Roger Federer und der Knatsch um die 5G-Antenne
Roger Federer ist der bekannteste Werbebotschafter für 5G. In seinem Wohnort Valbella GR haben die Einwohner aber gerade wenig Freude an gewissen Folgen der neuen Technologie.
Veröffentlicht am 28. März 2019 - 16:59 Uhr,
aktualisiert am 28. März 2019 - 13:58 Uhr
Roger Federer, weltbester Tennisspieler und berühmtester Einwohner von Valbella GR, ist bekanntlich auch prominentester Werbebotschafter für 5G, der neuesten Mobilfunktechnologie. Den Plakaten, auf denen er eine Virtual-Reality-Brille trägt und die Möglichkeiten des superschnellen Netzes preist, ist schweizweit kaum zu entkommen.
Jetzt sorgt 5G jedoch ausgerechnet in Valbella für Ärger. Oder zumindest die Folgen, die «praktisch Glasfaser-Internet durch die Luft» (so die Werbung) eben auch mit sich bringt. Mitten im Bergdorf soll eine 45 Meter hohe Mobilfunkantenne aufgebaut werden, direkt neben Familienwohnungen, unweit von der Kirche. Das gefällt vielen nicht.
«Wir wollen keine solche Antenne an diesem Ort», sagt Einwohner Kaspar Jörger. Zusammen mit anderen Einwohnern und Ferienhausbesitzern ist er aktiv im «Comité contra Mobilfunkturm Valbella». In wenigen Tagen haben sie im Bergdorf über 220 Unterschriften gesammelt und Mustervorlagen für Einsprachen verteilt. Die Kritik: Der Stahlbau überrage alle Häuser und Bäume ringsherum und verschandele das Ortsbild. Viele Anwohner machten sich auch Sorgen wegen der Strahlung .
Der Zorn richtet sich jedoch nicht gegen den Tennisgott («in keinster Weise, er hat mit dem Ganzen überhaupt nichts zu tun», so Jörger), sondern gegen die Bürgergemeinde Vaz/Obervaz, von der Valbella ein Teil ist. Ihr gehört das Land, auf dem die Antenne hinkommen soll, sie hat für das Projekt grünes Licht gegeben. Gemäss Jörger hat man im Dorf jedoch erst von dem Vorhaben erfahren, als eines Tages die Bauvisiere in den Himmel ragten.
Der Präsident der Bürgergemeinde will gegenüber den Medien keine Stellung nehmen. An der Bürgergemeindeversammlung Ende März musste er den Anwesenden jedoch Rede und Antwort stehen. Die Problematik ist die gleiche wie überall, wenn es um Handy-Antennen geht. Kaspar Jörger sagt: «Wir sind nicht gegen 5G , diese Technologie ist unbestritten notwendig für Graubünden. Bestritten ist jedoch der Standort, wo diese Antenne hinkommen soll.»
Nichtdestotrotz: Wie man liest, will Roger Federer mit seiner Familie dem Bündner Bergdorf den Rücken kehren und nach Rapperswil-Jona SG ziehen. Dass er das wegen des Widerstands gegen die 5G-Antenne tut, scheint aber ausgeschlossen. Es ist schliesslich auch die Swisscom und nicht Federers Sunrise, die hinter den Antennen-Plänen für Valbella steht.
Am Zürichsee beglückwünschen sich Anwohner und Politiker derweil bereits zum künftigen Nachbarn und Steuerzahler. Federers Werbeplakate für 5G, die auch in Rapperswil-Jona überall aushängen, wird wohl keiner von ihnen als Drohung empfinden.