Gefreut? Geärgert? Das beste aus Bravo / So nicht
Von «Schäm di» über «Neiaberau» bis hin zu «So nicht»: Über 50 Jahre alt ist die Rubrik, in der Leserinnen und Leser dem Beobachter ärgerliche Erlebnisse mitteilen – und natürlich auch erfreuliche; dann heisst es jeweils «Bravo». Wir haben im Archiv gewühlt und die schönsten Geschichten herausgesucht.
Bei der Entlassung aus der Militärdienstpflicht in Bremgarten AG war ich derart euphorisch, dass ich meine Uniformhose samt Portemonnaie mit rund hundert Franken Inhalt zurückgegeben habe. Die Suche durch den Angestellten des Zeughauses in Aarau in Hunderten von Hosen war erfolgreich. Nach zwei Tagen erhielt ich meinen Geldbeutel samt Inhalt zurück.
Ralph Isler, Berikon (3/99)
Auf seinem acht Kilometer langen Schulweg hatte unser Sohn nach einem Kilometer einen Platten an seinem Velo. Beim nächsten Haus fragte er eine Frau um eine Pumpe. Sie lieh ihm ihr Velo. Abends auf dem Nachhauseweg wollte er die Fahrräder wieder umtauschen. Zu seiner grossen Freude hatte der «Hausherr» in der Zwischenzeit den defekten Veloschlauch fachmännisch geflickt und das Fahrrad in fahrtüchtigem Zustand bereitgestellt.
Roland Hammel, Safenwil (2/99)
Wir sechs Frauen fahren jeden Tag im Zug von Brugg nach Zürich zur Arbeit. Auf meinem Trip durch die USA kam mir die Idee, meinen Zugsgefährtinnen einen Gruss zu senden. Doch ich hatte ihre Adressen nicht dabei. Obwohl ich nicht recht an einen Erfolg glaubte, adressierte ich die Postkarte folgendermassen: «SBB Brugg, IR-Zug, 6.34 Uhr, Brugg-Zürich, erster Wagen, Raucher, Maya und Co.» Und siehe da: Meine Grüsse erreichten tatsächlich meine Kolleginnen!
Silvia Schifferli, Mülligen (16/98)
Unser Sohn wickelte seine Zahnspange bei McDonald's in eine Papierserviette. Diese wurde dann, von uns nicht beachtet, entsorgt. Erst später bemerkte unser Sohn, dass er seine Zahnspange nicht mehr trug. Schleunigst kehrten wir zu McDonald's zurück. In der Zwischenzeit waren zwanzig Abfallsäcke in den Keller abtransportiert worden. Wir sollten schon aufgeben, doch vier Angestellte liessen ihre Arbeit liegen und machten sich auf die Suche, und zwar erfolgreich!
Patricia Frei, Oberehrendingen (5/98)
Wir drei, alle über 80 Jahre alt, kamen im Bahnhof Basel an. Da keine Gepäckwägeli vorhanden waren, schleppten wir Koffer und Taschen selber. Damit es doch etwas ringer ging, benutzten wir die Rolltreppe. Aus Ungeschicklichkeit verlor die erste Person das Gleichgewicht, stürzte und fiel auf die beiden andern. So lagen wir alle drei hilflos auf der Rolltreppe. Jemand stellte sie ab, hilfsbereite Frauen und Männer sprangen herbei, stellten uns drei Alte wieder auf die Beine und sammelten unsere Siebensachen ein. Auf einer Bank erholten wir uns vom Schrecken. Wir hatten Glück: Ausser einigen Schürfungen blieben wir heil.
L. und W. Zimmer-Schaefer, Basel (22/91)
Am Heiligen Abend läutete bei uns der Spanier vom oberen Stock. In der Hand hielt er ein weihnachtliches Paket, gefüllt mit spanischen Spezialitäten, die seine Frau selbst gebacken hatte. Dies sei für uns, einfach so, ohne Grund. Er lud uns auch ein, zusammen mit seiner Familie ein Glas Wein zu trinken.
Th. H. in E. (1975)
Meine Frau musste überraschend ins Spital eingeliefert werden und liess mich als 66jährigen Strohwitwer allein zu Hause zurück. Als die Nachbarn davon hörten, luden sie mich für die ganze Zeit des Alleinseins zu sich zum Essen und auch als allgemeinen Gast in ihre Stube ein, so dass ich nicht verhungern musste.
R. S. in T. (1975)
Eines Morgens fuhr ich mit einem Zürcher Tram stadteinwärts. An der Haltestelle Hegibach eilte eine junge Frau mit einem Kleinkind auf dem Arm über die Schiene auf das Tram zu. Da verlor das kleine Kind seinen Teddybären, ohne dass die Mutter es beachtete, denn sie hatte gegen Wind und Regen anzukämpfen. Der Tramführer stieg aus und holte das Spielzeug auf den gegenüberliegenden Schienen und drückte es dem Kleinen in die Hände.
A.S. in Z. (4/69)
Ich bin eine alte Frau und recht mühsam auf den Beinen. Am Sonntag muss ich darum meist auf den Kirchenbesuch verzichten. Ich habe das nun unserem Pfarrer geklagt, und der hat meine Adresse einem Autobesitzer in unserer Gemeinde gegeben. Jetzt geschieht es öfters, dass ich am Samstag Bericht erhalte: «Morgen hole ich Sie zur Kirche.» Ich bin so dankbar dafür und könnte mir vorstellen, dass es auch in anderen Gemeinden Autofahrer hat, die gern einem gebrechlichen Mitmenschen diesen Dienst erweisen. Der Pfarrer oder sonst ein Gemeindemitglied müsste nur die Vermittlung besorgen.
Frau U.-E. in B. (8/54)
Am 7. Januar 1998 starb mein Sohn in Brasilien. Ich erfuhr es aber erst fünf Monate später. Sofort meldete ich seinen Tod der Gemeinde und erwähnte, dass es längere Zeit dauern könne, bis die Todesurkunde aus Brasilien eintreffe. Am 18. September erhielt ich die definitive Steuerabrechnung meines Sohnes. Da noch keine Todesbestätigung vorlag, zahlte ich. Nachdem sein Tod endlich registriert werden konnte, erhielt ich jetzt endlich eine korrigierte definitve Abrechnung. Vom Guthaben wurden 40 Rappen als Steuern bis 7.1.1998 abgezogen. Mir fehlen schlicht die Worte
Helen Erni, Rudolfstetten (1999)
Meine Frau ist auf Stellensuche. Beim Durchlesen der Inserate sind wir auf folgendes Angebot gestossen: «Gesucht wird ein Gebäudereiniger oder eine Gebäudereinigerin ab sofort auf Abruf. Voraussetzungen: Verantwortungsbewusstsein und Ehrlichkeit. CH-Bewerber oder C-Bewilligung.» Und dann: «Weibliche Bewerberinnen sollten keine Kinder haben.» Wie menschenunwürdig ist denn diese Welt geworden?
Michael Palomino, Zürich (1999)
Kürzlich besuchte ich das Restaurant Chnuschperhüsli auf der Buchenegg. Dort wird einem auf einem separat der Speisekarte beigelegten Menüblatt ein frisches Güggeli angeboten: kräftig gewürzt und in Butter goldgelb gebraten, mit Pommes frites und einer Schale Kräuter-Rahm-Butter-Sauce im originellen «Häxechörbli». Preis: Fr. 26.80. Aus der Beschreibung glaubte ich, ein ganzes Güggeli erwarten zu können. Als im Chörbli nur die Teile eines halben Poulets lagen, dachte ich zuerst, die andere Hälfte werde warm gehalten. Doch die Geschäftsführerin klärte mich dann auf: Die Speisekarte sage nicht «ein frisches Güggeli», sondern man lese «ein frisches Güggeli».
Renato Suter, Zürich (1998)
Warum müssen Ende Februar bereits überall die Schoggihasen für Ostern ausgestellt werden? Dies ist genauso unsinnig, wie Anfang November die Weihnachtsdekoration in die Schaufenster zu stellen. Haben wir denn jedes vernünftige Mass verloren?
Doro Portmann, Gersau (1991)
Ich stehe zur schweizerischen Landesverteidigung und habe deshalb an meinem Auto den Kleber «Alle reden vom Frieden, unsere Armee schützt ihn». Ob dieser Kleber Anlass war, dass mein Auto zerkratzt wurde? Und das in der Nähe des Telldenkmals! Wie soll es in der Welt Frieden geben, wenn nicht einmal in der kleinen Schweiz die Meinung eines anderen toleriert wird?
Thomas Fuchs, Bern-Bümpliz (1991)
Zum zweitenmal hat der Pistolenschützen-Verein Wängi TG ein «Brudermord-Erinnerungsschiessen» durchgeführt, das an eine Bluttat im 13. Jahrhundert erinnern soll. Die Pistolenschützen könnten heute wohl kaum ein geschmackloseres Schiessen begehen, an dem der Titel eines «Brudermord-Meisters» vergeben wird.
H.S. in B. (1983)
In einer Berner Zeitung würden kürzlich freie Wohnungen mit folgendem Argument zum Verkauf angepriesen: «In Oberwichtrach wiegt Sie das sanfte Rauschen der Autobahn in den Schlaf.» Einmal mehr bestätigt sich, dass Originalität und Geschmacklosigkeit nicht allzuweit auseinanderliegen.
W.H. in B. (1983)
Ich bin mir klar darüber, dass die Familienplanung aus dem modernen Leben nicht mehr wegzudenken, ja eine Notwendigkeit unserer Tage ist. Dennoch empfand ich es als Schweinerei, dass eine Firma für Ehehygiene in Lausanne in unserer Gegend zu Tausenden offene Bestellkarten in alle Briefkästen werfen liess. Unter dem herausgestellten Titel «Kinder? Natürlich schaffen wir uns Kinder an, aber den Zeitpunkt bestimmen wir selbst!» wurden jedermann offen ein «Katalog sowie Gratismuster» angeboten. Ich meine: auf diese Weise dürfe das Thema nicht in die Familien und unter jede Dorf- und Stadtjugend getragen werden. Nur weil eine hemmungslose anonyme Geschäftemacher-Gesellschaft dick verdienen will, braucht es sich doch die Bevölkerung nicht gefallen zu lassen, dass man sie so mit unverschlossen versandten Verhütungsangeboten überschwemmt.
F.Z. in O. (1969)