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Schon am Gymi war mir klar: Ich will Journalistin werden. Warum, weiss ich nicht mehr. Aber ich weiss, dass es die richtige Wahl war. Unter dem Deckmäntelchen der Recherche darf man Menschen einfach alles fragen – auch Dinge, die man sonst niemals ansprechen würde. Ich kann mir keinen anderen Beruf vorstellen, bei dem man so viele Einblicke in das Leben der anderen erhält.
Das konnte ich zuerst bei der «Luzerner Zeitung», dann beim «Tages-Anzeiger» und seit 2008 beim Beobachter. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir jene Mutter, die keine Liebe für die eigenen Kinder empfinden konnte und der sogar ein Händedruck zu viel Nähe war. Oder der ehemalige Gemeindearbeiter aus dem Entlebuch, der mir zeigte, wie man den originalen Kafi Schnaps am Feuer zubereitet. Auch das Schicksal jener Adoptierten, die in den 1980er-Jahren als Babys aus Sri Lanka meist illegal in die Schweiz kamen, lässt mich nicht los.
Journalismus ist aber nicht reiner Selbstzweck. Im Idealfall deckt er Missstände auf und bewirkt Veränderungen. Dazu gehört mein Artikel über einen 39-jährigen Behinderten, dem der Einzug ins Altersheim drohte, weil die Ausgleichskasse keine Assistenz mitfinanzieren wollte. Die Kasse lenkte ein. Auch die Geschichte über eine Aargauer Sozialhilfebezügerin, die auf Druck ihrer Wohngemeinde ihr Rentenkapital aufbrauchen sollte, um Sozialhilfeschulden zurückzuzahlen, trug zu einem Umdenken bei. Unterstützt durch die Stiftung SOS Beobachter konnte die Frau das Bundesgericht überzeugen. Das Alterskapital ist nun offiziell tabu zur Rückzahlung von Sozialhilfe.
Wenn ich gerade keine intimen Fragen stelle oder Ämter zum Einschalten des Menschenverstandes bewege, bin ich oft mit meinem Hund draussen. Der bringt dann manchmal mich um den Verstand.