochschulabschluss zu haben um den Stundenansatz zu errechnen.
Das beste Druckmittel wäre halt eine Rechnung einfach mal, nicht zu bezahlen! Wobei das schon nach geplantem Betrug riecht.
Machtlos ?!? Ich eröffne jetzt auch ein Entstopfungs Service, das scheint sich anscheinend zu lohnen. Wenn der Ruf dann mal hin ist, ziehe ich weiter.
> Ich würde mich einmal beim Sanitär- und oder Gewerbeverband erkundigen und denen mal die Rechnung zeigen und den Sachverhalt schildern! Vielleicht gibt es kein Geld zurück, aber irgend wann, bekommt diese Firma Probleme.
Oder aber: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert !
Ach ja, ich habe nach 3 Sekunden im Internt gelesen, das diese Firma nicht unbekannt ist und früher mit der gleichen Abzockmasche, Realäx hies.
Auf Moneyhouse gibt es sogar noch nähere Angaben über den Inhaber und die Geschäftsleiter.
Der Rat mit dem Sanitärverband (der KTipp, Saldo und der Kassensturz wären auch noch Meldemöglichkeiten) und dem nicht Bezahlen der Rechnung ist gut. Konkretes Vorgehen: Rechnung eingeschrieben zurückschicken und viel zu hohen Betrag monieren. Bereitschaft erklären, eine branchenübliche neue Rechnung zu bezahlen. Der Ball ist dann bei der Firma. Die schickt dann entweder eine akzeptable neue Rechnung oder nochmals die gleiche. Dann nicht zahlen und warten bis zur ev. Betreibung. Dann Rechtsvorschlag und wieder schauen wie sich die Firma verhält. Mit dem eingeschriebenen Brief mit der erklärten Zahlbereitschaft und der Wucherrechnung wird die Firma vor Gericht zu 100% abschiffen und hat noch die bevorschussten Verfahrens- und die Gerichtskosten am Hals. Das wissen die Wucherer und lassen es ev. nicht so weit kommen. Es kommt möglicherwiese eine akzeptable Rechnung vor der Betreibung (die allerdings angedroht wird). Da muss man einfach cool bleiben.
Ueber 3400.- für 2 Stunden Handwerkerarbeit, da sollte wirklich jeder merken, dass das eine freche Abzocke ist. Das erfüllt den Tatbestand des Wuchers und kann somit eingeklagt werden. Die Hausverwaltung hat wenig professionell geraten. Sie hätte wissen sollen, dass solche Dinge vorkommen. Hoffentlich zieht man diese Abzocker vor Gericht. Die verlieren zu 100% und haben dann noch die Verfahrenskosten plus Umtriebsentschädigung am Hals.