Hohe Hürden für Sporttalent Yuki (13)
Eine junge Kunstturnerin muss wegen des Trainings ausserhalb ihrer Gemeinde Wangen-Brüttisellen ZH zur Schule. Die zahlt kein Schulgeld – 18'000 Franken bleiben an den Eltern hängen.
Veröffentlicht am 13. September 2019 - 15:36 Uhr
Die 13-jährige Yuki Mangold gehört zu den besten Kunstturnerinnen ihres Alters. Sie ist im Schweizer Nachwuchskader und besitzt eine nationale Talent-Card. Etwa 28 Stunden pro Woche trainiert die Oberstufenschülerin aus Wangen-Brüttisellen im Regionalen Leistungszentrum in Rüti ZH.
An einzelnen Tagen steht zuerst Schule auf dem Programm, dann Training, wieder Schule und nochmals Training. Bei einer Stunde Weg zwischen Schule und Trainingsort wäre das nicht zu schaffen. «Yuki käme so auf eine 78-Stunden-Woche», sagt Mutter Karin Mangold.
Zum Glück gibt es in Rüti gleich neben dem Sportzentrum ein Oberstufenschulhaus. Dort hat man sich auf die Kunstturnerinnen aus dem ganzen Kanton Zürich eingestellt, viele Talente besuchen sie. Weil sie keine kantonal anerkannte Sportschule ist, müssten die Wohngemeinden der auswärtigen Sportstudentinnen das Schulgeld eigentlich nicht übernehmen. Sie tun es trotzdem. Alle – ausser Wangen-Brüttisellen.
Die Gemeinde macht ihre Unterstützung vom steuerbaren Einkommen der Eltern abhängig. Ab über 120'000 Franken ist Schluss mit Sportförderung , die Eltern müssen das Schulgeld von derzeit 17'600 Franken pro Jahr selber zahlen. Karin Mangold findet das ungerecht: «Schliesslich bezahlen wir in Wangen Steuern und finanzieren somit auch die öffentliche Schule mit.»
Uwe Betz, Schulpräsident von Wangen-Brüttisellen, sieht die Sache anders. Man habe sich letztes Jahr für diese Regelung entschieden. «Es ist die fairste und sozialste Lösung, um unsere Sporttalente auf freiwilliger Basis zu fördern.»
Juristisch gesehen ist Wangen-Brüttisellen im Recht. Gemeinden sind nur verpflichtet, eine der beiden anerkannten Kunst- und Sportschulen im Kanton zu bezahlen. Im Fall von Yuki Mangold läge die nächste in Uster. Die kostet sogar 2200 Franken mehr pro Jahr. Doch wegen des Wegs kommt auch diese nicht in Frage – Glück für die Gemeinde.