Solarenergie zahlt sich aus
Die Zeit der Elektroboiler ist vorbei: Moderne Solaranlagen erzeugen Warmwasser zum selben Preis und ohne Nachteile für die Umwelt. Auch wegen der Förderbeiträge der Kantone sind sie für Hausbesitzer interessant.
Veröffentlicht am 10. März 2011 - 11:43 Uhr
«Das ist viel zu aufwendig und lohnt sich doch nicht!» Aussagen wie diese hört Fritz Schuppisser seit Jahrzehnten. Schuppisser zählt zu den Pionieren bei der Nutzung von Sonnenwärme für Heizung und Warmwasser in der Schweiz. «Meiner Meinung nach ist es heute einfach wichtig, erneuerbare Energien wo immer möglich zu nutzen – und dazu zählt auch die Sonne», sagt der Unternehmer, der im zürcherischen Elgg eine Firma für Sonnenkollektoren führt. «Zudem rechnet sich die Sache über die gesamte Lebensdauer einer Solaranlage durchaus: Im Unterschied zu anderen Systemen sind lediglich die Grundinvestitionen bei den Solarkollektoren höher.»
Die Zahlen geben Fritz Schuppisser recht. Selbst bei den aktuell tiefen Energiepreisen fährt man mit einer Solaranlage mindestens gleich gut wie mit einem klassischen Elektroboiler. «Der Preis für dieselbe Menge heisses Wasser liegt derzeit gleich hoch wie bei einem Elektroboiler», sagt etwa der Winterthurer Haustechnikplaner Thomas Scheiwiller.
Interessant sind Solaranlagen auch wegen der Fördergelder, die zum Teil ziemlich hoch ausfallen können. Einen Überblick über die Subventionen gibt die Website www.energiefranken.ch. Der Kanton Wallis beispielsweise zahlt bei einem Einfamilienhaus für die Nachrüstung mit einem Sonnenkollektor 1500 Franken, ebenso der Kanton Aargau. In der Stadt Bern gibt es, kombiniert mit dem Beitrag des Kantons Bern, gut 3500 Franken. Und im Kanton Basel-Stadt gibt es sogar einen Zuschuss von rund 8000 Franken – damit ist eine Solaranlage zur Hälfte bezahlt.
Im Gegensatz zur Erzeugung von Warmwasser mit Strom, Gas oder Öl haben Anlagen mit Sonnenkollektoren zudem einen grossen Vorteil: Abgesehen von den Wartungskosten und den Stromkosten für die Umwälzpumpe fällt kein weiterer finanzieller Aufwand an, denn die Wärme von der Sonne gibt es gratis. «Damit ist man als Hausbesitzer nicht den Schwankungen der Energiepreise ausgesetzt», sagt Fachmann Scheiwiller.
Kein Wunder, steigt die Zahl der Systeme für die solare Warmwassererwärmung in der Schweiz laufend. Wurden 2008 noch rund 50'000 Anlagen gezählt, sind es aktuell bereits gut 80'000. Ein Grund für die Zunahme ist die hohe Zuverlässigkeit der Anlagen, die heute in grossen Serien hergestellt werden. «Die Zeit der Selbstbauanlagen ist schon lange vorbei», sagt Fritz Schuppisser, «und für eine Nachrüstung ist mittlerweile der grösste Teil der Liegenschaften in der Schweiz geeignet.»
Ob das eigene Dach die richtige Ausrichtung hat – optimal ist der Ertrag auf Dächern, die nach Südosten bis Südwesten gerichtet sind –, lässt sich leicht ermitteln. Der WWF-Solarrechner (siehe nachfolgende «Links») etwa zeigt nach wenigen Mausklicks die Eignung des Dachs und die zu erwartende Ausbeute an Solarwärme an.
Ist die Ausrichtung des Dachs nicht optimal, kann man die Kollektoren auch aufs Garagendach stellen. Die benötigte Fläche ist nicht riesig: Soll nur warmes Wasser erzeugt werden, ist mit 1 bis 1,5 Quadratmetern pro Person im Haushalt zu rechnen; soll auch die Heizung unterstützt werden, sind für ein Einfamilienhaus zehn Quadratmeter nötig. Letzteres ist aber nur sinnvoll, wenn das Haus einigermassen gut isoliert ist und die Vorlauftemperatur der Heizung nicht allzu hoch ist.
Der beste Zeitpunkt für die Nachrüstung ist ein sowieso anstehender Austausch der Heizanlage oder der Warmwasseraufbereitung. Reicht das Geld nicht, sollte man zumindest die neue Heizanlage bereits für die Nachrüstung mit einer Solaranlage vorbereiten lassen.
Nach diesen ersten Vorabklärungen ist es Zeit, einen Experten beizuziehen. Am besten wendet man sich an einen Haustechnikfachmann. Dieser kann die Planung der ganzen Anlage übernehmen, kümmert sich ums Einholen der Offerten sowie der Baubewilligung und überwacht die Ausführung der Arbeiten. Es ist aber auch möglich, direkt bei verschiedenen Installateuren Offerten einzuholen. Dabei sollte man darauf achten, dass alle Zusatzkosten – etwa für Anpassungen am Dach, elektrische Anschlüsse oder Maurerarbeiten – in der Offerte enthalten sind. Zudem empfiehlt es sich, eine sogenannte Leistungsgarantie einzuholen. Mit dieser stellt man sicher, dass die offerierte Anlage dem aktuellsten Stand der Technik entspricht.
Finanzieren kann man eine Solaranlage entweder aus eigenen Rückstellungen oder durch eine Erhöhung der Hypothek. Falls die bestehende Hypothek nicht ausgereizt ist, sind viele Banken bereit, für ökologische Nachrüstungen die Hypothek aufzustocken. Einige Banken wie zum Beispiel die Zürcher Kantonalbank geben vergünstigte Hypotheken für Solaranlagen. Fragen Sie bei Ihrer Bank nach.
Die Installation der Anlage selbst geht relativ einfach vonstatten: Die Kollektoren werden innert weniger Stunden auf dem Dach montiert und die nötigen Anpassungen und Abschlüsse durch den Spengler gemacht. Die Verbindungsleitungen zum Warmwasserspeicher im Keller kann man entweder durch bestehende Schächte legen oder in einem Rohr an der Fassade unterbringen. Etwas aufwendiger sind die Arbeiten im Heizungskeller: Der neue Warmwasserspeicher muss installiert und durch Leitungen mit der Heizanlage verbunden werden.
Ist die Anlage einmal installiert, hat man als Hausbesitzer keine weitere Arbeit mehr: Die Steuerung von Heizung und Sonnenkollektoren arbeitet vollautomatisch. Steigt die Temperatur im Kollektor auf einen Wert, der höher ist als derjenige im Speicher, beginnt die Umwälzpumpe, die im Kollektor erhitzte Flüssigkeit in den Speicher zu pumpen, wo sie die Wärme ans Wasser abgibt. Wird die gewünschte Wassertemperatur bis zu einem gewissen Zeitpunkt nicht erreicht, wärmt die Heizanlage das Wasser zusätzlich auf – man muss also nie kalt duschen.
Bis zu 80 Prozent der Energie fürs Warmwasser können so von der Sonne gewonnen werden. Denn die Kollektoren arbeiten auch bei winterlichen Temperaturen und bei Hochnebel. Selbst wenn das Thermometer um die null Grad zeigt, herrschen bei Hochnebel im Kollektor um die 20 Grad. Damit kann das Wasser im Boiler bereits vortemperiert werden, und die Heizung muss nur nachwärmen.
Sorgt im Haus ein Sonnenkollektor für warmes Wasser, ist es doppelt sinnvoll, die Waschmaschine und den Geschirrspüler ans Warmwassernetz anzuschliessen. Dadurch wird viel Strom fürs Aufheizen gespart, und die Zeiten für einen Waschgang verkürzen sich. Viele Waschmaschinen und Geschirrspüler sind heute bereits mit einem separaten Anschluss für warmes Wasser versehen. Die besten Geräte hierzu finden Sie auf der Internetseite www.topten.ch. Der Anschluss der Waschmaschine oder des Geschirrspülers ans Warmwassernetz ist übrigens auch sinnvoll, wenn das warme Wasser mit Öl, Gas oder mit einer Wärmepumpe erzeugt wird. Diese arbeiten nämlich effizienter als der elektrische Heizstab in Waschmaschinen und Geschirrspülern.
- Für die Warmwasserversorgung eines Einfamilienhauses1 sind 4 bis 6 Quadratmeter Sonnenkollektoren nötig, für die Heizungsunterstützung rund 15 Quadratmeter. Im Schnitt lassen sich mit Kollektoren zwei Drittel des Warmwasserbedarfs decken und rund ein Viertel der herkömmlichen Heizkosten sparen.
- Ideal für den Bau einer Solaranlage ist ein nach Süden ausgerichtetes Dach mit einer Neigung von 30 Grad (45 Grad bei Heizungsunterstützung).
- Eine Kompaktanlage (Kollektoren und Speicher) samt Installation kostet zwischen 12'000 und 16'000 Franken.
- Sonnenkollektor
Er wandelt das Sonnenlicht in Wärme um und gibt sie an eine durchfliessende Trägerflüssigkeit (zum Beispiel Wasser-Frostschutz-Gemisch) weiter. - Kombispeicher
Hier findet der Wärmeaustausch statt. Die Trägerflüssigkeit gibt ihre Wärme ans Heizungswasser und ans separat gespeicherte Brauchwasser ab (Tank-in-Tank-Prinzip). - Zusatzheizung
In sonnenarmen Zeiten können ein Öl-, Gas- oder Pelletkessel oder wahlweise auch ein Elektroofen helfen, das Wasser nachzuwärmen.
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