Menschen am Rasen
Fussball hat viel von seinem Charme verloren: Abseits des Rasens liefern sich Fans und Ordner einen eigenen Match. Eine unaufgeregte Rundumsicht auf eine Partie der Schweizer Meisterschaft. <br /><br />
Veröffentlicht am 8. Mai 2012 - 08:49 Uhr
«Sofort Linie!» Bernhard Blaser, Einsatzleiter der Berner Young Boys, ein Mann der knappen Befehle, wird noch knapper. Sein Blick klebt an den sieben Monitoren im Führungsraum hoch über dem Spielfeld, auf dem YB soeben den FC Zürich 1:0 besiegt hat. Doch das Sportliche ist Nebensache. Blaser hält das Funkgerät in der Hand. Am Monitor sieht er, wie acht Sicherheitsleute der Protectas – schwarze Kombi, Schutzhelm, Arm-, Bein- und Brustpanzer, Schlagstöcke – zur Tür vorrücken.
Ein Metallstift, der sich verbiegt, ein Gittertor, das plötzlich einen Spaltbreit offen steht, und das x-fach eingeübte Sicherheitsdispositiv gerät für einen Moment in Schieflage. Es ist das wichtigste Tor im ganzen Stadion: Es trennt die Fans des Gastklubs von den übrigen Zuschauern. Die Protectas-Ordner in Vollmontur stemmen sich gegen die Gitterstäbe. Auf der anderen Seite rennt ein Pulk von vielleicht 15 Jugendlichen dagegen an, aggressiv, aufgeladen. Zu zweit und zu dritt werfen sie sich gegen das Gitter, bis die Metallbolzen nachgeben. Nur die Protectas-Männer auf der anderen Seite halten noch dagegen.
Per Funk verlangt ihr Chef das Okay, Pfefferspray einsetzen zu dürfen. Die Randalierer ziehen sich in die WC-Räume zurück und sind dann mit Abfalleimern wieder da, die sie gegen das Gitter schmeissen. Erst eine zweite Ladung Pfefferspray beruhigt die Situation.
Wäre die rasende FCZ-Gruppe auf abziehende YB-Anhänger getroffen, wäre in den Kommentaren der Online-Medien wieder die übliche Debatte entbrannt. Dann hätte sich etwa User Stierli wieder gemeldet, wie beim letzten Mal, als er sich fürchterlich über «wöchentlich demolierte Fanzüge, Schlachtfelder in den Städten und Zwischenfälle mit Pyros» enervierte, worauf ihm Leser Zbinden die Meinung gegeigt hat: «Stierli, du hast ja keine Ahnung! Komm doch mal an einen Fussballmatch.»
Der kleine Disput im Internetforum einer Tageszeitung könnte eine Zusammenfassung der Schweizer Super-League-Saison sein, die in diesen Tagen zu Ende geht. Ab und zu ging es zwar tatsächlich um Fussball. Weit häufiger aber – medial geschürt und bisweilen absurd überhitzt – um Fragen der Sicherheit.
Stierli und Zbinden stehen für die unterschiedlichen Sichtweisen der immergleichen Debatte: «Böse/gute Fans leben ihre Fankultur aus, böse/gute Security ist für die Sicherheit besorgt», wie es das Fanmagazin «Zwölf» auf einen Nenner bringt – treffend in seiner ganzen Ambivalenz.
Abseits des Rasens liefern sich die Akteure ein Schattenboxen mit eigenem Regelwerk, wie das Matchprotokoll der Partie zeigt: eines von 162 Saisonspielen, sportlich unbedeutend, aber sicherheitshalber als «Hochrisikospiel» deklariert.
Fünf Stunden vor dem eingangs geschilderten «Ereignis» steht Bernhard Blaser, YB-Kittel, gelbschwarze Krawatte, im Medienzentrum des Stade de Suisse und begrüsst die Sektorchefs zum Briefing. Knapp 20 Leute sitzen um den grossen Konferenztisch. «Auftrag: Sicherstellen der Sicherheits- und Platzorganisation des Spiels YB - FCZ», steht auf der Leinwand. Man erwartet um die 18'000 Zuschauer, davon 500 bis 1000 Gäste aus Zürich, unter ihnen 150 bis 250 «problematische» – also solche, die Pyros zünden könnten: bis zu 2000 Grad heisse Fackeln, selbstverständlich verboten. Oder solche, die Randale machen werden. Vielleicht.
330 Leute des Stade de Suisse stehen an dem Abend im Einsatz, mit wenigen Ausnahmen alles Teilzeitmitarbeiter. Freiwillige Helfer, die mit 20 Stunden Ausbildung («Recht, praktische Psychologie, Stadionkenntnisse und Betriebsabläufe») und für 22 Franken pro Stunde für Ruhe, Ordnung und Sauberkeit sorgen sollen. Jede und jeder trägt ein persönliches Handbuch auf sich. Darin: Pläne mit den Fluchtwegen, Telefonnummern, Funknamen, das Nothilfeschema («ABCD») sowie das exakte Pflichtenheft für die einzelnen Posten.
Das Handbuch ist Hans Harnischs Stolz. Vor sechs Jahren hat er angefangen, die Sicherheitsorganisation im Stade de Suisse aufzubauen. Seine «Eventualplanung» umfasst Vorgehensweisen für 30 unerwünschte, aber mögliche Ereignisse: Fackeln, Schlägereien, Platzstürme. «Wie in der Fliegerei», schwärmt Harnisch. Der Sicherheitschef des Stadions hat 14 Jahre bei der Swissair gearbeitet, ehe er dazu überging, den Ablauf von Fussballspielen zu disziplinieren.
20 Sitzreihen, am Anfang jeder Reihe ein Steward in einer gelben Sicherheitsweste. Mit dem «Los!» des Sektorchefs setzt sich die Kolonne zur Sicherheitsinspektion in Bewegung. Stuhl für Stuhl werden fast 30'000 Sitzplätze aufgeklappt und auf Funktionstüchtigkeit und Sauberkeit überprüft. Und auf versteckte Pyros. Die Suche bleibt ergebnislos.
Kantonspolizist Jürg Straubhaar legt den Kopf etwas schief, lauscht der Stimme aus dem Knopf in seinem Ohr. «Der Extrazug mit den Zürcher Fans ist in Zollikofen durch», sagt er dann. Straubhaar, Chef des Dialogteams der Berner Kantonspolizei, blickt über den leer gefegten und abgesperrten Platz vor dem Bahnhof Bern Wankdorf.
In fünf Zweiergruppen ist das Dialogteam rund ums Stadion unterwegs, betont friedfertig uniformiert, mit Krawatte statt Helm, mit Namenstäfeli statt Schutzschild. Deeskalierend soll das wirken. Straubhaar und seine Leute wollen als Ansprechpartner wahrgenommen werden, nicht als hochgerüstete Ordnungshüter. Angst habe er noch nie gehabt, «aber falls die Situation ausser Kontrolle gerät, darf man sich nicht zu schade sein, zu verschwinden und die Arbeit den Kollegen zu überlassen».
Die «Kollegen», das sind die Polizeigrenadiere in Vollmontur. Ein gutes Dutzend von ihnen hat sich auf der Winkelriedstrasse hinter Sperrgitterfahrzeugen verschanzt; auch ein Wasserwerfer steht bereit. «Helm auf!», befiehlt der kommandierende Polizist. Die FCZ-Fans marschieren die kurze Strecke zum Stadion durch den «Raubtierkäfig», einen kurz zuvor montierten Metallzaun, der sie von der Restwelt abschneidet. Einzelne «Scheiss YB»-Rufe, ein paar ausgestreckte Mittelfinger – doch sonst kommt der blau-weisse Trupp in lockerer Formation so gemütlich daher, als befände er sich auf einer Radiowanderung. «Was ist denn mit denen los?», wundert sich sogar Hans Harnisch, der Sicherheitschef des Veranstalters.
Peter Bürki ist mit dem gesitteten Anmarsch der Zürcher zufrieden. Er ist Sicherheitsverantwortlicher des FCZ, seit sechs Jahren bei jedem Spiel dabei. Er weiss um das miese Image der Ultras, es ist ihm auch bewusst, dass er es nicht mit einem Kinderchor zu tun hat. Aber Bürki kennt die Fans der «Südkurve» eben nicht nur aus der Zeitung, und deshalb sagt er: «Das sind gute Leute.» Zuletzt seien die FCZ-ler auch bei Auswärtsspielen für ihr Verhalten gelobt worden. «Doch darüber schreibt niemand einen Artikel.»
Zehn Zürcher Fanbetreuer haben die FCZ-Anhänger nach Bern begleitet. Telefonische Nachfragen in den Fanzug haben eine halbe Stunde zuvor ergeben: keine besonderen Vorkommnisse. Nicht gemeint ist damit, dass der Match Pyro-frei bleiben wird. Im Gegenteil: «Abendspiel = Pyros». Das hat Bürki schon vor ein paar Tagen lakonisch auf dem sogenannten Abspracheprotokoll festgehalten, mit dem der gastgebende und der besuchende Verein das Risikopotential der Partie grob abstecken.
Die Gästefans wissen, was sie beim Stadioneingang erwartet: ein dichtes Spalier von Protectas-Mitarbeitern in Kampfmontur, die sie abtasten, ihre Taschen durchsuchen. Oben an der Treppe beobachtet der Chef des Ordnungsdiensts («keine Namen bitte») die Szenerie. Er ist es, der den ersten Pyro-Schmuggler entdeckt: «Wir haben einen ‹Hit›», meldet der Protectas-Chef zufrieden und fast etwas erregt. Sprich: eine Fackel gefunden. Der junge Zürich-Fan wird der Polizei übergeben, wegen «Zuwiderhandlung gegen das Sprengstoffgesetz».
Oben im Zürcher Sektor wird eine Zaunfahne der «Locherguet-Jungs» montiert. Das verheisst nichts Gutes. Der notorisch gewaltbereite Haufen ist von den anderen FC-Zürich-Anhängern geächtet. In letzter Zeit waren die «Jungs» bei Auswärtsspielen kaum vertreten – heute, am 1. Mai, sind von ihnen gleich 40, 50 Leute da, wie der Fanbegleiter Peter Bürki schätzt.
Eine halbe Stunde vor dem Spiel mischen sich vor dem Sektor D Zuschauer mit FCZ-Schals zwischen wartende YB-Fans. Ein Zürcher Bub schwingt im Vorbeigehen ungeniert die blau-weisse Fahne. Keiner reagiert – ein friedliches Nebeneinander. Es geht beim Spiel zwar noch darum, wer sich einen Europa-League-Platz sichert. Aber die Stimmung erinnert an ein Freundschaftsspiel.
Dass die YB-Fans bald «fackeln» werden, weiss Hans Harnisch, bevor die Pyros brennen: Die Fahnen in Sektor D sind so aufgespannt, dass vom Führungszentrum aus nichts zu erkennen ist. «Gleich gehts los», sagt Harnisch.
Die Berner Anhänger enttäuschen ihn ebenso wenig wie die Gegenseite: Als auf dem Feld die Spieler einlaufen, werden in beiden Fansektoren Fackeln gezündet. Besonders der FCZ-Fanblock, gleich neben dem Familiensektor, nebelt sich selbst komplett ein. Ein etwa neunjähriges blondes Mädchen im FCZ-Shirt fragt seine Mutter stirnrunzelnd, warum die das machen, der Speaker habe doch gesagt, es sei verboten. Die Mutter zuckt mit den Schultern: «Sind halt Tuble.» Die Kleine nickt. Die Leute auf der Familientribüne halten sich Schals und Jacken vors Gesicht, einige rufen Richtung FCZ-Kurve: «Arschlöcher!»
Manierlicher geht es in der Future Lounge unter dem Dach der Haupttribüne zu. Für Besucher der gehobenen Klasse ist das Spiel eher Nebensache. Hier ist Fussball so, wie ihn moderne Funktionäre gerne hätten: ein Event – sehen und gesehen werden. Während sich die Mannschaften schon die ersten Zweikämpfe liefern, leert sich die Lounge nur langsam, viele verharren bei ihrem Glas Rotwein am weissgedeckten Stehtisch.
In der YB-Kurve raut der Vorsänger seine bereits wunden Stimmbänder weiter auf: «Hopp YB! Hopp YB!» Seine Adern an Hals und Schläfe pulsieren im Takt. Die Kurve absolviert das Programm an Gesängen etwas weniger angestrengt. Das «Young!»-«Boys!»-Pingpong mit der Gegentribüne versandet schon nach vier-, fünfmaligem Hin und Her.
Vis-à-vis haben auch die Zürcher ihr Repertoire angestimmt, das sie mit ein paar Pausen 90 Minuten durchziehen werden. Aus den Liedern geht hervor, was wirklich wichtig ist in der ziemlich engen Welt der Stadionrampen: der Verein, die Stadt – und man selbst. «Nüt isch so wie du und keine isch so wie mir! FCZ!»
13. Spielminute: FCZ-Goalie Leoni pariert einen Freistoss, die YB-Fans beklatschen den ansehnlichen Versuch. Eine asiatisch aussehende Dame, die erst noch schweigend Wurst und Bier genoss, drückt im Familiensektor mit geschlossenen Augen ganz fest die Daumen. Oder sie betet. Für wen oder was, ist unklar.
43. Spielminute, YBs Raul Bobadilla trifft zum 1:0. In der Berner Kurve flammt es. Auf Knopfdruck mahnt eine sanfte Lautsprecherstimme die Fans, das Zündeln bleibenzulassen: «Dir gfährdet mit öichem Verhalte öich u angeri Zueschouer erheblech.» Die Botschaft ist so blutleer wie Supermarktwerbung für Rüebli im Sonderangebot und entsprechend wirkungslos. Pyros sind Freudenfeuer.
Pausenpfiff. Die Warteschlange vor der Damentoilette im Sektor der Berner Fans ist so lang, dass sich immer mehr Frauen zum Gang auf die Herrentoilette entschliessen. Was sie dort erwartet, ist nicht viel besser: Gleich durch zwei Eingänge schieben Männer sich und ihren Harndrang in den überfüllten Raum.
Konzentrierte Blicke auf die Video-Monitore im Führungszentrum. Ein «Spotter» der Polizei, ein Kenner der Berner Fanszene, hat per Feldstecher einen YB-Ultra entdeckt, der Stadionverbot hat und folglich nicht hier sein dürfte. Nun versucht ihn der Operateur zu lokalisieren und zu filmen. Die Kamera steuert er mit einem Joystick, als wärs ein Videospiel.
Ebenfalls gesucht: ein FCZ-Anhänger, der eine Fackel gezündet haben soll. Der Video-Operateur hat Aufnahmen der Überwachungskameras: ein Mann in Jeans und Turnschuhen, der mit dem Feuerwerk offensichtlich etwas zu tun hatte. Die Kamera zoomt in Gesichter, jeder Bartflaum ist messerscharf zu sehen.
Hochbetrieb auf den Gängen und vor den Verpflegungsständen. Für etliche Besucher muss auf die zweite Halbzeit ein neues Bier her, für viele auch endlich feste Nahrung. Der Klassiker hierbei ist – trotz unkontrolliert austretenden Fettspritzern – die gebrühte YB-Wurst.
Der FCZ versiebt eine Chance – und seine Anhänger auf der Familientribüne werden fordernder: Die «FCZ, FCZ, FCZ»-Rufe werden lauter. Als ein YB-Spieler etwas länger als objektiv nötig auf dem Rasen herumrollt, grummeln die FCZ-ler vor sich hin, verdrehen die Augen, einer meint erbost: «Das machen die immer, wenn sie führen.» Sogar der blonden Neunjährigen rutscht ein «Scheiss YB» heraus. Verschreckt blickt sie zu ihrer Mutter, die so tut, als hätte sie es nicht gehört.
«Der BSC YB bedankt sich bei 17'236 Zuschauern», sagt der Lautsprecher. Auf dem Monitor, der im Führungsraum jederzeit anzeigt, wie viele Leute sich gerade im Stadion befinden, leuchtet eine andere Zahl: 12'952. Es sieht einfach besser aus, wenn man die 13'500 verkauften Saisonabos nimmt und zusätzlich die für den Match separat verkauften Tickets dazuzählt.
Die Stimmung unter den Bernern ist lau. Doch dann bricht die 75. Spielminute an – Countdown, Pyro und YB-Singsang: «YB-Viertelschtund, YB-Viertelschtund». Das sind jene 15 Minuten, in denen die Berner der Legende nach besonders stark spielen. Gegenüber im Familienblock ist die Neunjährige aus Zürich langsam entnervt: «Jetzt fanged die scho wider aa zöisle, näi eerli!»
Der FC Zürich verliert trotz kleinem Schlussfurioso, die YB-Kurve darf wieder mal ihr Team feiern. Die FCZ-Familie mit der blonden Kleinen packt ihre Siebensachen und schlendert zum Ausgang. Vom «Ereignis» am Gittertor, keine 50 Meter entfernt, merken sie nichts: Eben ist es dem Protectas-Trupp gelungen, die Chaoten mittels Pfefferspray zurückzudrängen. Dann gehen die Hitzköpfe – die «Locherguet-Jungs», wer sonst? – auf andere FCZ-Anhänger los. Ein Konflikt in den eigenen Reihen: Das wird dann wieder auf die Kurve als Ganzes zurückfallen.
Einsatzleiter Blaser gibt per Funk Befehl, die Türen des Gästesektors zu öffnen. Diese sind nach dem Spiel 30 Minuten verriegelt geblieben, um eine Durchmischung der Fangruppen zu verhindern. Die FCZ-Anhänger sollen direkt Richtung Bahnhof marschieren.
Die meisten tun das brav, aber einige klettern über einen Zaun und biegen in die andere Richtung ab. Hier treffen sie auf rund 30 grösstenteils weibliche Stewards. Sie sollen Berner darauf hinweisen, dass der Weg zum Bahnhof zurzeit den Zürcher Fans vorbehalten ist. Etwas unbeholfen spannt die Reihe der Ordner ein Plastikabsperrband über die Strasse. Das beeindruckt die von hinten nahenden FCZ-ler nicht im Geringsten. Die gutgelaunten unter ihnen sind belustigt: «Sind ja alles nur Meitli», ruft einer – und marschiert geradewegs durch die Reihe der zierlichen Stewards.
An dieser Stelle ist die so minutiös vorbereitete Fan-Trennung kläglich gescheitert. Die Zürcher könnten nun auf die Berner los, wenn sie denn wollten – aber sie wollen nicht. Sie möchten nur noch heim. Verlieren tut schon weh genug.
Im Führungsraum sorgt die ungewollte Fan-Durchmischung, so harmlos sie auch ist, für Aufregung: «Itz hei eui Lüt d Sempacherstrass gäge Quartierplatz uftah!», flucht ein Polizeioffizier – Funkname «Tiger». Nach kurzer Beratung beschliesst man gemeinsam, die Steward-Reihe um 90 Grad zu drehen.
Dem Befehl wird umgehend Folge geleistet – so umgehend, dass der Fahrer des wegfahrenden Wurstwagens gehörig auf die Bremse steigen muss. Eine Reihe Polizisten eilt herbei, um zu deeskalieren, wo es nichts zu deeskalieren gibt. Am Ende stehen sich Polizisten mit Gummischrotgewehren und Stewards mit Plastikband Angesicht zu Angesicht gegenüber, dahinter wartet der Wurstwagen. Die Szene hat etwas Skurriles – Zeit, den Abend zu beenden.
Der YB-Sicherheitsdienst vermeldet den Ertrag des Tages: «Bildmaterial von ca. 15 Personen wegen Landfriedensbruchs im Gästesektor; Bildmaterial einer Person beim Zünden von Pyro im Gästesektor; eine Person mit Hausfriedensbruch (trotz gültigem Stadionverbot am Spiel) im Sektor D; zwei Anhaltungen beim Eingang Gästesektor von Personen mit Pyro.»
Einsatzleiter Blaser zieht vor den versammelten Sektorchefs ein Kürzestfazit: «Chli öppis gloffe hütt.»