«Hör doch auf mit dem Quatsch!»
Kinder, die ständig herumblödeln, machen sich auf Dauer unbeliebt. Wie kommt es dazu? Wie kann man ihnen helfen?
Veröffentlicht am 2. Juli 2012 - 16:48 Uhr
Grimassen schneiden, Witze reissen, auffallen um jeden Preis: Wer kennt ihn nicht, den Gruppenkasper oder Klassenclown? Da ist zum Beispiel der sechsjährige Noah, der beim Vorlesen ständig dazwischenquatscht und rumblödelt. Oder die gleichaltrige Jessica, die meint, wenn sie immer wieder aufsteht und sich im Kreise dreht, fänden sie die anderen alle cool. Doch die anderen finden das eben gar nicht so toll.
Anfangs haben die beiden die Lacher auf ihrer Seite. Nimmt das «Herumkaspern» und «Aus-der-Reihe-Tanzen» jedoch kein Ende, nervt es nur noch. Je mehr Noah und Jessica immer wieder Grenzen überschreiten, weil sie Aufmerksamkeit wollen, desto mehr können sie auf Ablehnung stossen und ins soziale Abseits geraten. Es gibt kaum ein Entrinnen aus diesem Teufelskreis.
Die «Clowns» sind auf die Unterstützung von Lehrpersonen und Eltern angewiesen, um aus ihrer Rolle wieder ausbrechen zu können. Allein gelingt ihnen das meist nicht. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, das störende und auf Dauer auch selbstzerstörerische Verhalten zu verändern. Dabei steht die Frage nach dem Warum im Vordergrund. Mögliche Gründe für das auffällige Verhalten des Kindes sind die folgenden:
- Es ist unsicher und weiss nicht, was von ihm erwartet wird – welches Verhalten ihm positive Zuwendung beschert.
- Es wird von den anderen ausgegrenzt und ausgelacht.
- Andere drängen es in diese Rolle hinein.
- Es glaubt nicht an seine Fähigkeiten und es fehlt ihm an Erfolgserlebnissen.
- Es ist über- oder unterfordert.
- Es ist durch die Trennung der Eltern oder die Geburt eines Geschwisters irritiert.
Es hilft, genau zu beobachten, in welchen Situationen das Kind rumblödelt. Wird es immer dann auffällig, wenn es in der Gruppe etwas vortragen soll, so fürchtet es vielleicht, etwas falsch zu machen. Gute Betreuung könnte das Problem lösen. Fühlt sich ein Kind stets überfordert, hat die gezielte Förderung Priorität. So wird es immer mehr Positives erleben. Unterforderte und gelangweilte Kinder können sich allenfalls durch die Lösung schwieriger Aufgaben beweisen. Manchen dienen auch klare Rückmeldungen, damit sie verstehen, was von ihnen erwartet wird.
Mit konsequenter positiver Unterstützung gelingt es meist, das störende Verhalten abzubauen. Immer wenn sich ein Kind kurz zurückhält, ruhig zuhört oder konzentriert mitspielt, sollte es gelobt werden. So wird ihm bewusst, wie es positive Aufmerksamkeit auf sich lenken kann.
Damit sich das Verhalten ändert, sind zudem Alternativen gefragt. Beispiele: Bevor das Kind mit den Essensresten spielt, könnte es aufgemuntert werden, schon mal den Tisch abzuräumen, damit es Platz gibt fürs Dessert. Wer gern singt, könnte im Kinderchor das Richtige finden, Sportskanonen im Sportverein.
Im Zentrum stehen jegliche Begabungen oder auch Vorlieben. Fühlen sich Heranwachsende in einer Sparte sattelfest, haben sie Erfolg, sind anerkannt und können ihre überbordende Energie sinnvoll einsetzen. Und wer weiss, vielleicht wird aus dem Grimassenschneider doch einmal ein witziger Komiker, weil er schon als Kind die Möglichkeit erhielt, sein Talent in einer Theatergruppe auszuleben.
3 Kommentare
Natürlich ist dieses Verhalten auf Dauer eine Lösung. Es sehe das komlett anders. Ich lebe danach seit fast 23 Jahren und bis jetzt hat nur die Gesellschaft Probleme damit, dass man sich ihr nicht anpasst oder aus der Reihe tanzt. Man ist nicht auf der Welt um so zu sein wie andere einen gerne hätten, sondern um so zu sein wie man ist. Individualismus ist das wichtigste was es heute auf der Welt fast gibt. Genauso wie Toleranz. Ich habe keine schlechten Noten bekommen und bin nicht in der Schule abgesackt, wie im Artikel beschrieben. Ich habe ein wirklich gutes Abitur gemacht und studiere jetzt Soziale Arbeit. Zudem bin ich immer noch zu jeder Zeit allgegenwärtig Entertainer oder auch Klassenclown.
Vielen Dank sehr geehrte Leserschaft, bei Fragen können Sie sich gerne bei mir melden. Tobias
Lieber Tobias,
Ich habe einen 9 jährigen Sohn, der auch unheimlich gerne Quatsch macht. Er ist jetzt in der 3. Klasse und auf einer wirklich guten Schule. Aber er bekommt immer mehr Schwierigkeiten. Die Lehrerin sagt, dass er intelligent ist und auf ein Gymnasium kann, aber er bringe sie auf die Palme ( sie ist die 3. Lehrerin, die so empfindet) die Mensadamen legen sich mit ihm an, weil er ihnen zuviel redet. Der Sporttrainer sagt, dass er aus der Mannschaft fliegen wird, wenn er nicht mit dem Quatsch aufhört. Er hat momentan jeden Tag Ärger und dann auch noch mit uns zu Hause, weil wir nicht weiter wissen. Ich habe aber auch das Gefühl, wir sind gezwungen ihn komplett zu verbiegen, damit er ins System passt....
Hatten sie denn auch Probleme mit Lehrern usw.? Sorry, dass ich so blöd frage, aber ich bin ziemlich verzweifelt.... LG Frühling
Hallo Tobias und was machten deine Eltern sind sie zu dir gestanden ? Was haben sie sont noch gemacht mit dir jeden Tag darüber geredet