Von Davos Frauenkirch wandern wir hinauf ins Sertigtal. Erst durch Föhren und Lärchenwälder, bis sich das idyllische Hochtal öffnet. Ab hier wird der Weg eben, die Wanderung zum Spaziergang. Über den Talboden plätschert gemächlich der Sertigbach. Ruhe pur!

Einst vom Gletscher geformt, wird das Sertigtal von Bergkämmen und imposanten Tiefschneehängen eingegrenzt. Im Süden wird es abgeriegelt vom Massiv des Hoch Ducan (3063 m ü. M.) mit seinem Nebengipfel Mittaghorn – beliebte Ziele für Skitouren. Nach drei Stunden, 350 Höhenmetern und sieben Kilometern Distanz ab Frauenkirch erreichen wir Sertig Dörfli auf 1861 Metern Höhe, einen Weiler mit einem guten Dutzend Walserhäusern, welche die Geschichte vieler Gegenden des Kantons Graubünden verdeutlichen.

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Im 13. Jahrhundert lebten nur wenige Menschen in diesen kargen Höhen, entsprechend war das Kulturland kaum bewirtschaftet. Feudalherren siedelten deshalb systematisch Menschen aus dem Wallis an. So entstanden im romanischen Sprachgebiet nicht nur die deutschsprachigen Kolonien, sondern auch die Walserdörfer mit den typischen Blockhäusern, wie man sie aus dem Oberwallis kennt. Sie wurden mit Vierkantbalken aus Lärchenholz gebaut, das sich mit den Jahren dunkel gefärbt hat.

Ebenfalls ans Wallis erinnern die Speicher, die auf Stelzen mit Steinplatten stehen, damit die Ernte vor Bodenfeuchtigkeit und Mäusen geschützt bleibt. In Sertig Dörfli werden die historischen Häuser noch immer bewohnt – von Einheimischen als Wochenendhaus oder als Alp- oder Jagdhütte genutzt. Inmitten des Dorfes fällt die weiss gestrichene Kirche Hinter den Eggen auf. Sie stammt aus dem Jahr 1699, wurde kontinuierlich restauriert, ist inzwischen denkmalgeschützt und beliebt für Hochzeiten oder Taufen.

Quelle: Thomas Senf
«Will­komma bin ünsch»

Besonders interessant finden wir im Augenblick jedoch ein anderes Gebäude weiter vorne: das Gasthaus zum Bergführer. Auf einer Schiefertafel steht «Willkomma bin ünsch». Wir kehren ein und machen es uns auf der Terrasse gemütlich. Auf den Stühlen hat’s Sitzkissen und Decken. Noch bevor wir Kaffee bestellt haben, erhalten wir Besuch von einem extrem liebesbedürftigen Schmusekater. Er gehöre nicht zum Restaurant, sagt das Servicepersonal, aber weil viele Gäste ihn kraulen, komme er praktisch täglich, um seine Streicheleinheiten abzuholen.

Unmittelbar vor dem «Bergführer» ist die Postautohaltestelle. Von unserem Tisch aus beobachten wir, wie Gruppen aussteigen. Einzelne haben Langlaufski dabei, gehen hinüber zur Loipe. Die meisten peilen jedoch auf direktem Weg das Gasthaus an. Das Sertigtal ist auch Ziel für Geniesser, die den Tag einfach in einer zauberhaften Umgebung verbringen möchten. Wer es noch romantischer mag, kommt mit der Pferdekutsche ab Davos Platz.

Wir wollen noch bis ganz hinten ins Tal winterwandern, brechen darum bald auf. Nach etwa einem Kilometer erreichen wir den Weiler Sand, wo bereits die nächste Einkehrmöglichkeit wartet: das Hotel Walserhuus. Das lassen wir erst mal hinter uns, gehen den Bach entlang weiter über die Brücke und beobachten zwei Eiskletterer, die sich dort im gefrorenen Wasserfall hocharbeiten.

Der Nachmittag schreitet voran, und die Sonne verabschiedet sich hinter den Gipfeln. Von einer Sekunde auf die andere wird es richtig schön kalt. Auf dem Rückweg wärmen wir uns in der gemütlichen Gaststube des «Walserhuus» auf. Trinken eine heisse Schoggi, essen ein Stück Kuchen und kehren dann mit Postauto zurück nach Frauenkirch.

Die wichtigsten Infos zu dieser Wanderung

  • Start & Ziel
    Im Winter führt die Wanderung von Davos Frauenkirch hinauf zur Mühle Sertig, weiter nach Sertig Dörfli und Sand.

  • Distanz
    7,5 Kilometer.

  • Gehzeit
    3,5 Stunden.

  • Höhenmeter
    400 aufwärts.

  • Tipp I
    Retour mit dem Postauto.

  • Tipp II
    Wanderung abkürzen: mit dem Postauto ins Tal hoch, von dort über die Ebene bis Sand spazieren.

  • Einkehr
    Restaurant Mühle Sertig, Gasthaus zum Bergführer in Sertig Dörfli, Hotel Restaurant Walserhuus in Sertig Sand.

Diesen und viele weitere Ausflugstipps finden Sie im Buch «Lust auf Wandern – idyllische Wanderziele in der Schweiz» von Natascha Knecht und Thomas Senf.

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«Lust auf Wandern 1» und «Lust auf Wandern 2»
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