Weitere Opfer klagen an
Als Reaktion auf den Artikel «Düstere Jahre» in der letzten Ausgabe meldeten sich zahlreiche weitere Opfer beim Beobachter.
Veröffentlicht am 21. Mai 2010 - 16:55 Uhr
Betroffene können hier einen Musterbrief herunterladen, damit sie ihre Akteneinsicht beantragen können.
Download Musterbrief (Word; 20kb)
So berichtet etwa C. M. über folterähnliche Strafen im Kinderheim Soldanella in Klosters in den sechziger Jahren. Der Heimleiter (genannt «Onkel») hielt den Kindern Elektroden an den nackten Hintern, seine Frau (das «Tanti») drehte derweil an einem verkabelten Telefoninduktor und erzeugte so Strom. Andere Kinder mussten dem Prozedere im Halbkreis zuschauen.
In Winterthur sucht Stadträtin Pearl Pedergnana aufgrund des Beobachter-Berichts Kontakt zu einem Opfer des früheren Winterthurer Waisenvaters. Das tut auch die Frau des schwer beschuldigten, vor einigen Jahren verstorbenen Heimleiters.
Die Ingenbohler Schwestern, die zahlreiche Heime führten, riefen öffentlich Betroffene auf, sich beim Orden zu melden. Willy Mischler, der im Kinderheim Laufen (damals BE) von Ingenbohler Schwestern misshandelt wurde, sagt dazu: «Ich zweifle, ob es den Schwestern ernst ist, sich ihrer Geschichte zu stellen.» Mischler hatte dem Orden geschrieben – aber auch nach drei Wochen keine Antwort erhalten. Er erwartet von den Ingenbohler Schwestern eine offene Aufarbeitung ihrer Geschichte und symbolische Wiedergutmachung für die Opfer. Dazu will er sich nun mit anderen Betroffenen zusammenschliessen.
Im Kanton Luzern hat der Regierungsrat den Geschichtsprofessor Markus Furrer beauftragt, die Vergangenheit in den Luzerner Heimen zu untersuchen. Im Fokus steht insbesondere das Kinderheim Rathausen.
Wer sich über seinen Heimaufenthalt bei den Ingenbohler Schwestern austauschen will: kinderheim-vergangenheit@gmx.ch
4 Kommentare
Hallo Lori Müller
Vor ca. 3 Jahren besuchten wir auch das Birnbäumen.
Sehr gerne würde ich mit Ehemaligen darüber diskutieren.
Ich dachte, dass hier Kontakt mit Ehemaligen möglich sei, jedoch ist es leider so, dass in über 1,5 Jahren nur 2 Leute kurz geschrieben hatten, jedoch ohne eigentlichen Austausch, was ich recht schade finde.
Ich war von 1967 bis ca. 1981 im Kinderheim Birnbäumen St. Gallen. Danach wurde ich in die Rettungsanstalt Grünau in Richterswil zwangsverlegt weil ich Vollwaise wurde.
Später war ich jahrelang intensiv in psychologischer Behandlung, mit starken Persönlichkeitsstörungen.
Sehr gerne würde ich mich mit Ehemaligen vom Kinderheim Birnbäumen austauschen.
War von 1970- 1978 im Birnbäumen. Hab das vergangene Woche mal besucht, durfte alles anschauen. Wurde viel verändert, umgebaut, ist viel heller heute. Was besonders auffällt, jegliche Hinweise auf die Vergangenheit wurden entfernt. Als ob man die schrecklichen Dinge die diese Schwestern taten so vergessen machen wollte. Und ja, auch ich erlebte dort Dinge, auch mir wurde schlimmes, wirklich schlimmes angetan, so das ich Jahre später, nachdem ich dort weg war, immer noch massive Alpträume hatte.