Wer fragt, gewinnt
Viele Jugendliche wollen in den Schulferien Geld verdienen. Auch wenn die meisten Jobs im Voraus vergeben sind: Wer für den Sommer noch nichts gefunden hat, hat durchaus noch Chancen.
Veröffentlicht am 8. Juni 2009 - 15:26 Uhr
Erst durch Arbeit lernt man die Freizeit schätzen – das erkannte Jérôme Hug gleich am ersten Tag. «Ich hätte mir schon einen schöneren Zeitvertreib vorstellen können», erinnert sich der 14-Jährige augenzwinkernd. Die Sonne brannte auf seinen Rücken, und statt mit Freunden durch die Gegend zu streifen, kniete er jätend auf einem Gartenweg. Gelohnt hat es sich dennoch: 13 Franken pro Stunde erhielt er für seine Dienste. «Und die kann ich für mein Mofa gut gebrauchen», sagt er.
Seit dem Job in den Frühlingsferien hat er an Wochenenden schon drei weitere Gelegenheitsarbeiten bei Privatpersonen angenommen. Hausputz, Zügelkisten packen, leichte Gartenarbeiten, allesamt sehr kurzfristig. Und das ist durchaus nicht selbstverständlich, denn Ferienjobs werden meist Monate im Voraus vergeben.
Wer jetzt noch etwas für die Sommerferien sucht, ist spät dran. Den Kopf hängen lassen muss deshalb aber keiner, die Chancen sind intakt. «Man muss nur bereit sein, Kompromisse einzugehen», sagt Benno Kästli, Betreiber der Website ferienjob.ch.
Jérôme aus Wettingen AG fand seine Jobs über die dortige Jugendarbeit, die eine Jobbörse für Gelegenheitsarbeiten betreibt. Ähnliche Angebote gibt es auch in anderen Regionen, am besten fragt man in der Schule oder bei der Gemeinde nach. Auch wenn es keinen solchen Dienst gibt, gilt als oberstes Prinzip bei der Suche nach einem Ferienjob: fragen, fragen, nochmals fragen. Experte Benno Kästli rät, die Nachbarschaft abzuklappern: Wer in die Ferien fährt, braucht jemanden, der die Blumen giesst, das Büsi füttert, den Briefkasten leert.
Jean Christophe Schwaab vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) empfiehlt breite Information: «Am besten erzählt man überall im Bekannten-, Verwandten- und Freundeskreis, dass man eine Arbeit sucht.» Je mehr Leute davon wissen, desto mehr Tipps erhält man, wo man sich noch erkundigen könnte. Eine gute Quelle für Ferienjobs, auch bezüglich Arbeitsbedingungen, sind laut Schwaab die Schulen oder die Gemeinde. «Ich selber habe damals im Archiv der Gemeindeverwaltung gearbeitet, und Schulen suchen oft Jugendliche, die beim alljährlichen Hausputz helfen.»
In Firmen sind Ferienjobs, zumal kurzfristige, dünn gesät. Weil generell immer weniger Stellen für weniger qualifizierte Arbeiten angeboten werden, suchen auch immer mehr Erwachsene feste Jobs in diesem Segment. «Es kommt aber immer wieder vor, dass irgendwo jemand ausfällt oder dass eine Firma kurzfristig die Planung umstellt», sagt Schwaab. Benno Kästli regt an, sich bei Veranstaltern von Konzerten, Open Airs und Ausstellungen nach Gelegenheitsarbeiten zu erkundigen.
Traditionell findet man Ferienjobs am ehesten in der Gastronomie und Hotellerie, im Detailhandel, in der Landwirtschaft oder bei Reinigungsfirmen – in den letzten Jahren eher in kleinen und mittelgrossen Betrieben. Auch hier gilt: Verwandte und Bekannte löchern. Denn die meisten Jobs gehen über «Vitamin B» unter der Hand weg. «Das war schon vor 30 Jahren so und wird vermutlich so bleiben», sagt Benno Kästli.
- Erkundigen, ob es eine Ferienjobbörse in der Region gibt. Eventuell kann die Schule Auskunft geben.
- Bei geeigneten Firmen fragen: Beim Telefonieren direkt die Personalabteilung verlangen und nach einer zuständigen Person für Ferienjobs fragen.
- Hartnäckig bleiben, wenn es im Moment des Anrufs keinen Job gibt. Nachfragen, ob es eine Warteliste gibt und wann der beste Zeitpunkt für eine Bewerbung ist. Ebenfalls gleich nachhaken, ob man die Unterlagen zuschicken kann, falls später eine Ferienstelle frei werden sollte.
- Persönlich bei kleineren Betrieben und Läden in der Umgebung vorbeigehen.
- Schriftliche Bewerbungen sollten sauber und fehlerfrei sein. Den Brief vor dem Abschicken den Eltern oder dem Lehrer zeigen.
- Eine gute Vorbereitung ist für ein Vorstellungsgespräch unabdingbar. Es sollte begründet werden, weshalb man gerade hier jobben möchte. Fragen bezüglich der Arbeitssituation zeigen dem zukünftigen Chef, wie jemand am Ferienjob interessiert ist.
- Wenn man die Ferienstelle zugesprochen bekommt, sollte das Wichtigste schriftlich festgehalten werden – zumindest Dauer des Einsatzes, Lohn und Arbeitszeit. Bei Minderjährigen müssen die Eltern mit unterschreiben.
- Zur Höhe des Lohns gibt es keine gesetzlichen Richtlinien. Kleine ländliche Betriebe zahlen weniger als grosse in der Stadt. Für 16-Jährige liegen etwa 12 bis 15 Franken Stundenlohn drin. Je mehr Erfahrung und Fähigkeiten man mitbringt, umso höher ist der Verdienst.
Arbeitsvertrag: Darauf ist zu achten
- In jedem Fall einen schriftlichen Arbeitsvertrag abschliessen, in dem Dauer des Einsatzes, Lohn und Arbeitszeiten klar festgehalten werden. Bei Minderjährigen müssen Eltern mit unterschreiben.
- Arbeitgeber müssen alle Arbeitnehmer unabhängig vom Alter gegen Unfall versichern. AHV, IV und EO sind erst ab 18 obligatorisch.
- Wer unter 20 ist und im Stundenlohn arbeitet, hat Anrecht auf einen Ferienzuschlag von 10,64 Prozent.
Das sagt das Gesetz
- Das Mindestalter beträgt 13 Jahre, und es dürfen bis zum vollendeten 15. Altersjahr nur leichte Arbeiten verrichtet werden. Für das Gastgewerbe gilt das Mindestalter von 16 Jahren.
- Arbeitszeiten: Schulpflichtige Jugendliche über 13 dürfen bis zu acht Stunden pro Tag (40 Stunden pro Woche) während der Hälfte der Ferien arbeiten, in der Zeit von 6 bis 18 Uhr. 16- bis 18-Jährige dürfen bis maximal 22 Uhr beschäftigt werden.
- Gesundheitsschutz: Gefährliche Arbeiten sowie Arbeiten in gewissen Bereichen (etwa Discos, Bars, Nachtlokale) sind für Jugendliche unter 18 Jahren verboten.
- Sonntagsarbeit für Jugendliche ab 16 ist nur ausnahmsweise möglich und muss behördlich bewilligt werden.
- Der Lohn ist nicht gesetzlich festgelegt. Der Zuger Industrieverband schlägt vor: für 14-Jährige neun Franken pro Stunde, für 16-Jährige 13, für 17-Jährige 14.50 und bis 20 Jahre 20 Franken. Der SGB empfiehlt für schulpflichtige Jugendliche generell einen Bruttostundenlohn von 15 Franken, für alle anderen 20. In der Stadt verdient man meist eher mehr als auf dem Land.