Der Horror aller Umzugsfirmen sind Auftraggeber, die das Gefühl haben, alles den engagierten Profis überlassen zu können. Markus Erni, Umzugsspezialist der Firma Weber-Vonesch in Zug, kann ein Lied davon singen: «Kürzlich klingelten wir zur vereinbarten Zeit bei den Kunden, trafen sie aber noch völlig unvorbereitet im Pyjama an.» Unter solchen Umständen fängt der Zügeltag denkbar schlecht an - und er dürfte die Beteiligten eine Menge Nerven und Geld kosten. Aufgrund seiner langen Erfahrung gibt der Praktiker Tipps, wie es anders geht:

Partnerinhalte
 
 
 
 

Früh packen

Die gründliche Vorbereitung der Zügelwilligen ist absolut entscheidend, wenn die Aktion wie am Schnürchen laufen soll. «Gut gepackt ist halb gezügelt», lautet deshalb Markus Ernis Devise. Am Morgen des Umzugstags sollten die Möbel leer geräumt und alles Zügelgut in geeigneten Kartons verpackt sein. Am besten sind stabile Schachteln, die sich gut stapeln lassen. «Gar nichts taugen hingegen Papiertaschen und Tüten», sagt Erni - sie zerreissen allzu leicht und lassen sich nicht aufeinanderstellen.

Möblierung planen

Teil der Vorbereitung ist es auch, sich die Platzierung der Möbel am neuen Ort im Voraus zu überlegen. Dies am besten anhand eines Grundrissplans im Massstab 1:100. «Wer auch gleich die Möbel massstabgetreu ausschneidet, kann auf dem Plan sehr einfach verschiedene Varianten der Möblierung durchprobieren», weiss der Profi.

Kisten beschriften

Weil die Zügelleute nicht im Kopf haben können, wo die Wickelkommode oder die alten Schallplatten hingehören, sind Kisten und Möbel anzuschreiben. Als sehr effizient hat Markus Erni folgendes System erlebt: Die Zimmer der neuen Wohnung werden durchnummeriert und an den Türen entsprechend gekennzeichnet. Nun wird auch jede Kiste und jedes Möbelstück mit der entsprechenden Nummer versehen. Etiketten wie «Wohnzimmer» oder «Schlafzimmer» sind indes nur halb so nützlich, weil das Umzugsteam meist nicht weiss, welcher Raum schliesslich wie genutzt wird.

Stellpläne aufhängen

Perfekt ist die Organisation, wenn an jeder Zimmertür zusätzlich ein Stellplan der Möbel hängt. «Dafür genügt bereits eine einfache Handskizze», sagt Erni. Mit einer solchen Anleitung gelingt es einem eingespielten Team, den ganzen Hausrat und die Möbel ruck, zuck richtig zu verteilen und auch gleich zu montieren. Vor allem lassen sich damit verdriessliche Leerläufe vermeiden, etwa das nachträgliche Umplatzieren schwerer Truhen und Schränke.

Kinder und Tiere in Obhut geben

Wenn die Zügelmänner rückwärts das schwere Sofa tragen, müssen sie freie Bahn haben. «Haustiere gibt man am Zügeltag am besten in fremde Obhut», empfiehlt deshalb der Experte. Hamster oder auch den Käfig mit Wellensittichen zügelt man mit Vorteil am Vortag und platziert sie am neuen Ort nicht gerade mitten im Geschehen, sondern zum Beispiel im Badezimmer. Auch kleine Kinder sollten einer Vertrauensperson übergeben werden, denn oft pflegen sie am Zügeltag emotional zu reagieren, fangen plötzlich an, Spielsachen auszupacken, oder haben überall, wo gerade was läuft, die Nase zuvorderst. «Das stellt ein unnötiges Gefahrenpotential dar», erklärt Erni. Er erinnert sich auch an die rührende Episode, als ein bereits fertig beladener Container wieder geöffnet werden musste, weil die Kinder einfach nicht glauben wollten, dass ihr Barbie-Schiff tatsächlich eingepackt war.

Sonderfälle vorankündigen

Eine spezialisierte Umzugsfirma hat das Know-how, zerbrechliche Glastische oder Zimmerpflanzen sicher ins neue Heim zu verfrachten. Was jedoch besonders heikel ist, etwa eine Orchidee, die sehr empfindlich auf Kälte reagiert, sollte sicherheitshalber separat transportiert werden. Ein weiterer Tipp, der den Zügelprofis das Leben erleichtert: «Alles, was einem wirklich heilig ist oder besondere Anforderungen an den Transport stellt, sollte im Rahmen der vorherigen Besichtigung und Besprechung ausdrücklich erwähnt werden.» Zum Beispiel wenn es um ein Klavier oder einen Flügel geht, zumal für deren Transport besondere Traggurten notwendig sind. Aber auch alle sehr schweren Tische mit Marmor- und Natursteinplatten, Fitnessgeräte, Aquarien, Tresore oder Wasserbetten.

Wertsachen separieren

«Grossmutters Brillantring, die auserlesene Briefmarkensammlung oder unersetzliche Wertschriften gehören unter keinen Umständen ins Transportgut», macht der 36-jährige Umzugsspezialist deutlich. Wertsachen sollte man separat zügeln, zum Beispiel im Privatauto. Was einen beträchtlichen materiellen Wert darstellt, gehört schon allein wegen der mangelnden Versicherung nicht in die Hände der Zügelfirma - denn Wertgegenstände sind von der Haftpflichtversicherung des Umzugsunternehmens ausdrücklich ausgeschlossen.

Private Helfer

Um das Budget im Lot zu halten und vielleicht auch, um den Tag in ein freudvolles Umzugs-Happening zu verwandeln, bieten viele Zügelwillige die Kollegen vom Sportverein, Tante, Onkel und andere liebe Verwandte auf. Wie schlagkräftig diese Truppe tatsächlich ist, lässt sich laut Markus Erni nicht pauschal beantworten: «Manchmal sind die Helfer zur Unterstützung durchaus wichtig.» Doch im gleichen Atemzug dämpft er zu hohe Erwartungen: «Meist reissen diese Helfer nicht gerade Bäume aus und drücken sich, wenn die schweren Stücke zu tragen sind.» Deshalb solle man sich gut überlegen, wen man anfrage - lieber ein paar Leute weniger, dafür die Zupackenden. Zum gemütlichen Spaghettiplausch nach vollbrachter Tat können dann ja alle kommen.

Dieses Bild kann nicht angezeigt werden.

Auswahl der Umzugsfirma

  • Bei der Wahl eines Zügelunternehmens stützt man sich am besten auf Referenzen und Erfahrungen im Bekanntenkreis - jede Firma, die zur vollen Zufriedenheit ihrer Kunden arbeitet, wird durch Mund-zu-Mund-Propaganda weiterempfohlen.
  • Kennzeichen der Seriosität sind ein fester Firmensitz und eine gewisse Infrastruktur (ausgerüsteter Zügelwagen mit Luftfederung, professionelles Packmaterial, Hilfsmittel et cetera). Weitere Positivpunkte sind eine vorgängige Besichtigung sowie freundliche, kompetente Beratung.
  • Wer sichergehen will, kann bei den Branchenverbänden nachsehen: Astag (www.astag.ch ) oder VSU (Verband Schweizerischer Umzugsunternehmen; www.vsu-moving.ch). VSU-Mitglieder sind geprüft und zertifiziert.
  • Vorsicht ist am Platz bei «Wochenend-Umzugsfirmen» ohne geschultes eigenes Personal. Schwarze Schafe sind in der Regel nicht Mitglied bei einem der oben genannten Branchenverbände.

Buchtipp

Peter Zihlmann, Patrick Strub: «Mietrecht. Umzug, Kosten, Kündigung - alles, was Mieter wissen müssen»