So läuft der mobile Betrieb rund
Foodtrucks boomen. Was braucht es für den Erfolg? Gabriele Loielo weiss es. Er gehört zu den Foodtruckern der ersten Stunde.
Veröffentlicht am 20. August 2020 - 18:08 Uhr
Viele Hobbyköche träumen von der mobilen Beiz. Etwa die Marketingexpertin, die in ihrer Freizeit gern ihre Freunde bekocht und nun überlegt, ob sie ihre Köstlichkeiten am Wochenende in einer mobilen Küche verkaufen soll. Oder der Banker, der als Ausgleich zu seiner Arbeit neue Rezepte ausprobiert. Zwar hat er bisher keinen Gedanken daran verschwendet, ein Restaurant zu eröffnen. Ein Streetfood-Anhänger hingegen hätte in der Garage neben dem Auto gerade noch Platz. Immer häufiger machen Feinschmecker ihren Traum wahr. Sah man hierzulande vor zehn Jahren kaum Foodtrucks, gehören sie mittlerweile zum Stadtbild.
«Ich arbeite weit mehr als acht Stunden täglich.»
Gabriele Loielo, Foodtruck-Inhaber
Leidenschaft ist eine gute Basis, um ein eigenes Business zu starten . Was erfolgreiche Unternehmen aber von den gescheiterten unterscheidet, sind ein durchdachtes Konzept, betriebswirtschaftliches Basiswissen und harte Arbeit, sagt Gabriele Loielo. Seit über fünf Jahren ist der 36-Jährige mit seinem türkisfarbenen Foodtruck in der ganzen Schweiz unterwegs.
Die Idee zu «Gabriele Streetfood» entstand allerdings schon zwei Jahre vor dem Startschuss und damit auch lange bevor der Foodtruck-Hype die Schweiz erreichte. «Damals gab es bei uns eigentlich nur den Güggeli-Wagen», erinnert er sich. Minimale Fixkosten, maximale Flexibilität: Genau das reizte den jungen Mann. Der gelernte Kaufmann und Sommelier und seine damals frisch pensionierte Mutter setzten alles auf eine Karte: Sie wollten selbst gemachte Pasta und Gnocchi aus hochwertigen Bio-Zutaten aus der Region und Loielos zweiter Heimat, Italien, an die Kundschaft bringen.
Wichtige Bestandteile der Vorbereitung waren Kreation der Menüs, Testkochen und Testessen. Doch das Verfassen des Businessplans sowie die Auswahl und die Anfertigung des Foodtrucks nahmen ebenso viel Zeit in Anspruch. «Viele Leute unterschätzen den Initialaufwand, den ein Foodtruck verursacht. Es braucht Zeit und ein finanzielles Polster.» Selbst als der umgebaute Fiat Ducato endlich durch die Schweiz rollen konnte, war das Geschäft alles andere als ein Selbstläufer.
«Gute Standplätze zu finden und von den Leuten akzeptiert zu werden, war und ist auch heute noch eine der grössten Herausforderungen», warnt Loielo. Das bestätigt auch Foodtruck-Experte Andreas Seiler, Inhaber der Website Foodtrucks Schweiz. «Viele Foodtruck-Interessierte fragen mich, ob sie sich zuerst um den Foodtruck oder doch besser um den Standort kümmern sollten.» Es sei in der Tat einfacher, sich mit einem bereits existierenden Foodtruck statt nur mit einem Konzept um einen Standort zu bewerben.
Mittlerweile kann sich Loielo über etablierte Standorte und zahlreiche Stammkunden freuen. Weniger wurde die Arbeit aber nicht. «Ich arbeite weit mehr als acht Stunden täglich.» Ein Fünftel der Zeit stehe er effektiv im Foodtruck, koche und bediene Kunden. Viel mehr Zeit nehmen der Einkauf der Zutaten und die Produktion von Pasta und Gnocchi in Anspruch.
Doch auch die administrativen Aufgaben sind nicht zu unterschätzen. Die Suche nach neuen Standorten kostet viel Zeit. Ebenso Akquise und Planung von Cateringaufträgen, die bis zur Corona-Krise fast 50 Prozent seines Umsatzes ausmachten. Während das Mittagsgeschäft mittlerweile wieder relativ gut läuft, seien sämtliche Cateringaufträge entweder komplett gestrichen oder aufs nächste Jahr verschoben. Ein harter Schlag für den Kleinunternehmer. Aber schwierige Zeiten seien eben Teil des Abenteuers Selbständigkeit : «Klagen nützt nichts. Stattdessen muss man kreativ werden und andere Lösungen suchen.»
Er hat einen Webshop für seine selbst gemachte Pasta lanciert. Seiner Festanstellung nachgetrauert hat er trotz allem nie. «Für mich ist es das Schönste, im Foodtruck zu stehen und den Stammkunden etwas Feines zu servieren», schwärmt Gabriele Loielo.